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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Tess hatte doch immer alles getan, um keinen Hinweis auf diesen Mann zu geben. Sie schaute mich an, nicht triumphierend, nur fassungslos.
    «Tess hat sich doch wieder mit ihm getroffen. Ich wusste es. Ich habe es dir gleich gesagt. Es war Mandys Vater.»
    Völlig von der Hand weisen mochte ich es nicht. Ich fragte Feibert, für welche Tage Paps im Kalender eingetragen war. Er zeigte mir nur den Freitag der Vorwoche.
    «Sie hat ihn um halb vier angerufen», sagte Greta.
    «Da bin ich mir sicher. Sie hat ihn Niklas genannt, um Jan zu täuschen.»
    Vermutlich hatte sie Recht – soweit es den Anruf und erneute Treffen mit Mandys Vater betraf. Der Tiger und das Schaf, dachte ich. So ein kleiner Hammel bockt meist nur! Greta hatte an dem Sonntagnachmittag, als diese Worte fielen, gehört, worüber ich mit Tess verhandelte. Ich tat ihr den Gefallen und sagte, was ich wusste. Dass ich erst kürzlich mit Tess über die Kopie dieser ominösen Vaterschaftserklärung gesprochen und ihr geraten hatte, ihr Recht einzuklagen. Dass sie mir erklärt hatte, sie habe Angst.
    «Angst um ihr Leben?, wollte Feibert wissen. Ich zuckte mit den Achseln. Sollte er seine Schlüsse doch selbst ziehen. Er bedankte sich. Für ihn war es die heiße Spur, mit der sie sich beschäftigen konnten, bis ihnen die Lust daran verging. Das verschaffte mir die Zeit, Greta zur Einsicht zu bringen – glaubte ich jedenfalls. * Wir hatten die Wagentüren noch nicht zugezogen, da sagte ich:
    «Nun haben wir ihnen etwas zum Fraß vorgeworfen, daran können sie sich erst einmal die Zähne ausbeißen. Warten wir ab, wie lange sie brauchen, um zu resignieren und sich wieder auf das nähere Umfeld zu besinnen. Du hast dir immerhin eine Gnadenfrist verschafft, um Freund Jan seelisch zu stabilisieren.»
    Ich drehte den Zündschlüssel, sprach weiter.
    «Dann kann er bestimmt auch konzentriert arbeiten. Du hast ja eine Menge Arbeit für ihn mitgenommen, den Computer und zusätzlich Disketten.»

    «Es sind nur Sicherungskopien, erklärte sie.
    «Jan macht immer sofort eine Kopie, weil ihm einmal das Programm abgestürzt ist.»

    «So etwas passiert ja nicht regelmäßig», sagte ich.
    «Zum Arbeiten braucht er nur den Computer. Du hast sicher nichts dagegen, wenn ich mir die Kopien einmal in Ruhe anschaue.»
    Sie schüttelte gönnerhaft den Kopf, ging davon aus, dass ich mit Jans Disketten nichts anfangen konnte. Wir arbeiteten in der Kanzlei zwar auch mit Windows, allerdings mit einem speziellen Schreibprogramm. Und ich hatte von Computern so viel Ahnung wie ein Hilfsarbeiter von Physik. Aber meine Sekretärin konnte mir bestimmt weiterhelfen. Der Punkt ging an mich, ohne dass Greta es registrierte. Sie war noch vollauf beschäftigt mit Mandys Vater und den Möglichkeiten, die sich daraus ergaben. Ich wollte sie nicht zu lange in ihrer vermeintlichen Sicherheit wiegen und erkundigte mich, ob sie auch genug Zigaretten für Jan mitgenommen habe. Sie hatte fünf Schachteln eingesteckt.
    «Meinst du, damit kommt er übers Wochenende?, fragte ich.
    «Ihm dürfte zu elend sein, um viel zu rauchen.»
    Sie erkannte nicht, worauf ich hinauswollte. Ich ließ den Motor aufheulen, nahm den Fuß von der Kupplung, noch ehe ich den ersten Gang richtig eingelegt hatte. Es krachte fürchterlich, Greta zuckte zusammen.
    «Das ist Punkt eins», sagte ich.
    «Ein fast schon nebensächlicher Punkt im großen Ganzen. Ein teures Auto muss man behandeln wie ein rohes Ei. Greta und ihr Dreihundertfünfziger SL. Nur wer aus einfachen Verhältnissen stammt, weiß so ein Luxusgefährt zu schätzen.»
    Ich lächelte sie an.
    «Ich habe noch nie erlebt, dass du den falschen Gang erwischt hast oder mit Vollgas losgebraust bist. Aber gut, wenn man nervös ist, kann das passieren. Kommen wir lieber zu Punkt zwei. Du wolltest unbedingt ins Haus, aber nicht um Jans Computer zu holen. In seinem Zustand wird er nicht arbeiten können, das weißt du. Etwas Kleidung und sein Waschzeug hatte ich in der Nacht schon eingepackt. Was hast du gesucht, Greta? Das hier?»
    Ich nahm eine Hand vom Steuer, griff unter meinen Sitz, bekam die Handschellen zu fassen und warf sie ihr in den Schoß.
    «Ich nehme an, das ist das Armband, mit dem Tess in der Waschmaschine hängen blieb.»
    Greta starrte auf die Handschellen. Ich erzählte ihr, wann, wo und was ich sonst noch in dem Schubfach mit den Zigaretten gefunden hatte. Kleine Metallklammern mit scharfen Spitzen zum Beispiel.
    «Hast du eine Ahnung, was man damit

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