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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Spitzfindigkeit dazwischenfunkte. Jan hielt mich doch wahrhaftig für einen freundlichen Zeitgenossen, mit dem man sich gut unterhalten konnte. Ich verwirrte ihn nur häufig. Er hatte sich schon mehrfach bei ihr erkundigt, wie ich diesen oder jenen Satz wohl gemeint haben könne. Da ihm selbst jede Art von Falschheit fremd war, durchschaute er meine perfide Vorgehensweise natürlich nicht.
    «Was verstehst du unter perfider Vorgehensweise?, fragte ich.
    «Das weißt du genau. Manchmal benimmst du dich wie ein durchtriebener Verhörspezialist. Nun sprich dir mal deine Untaten von der Seele, Junge. Du wirst sehen, danach ist dir leichter. Ich warne dich, Niklas. Ein falsches Wort, und ich werfe dich hinaus.»

    «Dann solltest du mir ein paar richtige Worte empfehlen.»

    «Halt einfach den Mund, das dürfte am besten sein. Du verunsicherst Jan. Er spürt, dass du auf irgendetwas hinauswillst.»

    «Das muss an seiner Sensibilität liegen», sagte ich und versprach in einem Atemzug:
    «Aber ich werde deine Kreise nicht stören. Sei nur ein bisschen vorsichtig. Stille Wasser sind nicht immer tief. Oft sind sie nur flach, und meist sind sie sehr trübe. Ehe man sich versieht, steckt man im Morast fest.»
    Sie schaute mich an mit einem Blick, der einer Ausladung gleichkam. Ich zog sie an mich und sagte:
    «Schon gut, kein Wort mehr. Lass mich nur unseren letzten Abend genießen. Wenn du morgen Erfolg hast, ist es doch der letzte.»
    An ihren Erfolg glaubte ich nicht mehr, aber das musste ich ihr ja nicht sagen. Eine halbe Stunde lang war sie nur Greta und ich der Mann, der die Knöpfe kannte, auf die er bei ihr drücken musste. Anschließend gab sie sich redlich Mühe, mich auf Tess einzuschwören. Ein wenig ägyptische Mythologie und einen kleinen Lobgesang auf die niedliche Mandy, damit käme ich ohne Zweifel einen großen Schritt weiter. Wie sie bei Jan vorgehen sollte, wusste sie noch nicht genau.
    «Drücke ihm doch einen Gürtel in die Hand», sagte ich.
    «Oder kauf dir eine niedliche kleine Peitsche. Vielleicht klappt es damit.»

    «Fang nicht wieder an, Niklas.»
    Also hörte ich auf. Und sie hoffte weiter – auf den Preis der Geduld, auf die lockere Atmosphäre, vielleicht auch ein wenig auf Tess. Wer solch eine Schönheit zu seinem Gefolge zählte, musste doch ebenfalls besondere Eigenschaften haben, die es zu entdecken lohnte. * Tess erschien erst nach zehn als letzter Gast und ein wenig echauffiert auf Gretas Party. Sie hatte fest zugesagt, um sieben zu kommen und bei den letzten Vorbereitungen zu helfen. Ihre Verspätung erklärte sie in einer wilden Verfolgungsjagd. Noch ehe sie den Wohnraum erreichten, war Greta umfassend informiert.
    «Sei mir nicht böse. Ich bin pünktlich daheim losgefahren. Du glaubst nicht, was mir passiert ist, mir zittern jetzt noch die Knie.»
    Ein düster aussehender Bursche in einem dunklen Wagen war Tess gefolgt, seit sie das Haus ihrer Eltern verlassen hatte. Greta stellte nur fest:
    «Das sind drei Stunden!»

    «Ich weiß, Greta, ich weiß. Ich bin kreuz und quer durch die Stadt gefahren, um ihn abzuschütteln. Er fiel mir schon auf, als ich aus dem Haus kam. Zuerst habe ich mir nichts dabei gedacht. Aber dann ist mir doch mulmig geworden. Wie du schon sagst, drei Stunden, da kann man kaum noch von Zufall sprechen.»
    Von Zufall nicht, aber laut genug, um im Wohnzimmer verstanden zu werden. Tess fand augenblicklich Publikum. Luis – dicht gefolgt von Hella Abeler – und ein paar andere gingen zur Dielentür, als Tess mit dem Satz schloss:
    «Ich konnte tun, was ich wollte, ich wurde ihn nicht los.»
    Ich gesellte mich dazu, als Greta lakonisch meinte:
    «Dann steht er jetzt wohl unten vor dem Haus. Soll ich hinuntergehen und nachschauen? Vielleicht kann ich ihn überzeugen, dass es besser für ihn ist, wenn er sich die Wartezeit in einer Kneipe vertreibt. Es wird eine lange Nacht.»

    «Ich mache das schon», sagte ich. Wenn Tess wirklich verfolgt worden war, versprach ich mir von meinem Erscheinen mehr Abschreckung.
    «Nun mal langsam, mischte Luis sich ein. Er sah die Sache offenbar mit Gretas Augen und grinste mich an.
    «Was willst du denn machen, wenn da unten tatsächlich jemand steht? Es ist nicht verboten, hier zu parken. Und einer schönen Frau durch die halbe Stadt zu folgen ist auch erlaubt und nur zu verständlich.»
    Sein Blick wanderte zu Tess, aus seinem Grinsen wurde ein sanftes Lächeln.
    «Ich hätte mich auch nicht abschütteln lassen. Wenn ich Sie so

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