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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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mit Carrera sprechen, aber der war schon wieder vorn und dirigierte seine Männer. Wieso hatte er sie angefordert? Die brigada criminal , die Mordkommission. Es gab dafür eigentlich keinen Grund. Feuer in der Nacht von San Juan war leider nichts Ungewöhnliches. Dieses hier war zwar extrem heftig, aber das lag sicher auch an den vielen Autos. Eine Garage. Benzin, Öl. Zwischen den zwei Eingangspfeilern klemmte immer noch das völlig verbogene Schiebetor. Geschwärzt, verkrümmt und ein kleines Stück offen. Darunter lagen verkohlte Trümmer von den Wänden und vom Dach.
    Und eine Hand.
    Die Kohlezeichnung einer Hand. Einer linken Hand. Schwarz in die Luft gekrallt.
    Pia ging langsam darauf zu, sie spürte die Hitze nicht mehr. Plötzlich war Carrera in einem Wasserschauer neben ihr. Die Schläuche hatten wieder gedreht.
    Sie gingen um den Torpfosten herum.
    Zu der Hand gehörte ein Körper. Er war groß, kräftig, lag auf der Seite. Auf der in winzigen Rissen geplatzten und verkohlten Haut klebten noch Kleidungsreste, ein Leinenschuh war fast vollständig erhalten. Der haarlose Schädel schien zu schreien, weiße Keramikzähne hinter verbrutzelten Lippen. An dem Handgelenk unter dem Tor blinkte eine Uhr silbrig durch die Asche. Die andere Hand lag seltsam obszön zwischen den Beinen. Die Finger um eine Pistole gehakt. Etwa zwei Meter weiter der Umriss einer Fernbedienung, schwarz in den Boden geschmolzen.
    Pia sah Carrera nicht an: »Der hat noch versucht rauszukommen.«
    Carrera zuckte mit den Schultern. »Das war so eine Art Museum für Oldtimer. Wenn die alle echt waren, dann ist hier ein Vermögen verbrannt.«
    Die anderen Feuerwehrmänner drangen vorsichtig in die Garage vor. Hinter ihr war plötzlich Bonet.
    Er hustete. »Pia, was hast du denn da schon wieder angerichtet?«
    Pia war froh, seine Stimme zu hören, konnte aber den Blick nicht von dem Toten wenden. Sie hatte schon immer eine hervorragende Beobachtungsgabe und ein fast eidetisches Gedächtnis gehabt, aber sie war auch geschult darauf, Einzelheiten zu registrieren. Und jetzt war sie vollkommen auf diesen Toten konzentriert.
    Ein Mann. Der Körperbau sagte das eindeutig. Breite Schultern, schmale Hüften. Letzte Haarfetzen am Kopf waren weiß, also kein junger Mann. Der Leinenschuh war von der Art wie sie Segler trugen. Reste einer weißen Leinenhose an den Hüften. Jeansnieten waren in die Haut hineingeschmolzen. Unter dem einen Arm war die Hemdtasche fast völlig erhalten. Schwarze Seide mit einem weißen Perlmuttknopf.
    »Leute, kommt mal her!«, rief einer von Carreras Männern aus dem hinteren Teil der Ruine. Pia, Carrera und Bonet liefen zu ihm. Die Hitze war hier kaum auszuhalten. Der Feuerwehrmann stand neben den Überresten eines Ferrari Cabrios. Offensichtlich war es einmal grün gewesen, mit hellen Ledersitzen. Das Lenkrad und die Armaturen aus Wurzelholz waren verbrannt, ebenso wie der Mann hinter dem Steuer.
    Und doch schien er noch zu leben. Die leeren Augenhöhlen im verkohlten Körper auf eine unsichtbare Straße gerichtet, die linke Hand steif über dem nicht mehr vorhandenen Lenkrad, die andere lässig am verklumpten Schaltknüppel.
    »Der wollte wohl noch mal schnell mit dem Auto weg«, registrierte Carrera bemüht munter. Der Mann war groß und kräftig. Pia sah unter seiner zerlaufenen Gürtelschnalle Reste eines dunklen Hemdes und einer hellen Hose. Die Ohren waren innen noch rosig, kleine weiße Haarbüschel. Keine Haare mehr auf dem schwarzen Schädel, keine Zähne im halb geöffneten Kiefer. In das Handgelenk über dem Steuerrad war eine dicke Golduhr wie die von Dalí eingeschmolzen. Und am kleinen Finger derselben Hand hing ein Klumpen, der wohl einmal ein goldener Siegelring gewesen war.
    »Wem gehört das alles hier?« Pia wandte sich an Carrera und Bonet gleichzeitig, bekam aber von keinem eine Antwort. Sie wandte sich zur Tür, raus aus dieser Glut.
    Die Guardia Civil zog ab, die Kompetenzen schienen geklärt. Toni stand da mit einer dürren grauhaarigen Frau und grinste dümmlich verlegen zu ihr und Bonet herüber.
    » Hola , Josep. Das ist Janet Howard, du weißt schon, die Polizeireporterin. Sie sucht dich überall.«
    » Mierda «, murmelte Bonet. Dann vorwurfsvoll: »Sie haben zugehört. Sie sind hinter mir hergefahren!«
    »Ich wohne hier um die Ecke. Und ich bin ganz sicher keine Sensationsreporterin. Eher eine freie Journalistin mit einem gewissen Interesse an Kriminalistik.
    Eine Engländerin. Ihr Spanisch war

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