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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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halten. Er bemerkte es und erkundigte sich, ob er den Kaffee etwas stärker machen solle. Als sie ihm eine halbe Stunde später am Tisch gegenübersaß, ging es ihr nur wenig besser. Sie hatte sich die Dusche so kalt wie eben noch erträglich auf den Kopf gehalten, aber nicht viel damit erreicht. Jan versicherte, sie müsse sich keine Sorgen machen. Er werde sich an die Absprache halten. Nur auf meinen Vorschlag könne er nicht eingehen.
    «Du verstehst, dass ich das nicht zugeben kann.»

    «Ja», sagte sie nur, jedes weitere Wort wäre zu anstrengend gewesen. Sie trank die erste Tasse Kaffee, ohne abzusetzen. Jan hatte ihn sehr stark gemacht. Er klebte auf der Zunge, verteilte sich in ihrem Magen wie warmes Öl. Aber ihrem Kopf tat er gut. Jan lächelte sie an.
    «Ich wusste, dass du es verstehst. Und ich frage mich, was Niklas sich dabei gedacht hat. Könnte es sein, dass er mich in die Pfanne hauen will? Ich habe das Gefühl, es passt ihm nicht, dass du dich um mich kümmerst. Vielleicht hat er Angst, ich käme ihm bei dir in die Quere. Wenn ich aus dem Weg bin, muss er sich keine Sorgen machen. Ist es das?»
    Greta schüttelte mit Mühe den Kopf. Er protestierte mit sanfter, belehrender Stimme.
    «Natürlich ist es das, Greta. Warum hat er mir diesen Vorschlag gemacht, wenn er mich nicht für schuldig hält? Ich halte Niklas für zu gerissen, als dass ihm so ein Fehler unterlaufen dürfte.»
    Er lächelte immer noch, sanft, scheinbar hilflos. Und in den Augen tanzten winzige Teufel der Überheblichkeit.
    «Ich meine», sagte er, «wie kann ich das zugeben, nachdem ich erklärt habe, ich hätte Tess die Trennung vorgeschlagen? Dass sie das Haus wollte und eine Menge Geld jeden Monat. Da kann ich doch jetzt nicht behaupten: Meine Frau und ich hatten ein erfülltes Sexualleben. Wir liebten uns regelmäßig auf eine besondere Art, die normal empfindende Menschen nicht nachvollziehen können, die uns beide jedoch in jeder Hinsicht zufrieden stellte. Das vereinbart sich nicht mit dem Trennungsvorschlag. Oder siehst du das anders?»

    «Nein», sagte Greta. Sein Lächeln störte sie. Und die pedantische Sprechweise, die übertriebene Sanftheit in seiner Stimme, es war so falsch. Das spürte sie trotz ihres elenden Zustands. Er goss sich Kaffee nach, hielt den Blick auf seine Tasse gerichtet. Als er ihn wieder hob, empfand sie seine Augen als kalt und sezierend und seine Stimme süß und lockend wie die eines Psychopathen, der sich bei seinem Opfer erkundigt, ob es das Messer lieber in den Bauch oder in den Rücken haben will.
    «Du hast meine Frage nicht beantwortet, stellte er fest.
    «Könnte es sein, dass Niklas mich in die Scheiße reiten will?»

    «Das will er bestimmt nicht.»
    Er war ihr haushoch überlegen, das fühlte sie ebenso deutlich wie den Nebel im Hirn. Nur wusste sie nicht, was er mit seinem Verhalten bezweckte.
    «Du bist dir deiner Sache wieder mal verdammt sicher, meinte er.
    «Was macht dich so sicher? Dein Geständnis, das ihm nicht ins Konzept passt? In mein Konzept passt es hervorragend. Und dein fehlendes Motiv, da fällt mir schon was ein. Tess könnte etwas gesagt haben, was dich auf die Palme brachte. Etwas über Niklas zum Beispiel. Dass sie dir bei ihm einmal dazwischengefunkt hat, hast du verkraftet. Aber wenn sie es zum zweiten Mal versucht hätte. Ich habe mir schon überlegt, ob ich nicht gleich sagen soll: Lieber Herr Karreis, ich war zur Tatzeit nicht in der Wohnung von Frau Baresi. Ich war daheim und saß am Computer. Ich hatte mir nach dem Streit mit meiner Frau den Kopfhörer aufgesetzt und habe nicht gehört, dass jemand kam. Irgendwann wurde ich hungrig und ging nach unten. Ich kam in die Küche und sah Frau Baresi das blutige Messer abwaschen. Das könnte ich sagen.»

    «Könntest du.»

    «Würdest du es leugnen?»

    «Ich muss es nicht leugnen, Jan», sagte sie.
    «Nur die Wahrheit kann man leugnen.»
    Sie hatte immer noch Watte im Hirn. Aber da er nun direkt sein Ziel ansteuerte, konnte sie ihm klarmachen, dass er auf dem falschen Weg war. Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite, als müsse er über ihre Worte erst nachdenken. Nach ein paar Sekunden räumte er ein:
    «Abgewaschen hast du das Messer, das ist Wahrheit. Dass ich dir dabei zugeschaut habe, stimmt auch. Ich müsste es nur ein bisschen in der Zeit verschieben. Und jetzt nehmen wir an, ich tu das, und sie glauben mir. Was würde dein guter Anwalt tun?»

    «Er würde den Pizzaboten als Zeugen benennen, dass ich

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