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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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macht?»
    Der Gerichtsmediziner hatte mich darauf hingewiesen. Er hatte kleine Hautrisse an den Brustwarzen entdeckt, für die er keine Erklärung fand. Sie waren mit Creme abgedeckt gewesen. Zuerst hatte er gedacht, es sei ein Sonnenschutzmittel. Aber da Tess auf dem Bauch gelegen hatte, war ein Teil davon verschmiert gewesen. Da hatte er sich die Sache näher angeschaut. Greta legte eine Hand vor den Mund und gab einen Ton von sich, der verdächtig nach einem Würgen klang. Ich kam zu Punkt drei. Zigaretten. Ebenfalls nur ein harmloser Punkt, trotzdem ein Beweis. Jan war ein sehr starker Raucher. Ich hatte – mit Ausnahme der vergangenen Nacht – noch nie erlebt, dass er es eine Viertelstunde ohne Zigarette aushielt. Ich war noch nie in einen Raum, in dem er sich vorher eine Weile aufgehalten hatte, gekommen, ohne dass mir der Gestank in die Nase stach. Wenn er gestern stundenlang in Gretas Wohnung gewesen wäre, hätte ich es gerochen, auch wenn sie gründlich durchgelüftet hätte. Und da hätte ein voller Aschenbecher stehen müssen. Aber der stand auf seinem Schreibtisch.
    «Wann hat er den denn gefüllt?»
    Ich ließ ihr keine Zeit für eine Antwort.
    «Am Vormittag, wirst du jetzt sagen. Da war er daheim. Und er hat das Ding nicht ausgeleert, als er aufbrach. Es ist ein Risiko, wenn man die Kippen gleich in den Mülleimer wirft. Wenn noch eine glimmt, kommt es leicht zu einem Feuer.»
    Und aus genau diesem Grund hätte auch Greta den Aschenbecher stehen lassen. Sie hätte ihn in die Küche getragen und auf die Spüle gestellt. Das tat sie immer. Aber da war nichts gewesen in der Nacht. Ich hatte sogar im Mülleimer nachgeschaut, weil ich dachte, sie hätte den Aschenbecher ausnahmsweise doch einmal sofort ausgeleert.
    «Vergiss nicht», sagte ich, «ich war als Erster oben. Ich habe das sofort kontrolliert.»

    «Was willst du?, fragte sie tonlos.
    «Was kann ich schon wollen? Wir hatten zwei gute Jahre und waren auch vorher zufrieden. Wir hatten nicht unser Traumziel erreicht. Aber eine Notgemeinschaft kann sehr befriedigend sein.»
    Sie reagierte nicht, also sprach ich weiter.
    «Ich will unbedingt an unserem Arrangement festhalten, Greta, es nach Möglichkeit noch vertiefen. Nur befürchte ich, du stehst dem zur Zeit eher ablehnend gegenüber. Deshalb schlage ich dir ein Geschäft vor. Gefragt habe ich dich schon mehrfach, bisher konntest du dich nicht entschließen. Vielleicht denkst du jetzt anders darüber. Du willst Jans Haut retten, gut, von mir aus. Ich helfe dir sogar dabei. Aber deine Haut lassen wir aus dem Spiel.»

    «Wie meinst du das?»

    «Du weißt genau, wie ich es meine. Dir wird er nicht zu nahe kommen mit diesen ekligen Klammern, dir wird er auch keine Handschellen anlegen. Wenn du meinst, du müsstest das einmal ausprobieren, das übernehme ich gerne. Ich lasse mir nicht die Butter vom Brot nehmen, bestimmt nicht von Jan. Du kannst ihn von mir aus hätscheln, so lange es dir Spaß macht. Aber das kannst du auch als Frau Brand. Da kann er sogar in deiner Wohnung bleiben. Ich habe genug Geduld bewiesen und genug Hoffnung investiert, dass dieser Zirkus mal ein Ende hat. Jetzt reicht es mir. Wir spielen ab sofort nach meinen Regeln, mit Trauschein. Wir werden heiraten, Greta! So schnell wie möglich.»

    «Nein!»

    «Ist das dein letztes Wort?»

    «Ja!»

    «Gut», sagte ich.
    «Dann fahren wir jetzt zu Damners, anschließend bringe ich dich heim. Danach fahre ich ins Präsidium und gebe meine Aussage zu Protokoll. Du bekommst ihn nicht, Greta. Und er bekommt dich nicht. Dafür sorge ich. Du wirst danach ein paar Wochen lang nicht mit mir reden. Das nehme ich in Kauf. Du besinnst dich schon wieder auf meine Qualitäten.»
    Sie betrachtete mich mit einem langen, nachdenklichen Blick von der Seite.
    «Du lässt dir nicht die Butter vom Brot nehmen? Dann pass auf, Niklas, dass du dein gebuttertes Brot nicht selbst wegwirfst. Genau das wird passieren, wenn du deine Aussage machst. Du irrst dich, wenn du annimmst, dass ich Jan decke.»
    Liebe ist … Kämpfen, mit allen Mitteln. Sie zog es durch bis zum bitteren Ende, war ruhig, mir so haushoch überlegen in diesen Minuten. Mit kühler, beherrschter Stimme, in genau dem Ton, den ich mir am frühen Morgen von ihrem Diktiergerät angehört hatte, erklärte sie, sie hätte am vergangenen Nachmittag die Kanzlei kurz nach mir verlassen.
    «Nach unserem Streit konnte ich mich nicht mehr konzentrieren und bin zu Tess gefahren. Ich wusste von Jans

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