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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Art. Geschieht mir recht. Das hat man davon, wenn man glaubt, im Loseimer müsse mehr sein als der große Teddybär.»
    * Erst montags erfuhr ich, dass Greta ihr Ziel wieder nicht erreicht hatte. Jan hatte nur noch beim Aufräumen geholfen. Um sechs war er gegangen. Und bevor er gegangen war, hatte er sie an sich gezogen und gesagt:
    «Ich sollte öfter unter Leute gehen. Du machst das richtig, Greta. Wenn man sich mit lustigen Vögeln umgibt, ist man selbst auch guter Laune. Es war ein toller Abend. Wirklich, ich habe mich lange nicht mehr so gut gefühlt.»
    Greta fühlte sich überhaupt nicht gut. Natürlich war das Desaster meine Schuld. Ich hatte ihr mit meinen blödsinnigen Bemerkungen alles zunichte gemacht. Das wollte sie mir nie verzeihen, tat es auch nicht. Ihre wichtigen Fälle wurden ab Januar ausschließlich von ihr allein in der Kanzlei bearbeitet. Jede Überstunde in meiner Wohnung war gestrichen, jeder Besuch bei ihr unerwünscht. Für sie gab es nichts mehr, was wir nach Feierabend noch hätten erledigen müssen. Sie brauchte ihre knappe Freizeit, um Jan zu überzeugen, dass mit meiner hirnrissigen Anspielung nicht sie gemeint gewesen war. Es war vorbei. Was sich in den folgenden Monaten zwischen ihr und Jan abspielte und welche Rolle Tess übernahm, erfuhr ich erst im April. Und bis dahin gab es auch für Greta nichts, was sie hellhörig hätte machen können. Tess hatte nichts anderes im Sinn als ihren Verflossenen. Davon war Greta auch dann noch überzeugt, als es mit den zufälligen Begegnungen anfing. In der letzten Januarwoche kam Tess abends auf den üblichen Sprung bei ihr vorbei. Schon in der Diele sprudelte sie über:
    «Rate mal, wem ich heute Nachmittag über den Weg gelaufen bin. Ich war mit Mandy in der Stadt. Sie brauchte ein paar neue Sachen, wächst so schnell aus allem heraus. Als wir zurück ins Parkhaus kamen, wer steigt da drei Meter von uns entfernt aus seinem Wagen? Dein Nachbar. Er ist ein richtiger Kindernarr, was? Hat gleich mit Mandy geflirtet. Das hättest du sehen müssen, Greta. Hätte ich ihm nicht zugetraut. Er wirkt so trocken.»
    Greta wartete darauf, dass Jan ihr ebenfalls von dem zufälligen Treffen im Parkhaus erzählte. Aber anscheinend war es ihm nicht wichtig genug. Er unterhielt sie weiterhin mit seinem Roman. Mein Vorschlag, die Geliebte eines Anwalts als Opfer zu nehmen, hatte ihn so weit inspiriert, die perversen Gewaltaktionen durch feinsinnigere Todesarten zu ersetzen. Nun bastelte er an sorgfältig platzierten Messerstichen. Einen in den Kehlkopf, der keine Zeit mehr ließ für einen Schrei. Einen seitlich in den Hals, der die Schlagader öffnete und die Frau in den Genuss eines bei vollem Bewusstsein erlebten Sterbens brachte. Schließlich der erlösende Stich ins Herz, unter den Rippen angesetzt und schräg nach oben getrieben. Die detaillierten Kenntnisse von der Stichführung hatte er angeblich bei Ärzten bezogen. Bei einem guten Roman mussten die Fakten stimmen, erklärte er Greta. Über die Begegnung mit Tess verlor er kein Wort. Auch das zweite Treffen war ihm keine Erwähnung wert. Tess dagegen ließ sich ausführlich darüber aus, allerdings war die Begegnung mit Jan nicht das Wesentliche. Das war nur eine angenehme Randerscheinung. Tess war allein in der Stadt gewesen; eine Verabredung mit Mandys Vater. Der Göttliche höchstpersönlich hatte darum gebeten und als Treffpunkt das Parkhaus der Ladenstadt vorgeschlagen. Voller Hoffnungen war Tess hingefahren und hatte zugestimmt, ein einsames Plätzchen für ein vertrauliches Gespräch aufzusuchen. Und dann war es sehr dramatisch zugegangen. Tess wollte ihm ein Foto von Mandy zeigen. Sie dachte, es interessiere ihn vielleicht. Mandy war doch so niedlich. Tess hörte von allen, dass Mandy ein süßes Baby sei. Und Mandys Vater hatte nicht einmal einen Blick auf sein Meisterwerk geworfen. Er wollte nur seine Vaterschaftserklärung zurück. Tess hatte sie nicht bei sich, wollte sie ihm auch nicht mit der Post schicken, weil sie das Stück Papier selbst brauchte. Daraufhin hatte er gesagt:
    «Jetzt zeige ich dir mal, was du brauchst.»
    Nach diesen Worten hatte er sie misshandelt und vergewaltigt. Zum Beweis knöpfte Tess ihre Bluse auf, einen Büstenhalter trug sie nicht. Auf ihrer rechten Brust verteilten sich mehrere blaurote Schwellungen, als sei das empfindliche Gewebe mit aller Kraft zusammengepresst worden. Auf der linken sah es so ähnlich aus, nur gab es dort zusätzlich kranzförmige

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