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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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grausam aus.»

    «Er hat als Kind einen Kessel mit kochendem Wasser vom Herd gerissen, antwortete Greta.
    «Ach, meinte Armin erstaunt.
    «Da hat er aber Glück gehabt. In solchen Fällen sind normalerweise Kopf und Oberkörper betroffen.»
    Ich wollte zur nächsten Apotheke und bat meinen Bruder, solange in der Wohnung zu bleiben.
    «Wenn Jan zu sich kommt, wer weiß, wie er sich fühlt. Ich möchte nicht, dass Greta mit ihm allein ist.»
    Zu diesem Zeitpunkt wollte Greta auch nicht mit ihm allein bleiben. Sie hatte Angst und viel zu erledigen, musste mit Frau Sander reden, Handschellen suchen und nachschauen, ob noch mehr herumlag, was dumme Fragen aufwerfen konnte. Und sie musste unbedingt den Roman lesen. Barbara McKinney! Eine Amerikanerin? Vielleicht ein Urlaub mit Freund Barringer? Aber es waren auch amerikanische Soldaten hier stationiert. Und in der US-Army gab es Frauen. Mich daran hindern, zu schnüffeln, konnte sie nicht, das wusste sie. Sie wollte wissen, was ich herausfinden könnte. Ich bekam eine vage Vorstellung ihrer Absicht, als sie darauf drängte, mich zur Apotheke zu begleiten und nach Lindenthal zu fahren.
    «Das dürfte nicht viel Sinn haben», sagte ich.
    «Das Haus wird versiegelt sein.»

    «Aber ich muss hinein, den Computer und die Disketten holen. Ich kann Jan nicht tagelang mit Tabletten voll stopfen. Es wird ihn ablenken, wenn er sich beschäftigt. Außerdem muss er am Dienstag ein Drehbuch abliefern. Er ist für einen Kollegen eingesprungen, der einen Unfall hatte.»

    «Dann muss jetzt eben jemand für ihn einspringen», sagte ich.
    «Du glaubst doch nicht, dass er in dieser Verfassung arbeiten kann.»
    Ich glaubte das auf keinen Fall, war jedoch bereit, mit Karreis zu telefonieren und auf einen dringenden Abgabetermin hinzuweisen. Mit etwas Glück erfuhr ich auf diese Weise, was Greta verschwieg. Wenn es ihr tatsächlich um den Computer ging, lag darin höchstwahrscheinlich eine Antwort. Wenn andere Dinge ihr wichtiger waren … Ich wollte ihr nicht von der Seite weichen. Aber wie ich vermutete, war das Haus noch nicht freigegeben. Karreis gestattete allerdings, dass wir Jans Arbeitsgerät holten. Seine Leute seien ohnehin vor Ort», sagte er. Für die Polizei war der Computer nicht von Bedeutung. Wie hätten sie auf den Gedanken kommen sollen, dass darin etliche Morde gespeichert waren, von denen ich annahm, dass sie nicht der Phantasie des Autors entsprungen waren?
    «Dann wollen wir mal», sagte ich zu Greta.
    «Karreis sagt seinen Leuten Bescheid, dass wir kommen.»
    Es war halb elf vorbei, als wir Gretas Wohnung verließen. Armin war bereit, bei Jan zu bleiben. Während der Fahrt sprachen wir nicht viel. Greta starrte vor sich hin, manchmal streifte sie mich mit einem kurzen Seitenblick. Mir schien, sie wollte mich um etwas bitten, wagte jedoch nicht, es auszusprechen. Das musste sie auch nicht. Sie hatte lange für ihr Make-up gebraucht. Aber sie war keine Maskenbildnerin. Die Schwellungen und den Riss an der Augenbraue zu überschminken war unmöglich. Und die Wunde an ihrer Lippe war auch mit einem kräftigen Dunkelrot nicht abgedeckt. Wenn Karreis fragte, wer sie so zugerichtet hatte … Es mag gemein klingen, aber ich empfand eine gewisse Befriedigung bei der Vorstellung, wie sie Rede und Antwort stehen wollte, ohne Jan in den Verdacht der Gewalttätigkeit zu bringen. Genau das konnte sie sich nicht leisten, wenn sie ihn weiterhin decken wollte. Ein Mann wie Karreis würde aus den Faustschlägen schon die richtigen Schlüsse ziehen, hoffte ich. Leider war Karreis im Präsidium, nur seine Männer waren in der Straße und befragten die Nachbarschaft. In der Nacht hatte man die Leute nicht mehr stören mögen. Wer aus dem Bett geklingelt wird, erinnert sich erst einmal an gar nichts. Samstagvormittag elf Uhr war eine zivile Zeit. Greta befürchtete, dass sie zu spät kam und die alte Frau Sander ihre Aussage schon gemacht. Diese später zu ergänzen … Nun ja, manches fiel einem erst später ein. Es passierte häufig, dass ein Zeuge sich erst bei der zweiten, dritten oder vierten Befragung an bestimmte Details erinnerte. Einer neugierigen alten Frau, die sich gerne wichtig machte, auf die Sprünge zu helfen, darin sah sie ihr geringstes Problem. Und Barbara McKinney? Auch in dem Punkt hatte sie sich ein wenig beruhigt. Was sollte ich über eine Frau herausfinden, wenn ich nicht einmal ihren Namen kannte? Greta ging davon aus, dass die Armee einem Zivilisten keine Auskünfte

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