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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Karreis nickte erneut. Es sah nach Zustimmung aus. Später hörte ich, dass Tess von neun bis halb elf bei ihren Eltern und danach noch für eine Stunde bei ihrer Kosmetikerin gewesen war. Das K in ihrem Kalender, wie Greta vermutet hatte. Karreis holte vernehmlich Luft, bevor er zum nächsten Punkt kam: Der Dreizehn-Uhr-Termin, beziffert als . Tess hatte kurz vor ihrem Tod – laut gerichtsmedizinischem Befund im Höchstfall drei Stunden vorher –, Verkehr gehabt. Nicht mit Jan! Selbst wenn man vom späteren Todeszeitpunkt siebzehn Uhr dreißig ausging, bedeutete es: Um vierzehn Uhr dreißig hatte Tess mit einem Mann geschlafen. Und zu der Zeit war Jan in der Besprechung gewesen. Ich fasste es nicht. Halb drei! Genau um die Zeit hatte sie mich angerufen. Für einen Moment war ich nahe daran, zu protestieren. Tess konnte mir doch unmöglich erzählt haben, sie vermute, dass Greta und Jan hinter verschlossener Tür alles andere betrieben als Manuskriptarbeit, wenn sie selbst im Bett eines anderen Mannes lag oder diesem Bett gerade entstiegen war. Aber genau so musste es gewesen sein. Karreis erklärte, dass Tess sich dem Befund zufolge mit einem Liebhaber getroffen hatte. Nur schien Liebhaber ein so unpassender Ausdruck. Karreis sprach von speziellen, frischen Verletzungen. Und im Gegensatz zu mir schien er nicht der Ansicht, dass wir einen zweiten Unbekannten brauchten. Für ihn war Mandys Vater als Sadist glaubwürdig. Leider hatten sie bisher nicht den geringsten Hinweis auf seine Identität gefunden, auch nicht über die Telekom. Wenn das Telefongespräch um halb vier keine Finte gewesen war, musste Tess angerufen worden sein, von wem auch immer. Es gab nur den Beweis der Existenz eines Liebhabers. Mandy! Das Kind hatte die gleiche Blutgruppe wie der Mann, der seine Spuren in und an Tess’ Körper hinterlassen hatte. Furchtbare Spuren. Karreis sprach mit betont neutraler Miene. Die Blutgruppe allein erlaubte noch keine endgültige Aussage, zigtausend Männer hatten dieselbe. Der zuständige Staatsanwalt hatte eine DNA-Analyse in Auftrag gegeben. Karreis hatte schon jetzt keinen Zweifel, dass wir es mit ein und derselben Person zu tun hatten und nicht mit einem zweiten Liebhaber. Plötzlich fiel der Ausdruck Knast, den Jan geflüstert hatte, als wir in der Nacht zu dritt auf der Treppe saßen und Feibert unten in der Diele aufmerksam zuhörte. Doch wie es schien, gingen sie davon aus, dass die Worte ins Telefon gesprochen worden waren. Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können. Ich sah, wie Jan sich entspannte. Karreis sprach weiter über perverse Spiele und Grenzen, die in diesen Kreisen gesetzt und meist im Voraus vereinbart wurden. Diese Grenzen waren seiner Meinung nach am Freitag bei Tess eindeutig überschritten worden. Darin könnte sich die Drohung
    «Ich bringe dich in den Knast»
    begründet haben. Er fühlte sich verpflichtet, uns die Grenzüberschreitungen näher zu erläutern. Allein das Zuhören tat weh. Ich fühlte, wie sich in mir alles verkrampfte, begann den Kopf zu schütteln, was Karreis zu einer weiteren Erklärung veranlasste. Sie hatten sich am Samstagnachmittag mit den Damners unterhalten, in der Hauptsache mit Joachim und Sandra. Und beide hatten Details preisgegeben, die nur einen Schluss zuließen. Tess hatte sich schon in sehr jungen Jahren gerne dieser besonderen Spielart hingegeben. Ich sah Greta an, wie entsetzt sie war. Dreißig Jahre! Und sie hatte nie etwas bemerkt, niemals Verdacht geschöpft.
    «Wenn ihr Bruder und ihre Schwägerin davon wussten, warum haben sie nichts gesagt, als wir mit ihnen sprachen?»
    Das wusste Karreis nicht. Aber es waren einfache Leute, bieder, und er meinte das nicht herablassend. Solche Leute hatten Hemmungen, natürliche Barrieren. Dass ein junges Mädchen sich mit Wäscheklammern, Stecknadeln und einer Zange an empfindlichen Körperteilen traktierte, Sandra Damner hatte es beobachtet, als Tess gerade siebzehn war, und es war so ungeheuerlich, dass Sandra es nicht wahrhaben wollte. Erst jetzt, mit frischen Verletzungen konfrontiert, hatte sie darüber gesprochen. Als Nächstes wollte Karreis wissen, warum Jan nie den Versuch unternommen hatte, herauszufinden, mit wem er betrogen wurde. Jan lächelte schmerzlich.
    «Wenn meine Frau ein normales Verhältnis mit einem anderen Mann gehabt hätte, hätte ich sie zur Rede gestellt. Aber so. Ich wusste, was sie bei mir vermisste, was hätte ich sie fragen sollen?»
    Für Karreis schien diese

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