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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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erkundigte sich, ob es Herrn Tinner inzwischen etwas besser gehe. Es war der blanke Hohn. Er begleitete uns persönlich hinauf in Jans Arbeitszimmer. Dort war die Luft noch schlimmer als in den unteren Räumen, abgestanden, stickig, mit dem beißenden Gestank unzähliger Zigaretten. Greta machte Computer und Monitor transportfertig, nahm auch die Diskettenbox mit den Sicherungskopien vom Regal. Dann zog sie die Fächer am Schreibtisch auf. Im oberen Schubfach lagen Unmengen von Stiften, ein Locher, Heftklammern, Notizbücher, zwei Einwegfeuerzeuge und etliche Packungen von Jans Zigarettenmarke. Im unteren Schubfach lag nur ein Stapel Papier. Keine Handschellen mehr, die lagen in meinem Wagen. Und die anderen Spielsachen für Folterknechte lagen sicher in meiner Wohnung. Damit es nicht so aussah, als suche sie etwas Bestimmtes, nahm Greta den Papierstapel, zwei Notizbücher, ein Feuerzeug und fünf Zigarettenpackungen. Feibert stand bei der Tür und passte auf, dass wir nichts für die Ermittlungen Wesentliches einsteckten. Daran hätten sie besser in der Nacht gedacht. Er fühlte sich verpflichtet, uns über den Stand der Ermittlungen zu informieren. Wenn Polizisten auf etwas Bestimmtes hinauswollen, werden sie oft gesprächig. Die Nachbarschaft hatte sich bisher als unergiebig erwiesen. Zwei Familien waren in Urlaub. Zwei andere hatten den Freitagnachmittag für Wochenendeinkäufe genutzt und waren auch nicht in der Nähe gewesen. Nur die gute, alte Frau Sander hatte eine Aussage gemacht. Gesehen hatte Frau Sander nicht viel. Jan, als er um halb vier heimkam. Danach war sie in ihrem Wohnzimmer gewesen, hatte sich eine Fernsehsendung angeschaut. Von einem Streit im Nachbarhaus hatte sie nichts mitbekommen, obwohl ihre Terrassentür offen gewesen war.
    «Sie können nicht sehr laut gestritten haben, stellte Feibert fest.
    «Die Nachbarin dürfte zwar abgelenkt gewesen sein durch den Fernsehton. Aber wenn hier jemand gebrüllt hätte, das hätte sie hören müssen. Wir haben es ausprobiert.»

    «Man muss ja nicht brüllen», sagte ich, warf einen raschen Blick auf Gretas geschwollenes Gesicht, lächelte entschuldigend und fügte an:
    «Es gibt Situationen, da fällt einem nichts ein, was man brüllen könnte. Dann schlägt man zu. Zum Beispiel, wenn man sich betrogen fühlt oder befürchtet, verlassen zu werden.»
    Feibert zog irritiert die Augenbrauen hoch und betrachtete mich skeptisch. Es kümmerte mich nicht, ob er meinen letzten Satz so interpretierte, dass ich für Gretas Verletzungen verantwortlich war. Er nickte andeutungsweise.
    «Sicher, meinte er nachdenklich in Gretas Richtung, «kommt es auch in besseren Kreisen manchmal zu Tätlichkeiten. Aber Frau Tinner sah nicht nach Handgreiflichkeiten aus. Herr Tinner hatte Kratzer am Unterarm. Die müssen Ihnen doch aufgefallen sein, Frau Baresi, wenn Sie stundenlang mit ihm zusammen waren.»
    Er lächelte Greta freundlich an.
    «Die Nachbarin kann übrigens nicht bestätigen, dass Sie kurz vor vier Uhr hierher kamen. Nun, da war sie ja auch nicht in ihrer Küche. Allerdings …»
    Er machte eine kunstvolle Pause.
    «… hat sie gegen halb fünf ein Auto vorbeifahren hören, kann jedoch nicht sagen, in welche Richtung, nur dass da außer dem üblichen Fahrgeräusch noch ein anderes Geräusch war. Daran erinnert sie sich genau.»
    Aus Feiberts Lächeln wurde ein überhebliches Grinsen.
    «Kann es sein, dass Sie sich in der Zeit geirrt haben, Frau Baresi? Dass Sie und Herr Tinner das Haus später verließen, nicht kurz nach vier, sondern erst um halb fünf? Sie sagten doch, Sie hätten nicht auf die Uhr geschaut.»

    «Kann sein, murmelte Greta. Feibert hakte nach:
    «War Ihr Wagen nicht in Ordnung?»

    «Ich habe beim Anfahren den dritten Gang erwischt und bin von der Kupplung gerutscht. Da ist der Motor ausgegangen, wenn Sie das meinen.»
    Anscheinend meinte er das nicht. Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Sein selbstgefälliges Grinsen verstärkte sich in gleichem Maße wie Gretas Nervosität.
    «Ich bin wohl auch ein wenig heftig angefahren, gestand sie.
    «Wer wird schon gerne in einen Ehestreit hineingezogen? Es kann sein, dass ich etwas zu viel Gas gegeben habe. Ich hatte Angst, dass mir der Motor erneut abstirbt. Verstehen Sie?»
    Feibert gab sich mit dieser Erklärung zufrieden. Sein Grinsen erlosch. Er nickte kurz.
    «Gut, dann haben wir das geklärt.»
    Greta ging ins Schlafzimmer, Feibert blieb ihr dicht auf den Fersen. Er war ihr sogar behilflich, Jans

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