Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
gewesen sein, ob es ratsam war, mich an diesem Abend in Jans Nähe zu lassen. Was sie zu sehen bekam, beruhigte sie endgültig. Tess begrüßte mich noch einmal ganz besonders und überschwänglich mit Umarmung und einem Kuss, der seine Zeit dauerte. Dann zog sie mich zur Sitzgruppe, erzählte mir von ihrer Tochter und zeigte Fotos. Es war ihr seit Mandys Geburt sehr wichtig, von allen Seiten die Bestätigung zu hören, dass sie einen süßen Fratz in die Welt gesetzt hatte. Doch darum allein schien es diesmal nicht zu gehen. Es sah eher so aus, als ginge Gretas Rechnung auf. Tess belegte mich derart mit Beschlag, dass ich kaum die Zeit fand, Greta auch nur mit den Augen zu folgen. Jan wich ihr nicht von der Seite. Sie tanzten ein paar Mal. Tess hielt mich auf der Couch fest. Luis Abeler gesellte sich zu uns, seine Frau folgte. Es dauerte nicht lange, da waren wir von einem Kreis gespannt lauschender Zuhörer umgeben. Tess brillierte mit einem Revisionsverfahren, über das sie in der Tagespresse gelesen hatte. Luis wurde zwei Zentimeter größer, er hatte im ersten Prozess eine Verurteilung erreicht und war überzeugt, in der Revision eine Bestätigung zu bekommen. Aber Tess hatte etwas über neue Beweise gelesen. Sie war wirklich gut informiert. Ich wunderte mich über ihr plötzliches Interesse an der Juristerei. Sie hatte sich bis dahin noch nie für Paragraphen begeistern können. Greta und Jan kamen ebenfalls herüber – allerdings nur kurz. Jan fand Tess ziemlich anstrengend, wie er Greta in der Küche offenbarte, wo das Büfett aufgebaut war. Er wunderte sich über ihre Freundschaft, wie sich schon so viele vor ihm gewundert hatten. Sie standen immer noch in der Küche, als es mir gelang, mich loszueisen und ihnen ein wenig Gesellschaft zu leisten. Greta erzählte ihm gerade von ihrer Schulzeit.
    «Das habe ich noch nie gehört, meinte er, «dass eine Kinderfreundschaft so lange hält. Und dann bei zwei so gegensätzlichen Frauen.»
    Ich kam gerade dazu, als er das sagte.
    «Vielleicht hält die Freundschaft deshalb, antwortete ich an Gretas Stelle.
    «Es ist nie langweilig mit Tess.»
    Das war nun wirklich keine perfide Vorgehensweise, es war die Wahrheit. Greta räusperte sich zwar verhalten, doch sie widersprach mir nicht. Jan lachte.
    «Das kann ich mir vorstellen.»
    Wir gingen zusammen zurück ins Wohnzimmer, nachdem sie ihre Teller geleert hatten. Tess hatte mich bereits vermisst. Sie hatte genug erzählt und wollte tanzen. Auch Greta und Jan tanzten noch einmal. Um zwölf stießen wir alle auf das neue Jahr an, wünschten uns viel Glück, Erfolg und alles, was wir sonst noch brauchten. Tess küsste mich, während Greta Jan küsste und Hella ihren Luis, während reihum ein paar andere Paare das Gleiche taten. Das machte es erträglich. Wir gingen dem kalten Wind zum Trotz hinaus auf die Terrasse, schauten uns das Feuerwerk an. Greta hatte sich einen Mantel übergezogen, sie zitterte trotzdem ein wenig in Erwartung der Dinge, die noch kommen sollten. Jan legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie fest an sich. Minuten lang standen sie so, er lächelte sie an, sie lächelte zurück. Sie war glücklich in diesen Minuten und überzeugt, sie hätte es geschafft. Aber noch war ihre Party nicht zu Ende. * Kurz nach drei verabschiedeten sich die meisten Gäste. Luis und Hella Abeler blieben bis zum Schluss. Greta war mit ihrem vermeintlichen Erfolg beschäftigt. Stellvertretend begleitete ich Luis und Hella zur Tür. Als er mir die Hand reichte, fragte er:
    «Täusche ich mich, oder bahnt sich da etwas an zwischen deiner geschätzten Kollegin und diesem Bärtigen? Wer ist das überhaupt?»

    «Nur ihr Nachbar», sagte ich.
    «Sie hat ihn herübergebeten, weil er ohnehin nicht hätte schlafen können bei dem Lärm.»

    «So laut waren wir doch nicht.»
    Luis grinste.
    «Aber es beruhigt mich, das zu hören. Ich hatte schon Angst, dass unsere tüchtige Greta es ihrer reizenden Freundin gleichtun und in Familie machen will. Es wäre ein herber Verlust für die Gerechtigkeit.»
    Dann klopfte er mir auf die Schulter.
    «Viel Spaß noch. Aber such dir das richtige Bett aus. Lass dich nicht vor einen Karren spannen, wenn du nicht weißt, wer ihn beladen hat.»
    Er blinzelte mir verschwörerisch zu und fügte hinzu:
    «Wir wollen doch nicht, dass dir eines Tages ein Mafioso in den Wagen schießt.»
    Mit diesen Worten zog er Hella zum Aufzug. Noch während sich die Tür hinter ihnen schloss, war seine Hand in

Weitere Kostenlose Bücher