Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
für einen kurzen Spaziergang …
„So, die Schule ist für heute beendet! Ihr könnt zusammenräumen!“, rief Herr McKay, unser Englischlehrer, in die Klasse hinein. Endlich war die Schule aus. Ich packte geschwind meine Sachen zusammen, wünschte dem Lehrer noch einen schönen Nachmittag und lief in die Garderobe, um mich umzuziehen. Heute wollte ich besonders flink sein. „He, schaut mal, unsere allwissende Tara ist ja heute mal wieder ganz besonders schnell. Was das wohl für einen Grund hat!? Aber vielleicht will sie sich ja noch bei den Lehrern einschmeicheln“, spottete Julian von hinten. Wir besuchten gemeinsam die 10. Klasse. Oft ärgerte er mich, aber immer ohne Grund. „Ach, halt doch deinen Rand“, fuhr ich ihn an und lief an dem Jungen vorbei. Ich wollte nur raus aus dem Schulhaus. Weg von den nervigen Mitschülern, die mich eh nicht verstanden.
„Hallo, ich bin wieder da!“, rief ich beim Hineingehen ins Haus, doch keiner antwortete mir. Ich war allein. „Umso besser“, dachte ich mir und legte meine Schultasche auf dem Gang ab. Ich lief in die Küche und fand einen Zettel auf der Anrichte:
„Sind weg. Essen steht in der Mikrowelle zum Aufwärmen. Du weißt ja, wie es funktioniert, Großmutter.“
Nichts weiter. „Auch in Ordnung“, murmelte ich vor mich hin und begann das Essen aufzuwärmen. Alles sollte ganz schnell gehen, damit ich nachher noch meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen konnte. Ich hatte sie schon seit zwei Tagen vernachlässigt. Hoffentlich war sie mir nicht böse …
Der Mond
Nachdem ich das Essen heruntergeschlungen hatte, zog ich mir wieder meine Jacke und die Turnschuhe an. Einen letzten Blick in den Spiegel und ich war raus aus der Tür. Ich holte den Hausschlüssel aus meiner Hosentasche, lief die Straße entlang und blieb vor einem kleinen Haus mit Garten stehen. Die Garage war offen, der Besitzer -offensichtlich weggefahren. Um das Haus zog sich ein hoher Zaun. Am Gartentor hing ein Schild mit der Aufschrift: „Vorsicht – hier wache ich!“ und dem Bild von einem Hund. Aber es war nicht irgendein Hund, sondern ein Golden Retriever. Ich liebte diese Hunderasse. Sie hatten so ein glänzendes Fell und so einen lieben Charakter. Die Bewohnerin des Hauses besaß einen. Sie hieß Andrea Richter, wie das Postkastenschild verriet.
Andrea war eine sehr sympathische und hübsche Frau, die ich sehr mochte. Leider war sie Krankenschwester und hatte deswegen kaum Zeit für Luna, ihre Retrieverhündin. Mich störte das allerdings nicht, denn eines Tages hatte mir Andrea ihren Hausschlüssel in die Hand gedrückt und gesagt, ich solle doch, wenn es gehe, einmal am Tag bei Luna vorbeischauen, was sie so treibe. Ich hatte mich riesig gefreut und natürlich sofort eingewilligt. Seit diesem Tag versuchte ich immer, Luna zu besuchen. Sie war meine beste Freundin. Ich konnte ihr alles erzählen und sie hörte mir immer zu. Manchmal legte sie sogar den Kopf schief und dann sah es aus, als wolle sie alles ganz genau verstehen.
Ich sperrte das Gartentor auf und hörte Luna schon von innen an der Tür kratzen. In meiner Jackentasche suchte ich nach den Leckerlis und holte einige heraus. Geschwind schloss ich die Tür auf und stolperte ein paar Schritte zurück, denn Luna kam wie von der Tarantel gestochen aus der Tür geschossen. Sie sprang an mir hoch und leckte mir übers Gesicht. „Ist ja gut! Du tust ja so, als hätten wir uns schon Jahre nicht mehr gesehen!“, begrüßte ich sie und streichelte ihr sanft über den Kopf. Schließlich hatte die Hündin begriffen, dass ich etwas zum Naschen für sie dabeihatte. Gierig schnüffelte sie an meiner Hand und begann gleich zu fressen, als ich ihr die offene Handfläche hinhielt. „Du gieriges Vieh! Tust so, als hättest du nichts mehr zu fressen bekommen“, neckte ich sie und die Hündin bellte freudig zurück. Dann gingen wir ins Haus und ich füllte ihr eine Schale mit frischem Wasser. Die Küche war recht groß und Luna hatte einen eigenen Fressplatz bekommen. Ich hatte für sie den Teppich ausgesucht, auf dem die Schüsseln standen. Darauf sah man Hunde und Sterne abgebildet. Luna schlapperte das Wasser herunter und ich ging in den Flur, wo die Leine am Heizkörper hing. Auf dem Brett fand ich eine Nachricht von Andrea. Sie bedankte sich, dass ich ihr „die Arbeit“ mit Luna abnahm.
Ursprünglich wollte Andrea Luna gar nicht aufnehmen. Doch ihre Mutter war plötzlich verstorben und hatte erst einige Wochen
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