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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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verdeckte.
    Sanchez-García winkte ihr aufgeregt aus seinem Büro zu, sie tat als würde sie es nicht bemerken. Nur weg. Sie rannte die Treppen hinunter und nach hinten auf den Fuhrpark.
    Pepe in seinem gläsernen Chefhäuschen hob mit gespieltem Bedauern die Schultern. »Leider ist nur noch der alte Seat frei«, er grinste falsch, und sie sah hinter ihm die ganze Batterie freier Peugeots und Renaults. Ihr war das egal.
    »Kein Problem«, sie zeichnete den Beleg ab.
    Als Pepe ihr den Schlüssel geben wollte, zögerte er plötzlich. Gab nicht ihr den Schlüssel, sondern reichte ihn an ihr vorbei. »Tut mir Leid, das wusste ich nicht. Für Sie hätte ich natürlich ein anderes Auto gehabt.«
    Pia drehte sich um. Hinter ihr stand Toni, die Schlüssel klingelten in seiner Hand. »Brandstiftung, Mordverdacht. Vámonos .«
    »Woher weißt du davon?«
    »Alle Anrufe aus der Zentrale landen auch beim Chef. Und dein Verhör?«
    »Und was hast du mit deinen Marokkanern gemacht? Gleich weiter an die Ausländerbehörde?«
    »Erst mal durch die Drogenmühle. Hast du was dagegen, wenn ich fahre?«
    »Aber nein, Toni. Hol schon mal das Auto, ich warte hier auf dich.«
    Toni war über diese Rollenaufteilung nicht eben glücklich, konnte aber nicht viel dagegen unternehmen. Hol du das Auto, dann fahr aber ich - die Zeiten waren vorbei. Leider.
    Pia wartete, bis er außer Hörweite war, holte ihr Handy hervor und tippte Bonets Nummer ein.

8
    Was findest du nur an diesem alten Sack?« Elena tauchte plötzlich neben ihr und Kemíl auf. Gnomenhaft klein, dunkel mit weißem Kurzhaar, vibrierend vor Leben. Sie hatte einen Joint in der Hand so dick wie eine Gurke, einen richtigen porro. Sie nahm einen tiefen Zug und gab den Joint an Janet weiter. »Komm, meine Kleine, hör auf, dir Sorgen zu machen!«
    Janet grinste von ihren eins achtzig auf Elena herunter. »Du nennst mich Kleine, du Zwerg!« Sie zog kurz am porro , reichte ihn weiter. Sie trank lieber.
    Ein Mann mit einer frischen Weißweinflasche kam vorbei. Er war lang, dünn und ging etwas gebeugt, aber als Janet ihn leicht am Arm berührte, reagierte er schnell wie eine Wildkatze. Er fuhr herum, packte ihr Handgelenk und drehte sie leicht zu sich herum. »Was kann ich für Sie tun, schöne rubia ?« Hellgraue Augen, matt wie die Tonmurmeln ihrer Kindheit, eine scharfe Hakennase über einem schmalen Mund. Das Haar stand ihm wie graues Stroh vom Kopf ab.
    »Mich loslassen. Und mir etwas von dem Wein geben. In der Reihenfolge.«
    Er starrte sie an, als wollte er jede Einzelheit speichern. Dann ließ er sie vorsichtig los und schenkte ihr Glas voll. Kemíl und Elena standen dabei wie die glücklichen Eltern einer frisch verlobten Tochter. »Ihr zwei kennt euch noch nicht?« Kemíl war erstaunt, Elena eher pragmatisch.
    »Janet, das ist Josep Bonet, capitán bei der brigada criminal und ein glühender Fan von dir. Josep, das ist Janet Howard, die Journalistin.
    » Die Janet Howard?« Er sprach den Namen hart und spanisch aus: Channet Howwart. »Die Gerichtskolumnistin?« Janet widmete sich ihrem Wein. Elena half hastig nach. »Ja, genau die. Wir ...«
    »... wir kümmern uns jetzt weiter um unsere Gäste«, unterbrach Kemíl sie und zog sie mit sich. »Die beiden haben auch ohne uns genug Gesprächsstoff.«
    »Ich glaube, die wollen uns verkuppeln«, grunzte Bonet.
    Janet konnte das nicht sonderlich komisch finden. Kemíl und Elena versuchten das seit vielen Jahren. Seit sie wieder allein mit den Jungen nach Barcelona zurückgekommen war. Janet ließ es zu, dass Bonet ihr Glas neu auffüllte. Das war nun ganz und gar nicht die Art Mann, von der sie träumte. Nicht mal in Momenten tiefster Midlifecrisis. Sie blieb höflich. »Sie sind bei der Mordkommission?«
    »Korrekt. Allerdings bin ich leider kein glühender Fan Ihrer Artikel. Immerhin lese ich sie ab und zu und attestiere Ihnen Fairness und eine gewisse Sorgfalt bei der Recherche.«
    »Ich bin geschmeichelt.«
    »Na ja, ich freue mich schon, Sie endlich kennen zu lernen.« Er lächelte, und sein Gesicht verjüngte sich um Jahrzehnte. Am Tisch neben ihnen unterhielten sich zwei junge Frauen über ihren geplanten Urlaub. Namibia die eine, Chile die andere. Ihre Männer brachten neuen Rotwein. Sie sahen aus wie Kontenführer bei der Caixa.
    Rundum schossen jetzt die tartas in den Himmel. Silbern, golden, grün, blau und feuerrot. Die Musik wechselte zu Hard Rock, und immer mehr Leute tanzten auf der freien Fläche zwischen den Tischen.

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