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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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zur fraglichen Zeit in meiner Wohnung war.»
    Jan zog die Augenbrauen hoch, sein Gesicht drückte Überraschung aus. Er tippte sich mit einem Finger gegen die Schläfe. Es war nicht mehr nur die freundlich süße Stimme eines Psychopathen, sein Verhalten war exakt auf den Tonfall abgestimmt.
    «Richtig, der Pizzabote. Den hatte ich völlig vergessen. Wie war das noch?»
    Bevor sie ihm antworten konnte, hob er die Hand.
    «Moment mal! Nur dass uns gleich kein Fehler unterläuft. Wir sind kurz nach vier von meinem Haus weg.»

    «Um halb fünf.»

    «Auch gut, halb fünf. Wir waren noch in der Hohen Straße, weil du Einkäufe machen wolltest. Aber du hast nicht das Richtige gefunden. In deiner Wohnung waren wir ab sechs Uhr. Hast du nicht gesagt, der Pizzabote sei erst nach acht gekommen?»
    Greta nickte, und er lächelte bedauernd.
    «Da wird Niklas nicht viel machen können. Du hast kein Alibi für die Tatzeit, Greta.»
    Er strahlte sie an wie ein Kind, nur waren Kinderaugen nicht so kalt. Und sie hatte gedacht, er sei geistig weggetreten, als sie ihm das alles erklärte.
    «Was soll das, Jan?, fragte sie.
    «Was willst du?»
    Er wiegte unentschlossen den Kopf.
    «Weiß ich noch nicht. Ich überlege, was für mich günstiger ist. Was bekommt man für eine Falschaussage?»
    Wieder kam sie nicht dazu, etwas zu sagen. Er meinte fröhlich:
    «Du bist morgens etwas lahm, ein kleiner Morgenmuffel. Siehst du, allein aus dem Grund passen wir nicht zueinander. Ich bin Frühaufsteher, immer gleich hellwach und aktiv. Aber lass gut sein, quäl dein müdes Hirn nicht. Die Antwort kann ich mir selbst geben. Nicht so viel wie für einen Mord. Und wie steht’s mit Meineid? Ich müsste doch bestimmt schwören, dass wir beide zur fraglichen Zeit zusammen waren.»
    Den Schmerz in der Unterlippe spürte sie erst, als sie das Blut auf der Zunge schmeckte. Und im selben Augenblick sagte Jan:
    «Du hast dir auf die Lippe gebissen, Greta.»
    Gleichzeitig schnippste er mit Finger und Daumen vor.
    «Ach, da fällt mir ein, was ich dich noch fragen wollte. Siehst du, Blut war das Stichwort. Wo hast du eigentlich das blaue Kostüm und die weiße Bluse gelassen? Die Sachen lagen im Bad auf dem Boden. Ich hab in der Nacht danach gesucht, da waren sie weg.»

    «Niklas hat dein Blut damit aufgewischt und sie völlig ruiniert. Ich habe sie weggeworfen.»

    «Na, meinte er zweifelnd, «ob das eine gute Idee war? Wenn du die Sachen am Freitag getragen hast, könnte jemand denken, Niklas hätte sie aus einem anderen Grund beseitigt. Dann wäre es nämlich nicht nur mein Blut gewesen. Hast du sie am Freitag getragen?»
    Für einen Moment war ihr nach Schreien. Sie leckte das Blut von ihrer Lippe, dachte an die ursprüngliche Farbe des Kostüms und schaffte es, einen Hauch von Bedauern in die Stimme zu bringen.
    «Tut mir Leid für dich. Das Kostüm, das ich am Freitag getragen habe, war grau. Was im Bad auf dem Boden lag, war von Donnerstag. Ich hatte Kaffee verschüttet und die Flecken provisorisch ausgewaschen. Ich wollte mich am Freitag darum kümmern, sie gründlich zu entfernen. Dazu bin ich, dank deines Anrufs, nicht mehr gekommen.»
    Er nickte.
    «Klingt gut. Ich nehme an, es gibt ein Dutzend Leute, die dich am Freitag im grauen Kostüm gesehen haben.»

    «So viele nicht», sagte sie.
    «Aber einer von den wenigen ist Luis Abeler.»
    Jan lachte kurz und gehässig auf.
    «Ich bin in die richtige Gesellschaft geraten. Ein Oberstaatsanwalt, zwei Rechtsanwälte und ein Weib, das den Hals nicht voll kriegen konnte. Und alle waren sie gute Freunde. Aber eins sage ich dir, Greta. Ich lasse mich nicht verheizen.»

    «Das hat auch niemand vor, erklärte sie. Er zuckte mit den Achseln.
    «Warten wir es ab.»
    * Wir hatten vereinbart, uns kurz vor neun am Waidmarkt zu treffen. Ich wartete bereits, als sie ankamen. Greta sah trotz des aufwendigen Make-ups blass aus. Wir gingen hinauf in Karreis’ Büro. Nur Karreis und Feibert waren anwesend, niemand von der Staatsanwaltschaft. Ich hielt es für ein gutes Zeichen. Bei simplen Zeugenbefragungen saß der Staatsanwalt nicht dabei. Karreis verlor keine Zeit. Er begann mit Greta, erkundigte sich, ob sie ihrer Aussage von Freitag etwas hinzufügen möchte. Mir war nicht wohl in meiner Haut. Dass Jan im Bad über sie hergefallen war, wusste ich noch nicht, ebenso hatte ich keine Ahnung von der Unterhaltung, die sie beim Frühstück geführt hatten. Aber es war nicht zu übersehen, dass etwas zwischen ihnen

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