Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
Bezeichnung
    «Reg»
    war nicht mehr vorhanden. Sie fragte sich, was diese Datei enthalten haben mochten und warum er sie gelöscht hatte. Es fröstelte sie. Reg. Register? Welches Register? Personenregister? Wer ist wer im Text? Das Tagebuch eines Mörders? Offen zueinander sein, dachte sie. Na schön, mache ich den Anfang mit der Offenheit. Damit er sieht, dass er mir vertrauen kann.
    «Wir haben neue Erkenntnisse.»
    Er schaute sie erwartungsvoll an und schaltete den Computer aus. Sie gingen in die Küche. Greta machte Kaffee und berichtete dabei, was ich herausgefunden hatte. Mit unbewegter Miene hörte er ihr zu. Eine fünfstellige Summe auf einem Sparkonto und Schmuckstücke in einem Schließfach. Er hatte für Tess nie etwas anderes gekauft als den Trauring. Und er hatte nie etwas anderes an ihr gesehen als diesen Ring, ihre Armbanduhr und ein paar Mal das Armband, das sie an dem Augustsonntag auf der Terrasse getragen hatte. Aber vier Monate nach der Hochzeit hatte Tess ihm einen Ring gezeigt. Ein wunderschönes Stück mit drei Perlen, jede fast erbsengroß. Als Jan den Ring beschrieb, erinnerte Greta sich. Tess hatte ihn oft getragen, ehe sie mit Mandy schwanger wurde, wenn sie sich irgendwo in der Stadt trafen, weil Greta sie nicht in ihrer Wohnung besuchen durfte. Tess hatte Jan erzählt, der Ring sei eigens für sie angefertigt worden bei einem Goldschmied in Düsseldorf. Ein Loblied auf den edlen Spender hatte sie gesungen und bitterlich geklagt, dass sie sich nun von ihrem Schatz trennen musste. Sie wollte ihn verkaufen, um ein wenig Geld für persönliche Wünsche zu haben.
    «Ich rufe sofort Karreis an», sagte Greta.
    «Damit sie sich zuerst um den Goldschmied in Düsseldorf kümmern. Das klingt viel versprechend, eigens angefertigt. Hoffen wir, dass es die Wahrheit ist. Und dass Tess es nicht selbst in Auftrag gegeben hat.»
    Karreis war nicht im Büro. Greta musste kurz warten, dann hatte sie Feibert in der Leitung. Er hörte sich an, was sie zu sagen hatte, und zeigte keine Spur von Begeisterung. Er klang um einiges kühler als am Vormittag, fragte, was Greta mit einem Ring beweisen wolle, den Tess nach der Hochzeit verkauft hatte.
    «Vielleicht hat sie das nur gesagt, meinte Greta.
    «Sie war nicht darauf angewiesen, ein Schmuckstück zu verkaufen.»
    Feibert ging nicht darauf ein. Mit distanzierter Stimme teilte er mit, dass Jan sich am nächsten Morgen im Büro des zuständigen Staatsanwalts einzufinden habe. Punkt neun, bitte schön! Greta hatte immer ein feines Ohr für Zwischentöne. Jetzt ging es los.
    «Warum dort?, fragte sie.
    «Wer ist überhaupt der zuständige Staatsanwalt?»
    Dass wir Karreis’ letzten Satz noch gehört hatten, musste sie Feibert nicht unbedingt auf die Nase binden.
    «Doktor Abeler», sagte er knapp. Und Greta hatte plötzlich Schwierigkeiten, richtig durchzuatmen. Ausgerechnet Luis! Wenn er Bevering den Fall aus den Händen gerissen hatte, musste er sich große Chancen ausrechnen.
    «Was will Doktor Abeler von Herrn Tinner?»

    «Tut mir Leid, erklärte Feibert, und jetzt wurde seine Stimme kalt.
    «Ich kann Ihnen nichts dazu sagen. Morgen früh um neun. Und Doktor Abeler möchte Herrn Tinner alleine sprechen.»
    Niemand musste Greta erklären, was das bedeutete. Sie versuchte auf der Stelle, mich anzurufen. Mehrfach hintereinander probierte sie es, meine Leitung war ständig besetzt. Jan war ihr in den Wohnraum gefolgt, beobachtete ihre unvermittelt einsetzende Hektik mit Verwunderung und deutete zaghaft an, er sei hungrig.
    «Aber nicht wieder was vom Italiener, Greta. Ich hab’s nicht mit Pizza und Salat. Koch mir lieber was Leckeres.»
    Das konnte nicht sein Ernst sein. Er musste sehen, dass es Probleme gab. Er zuckte mit den Achseln, kam ihr vor wie ein Kind, das nicht begreifen wollte, wie gefährlich es ist, mit einer Nadel in der Steckdose zu stochern.
    «Jetzt reg dich doch nicht auf, Greta. Lass das blöde Telefon. Koch mir was. Niklas muss mich nicht begleiten. Mir ist es egal, ob ich mit Abeler rede oder mit Karreis. Hast du etwa Angst vor Abeler? Oder hast du Angst vor mir, Greta? Das musst du nicht. Ich hab dir versprochen, dich rauszuhalten, egal was kommt.»

    «Du kannst mich nicht raushalten, erklärte sie.
    «Nicht bei Luis. Ich habe meine Aussage unterschrieben. Hast du das vergessen?»
    Nein. Er hatte es nicht vergessen. Er verstand ihre Aufregung trotzdem nicht. Eine falsche Aussage, na schön. Ich würde das für sie hinbiegen. Ich würde

Weitere Kostenlose Bücher