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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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tippte nicht ohne Genugtuung Fustés Nummer in ihr Handy, um ihn zu wecken. Es war fast Mitternacht. Aber leider meldete sich nur der Anrufbeantworter.
    Dagmar hinterließ knapp, dass sie Barbara Dyckhoff als Klientin gewonnen hatte.

19
    Er kam erst um halb zwölf. Er strahlte und hielt ihr mit einer Geste, die einer Orchidee gut angestanden hätte, einen verkümmerten Feigenkaktus im Blumentopf hin. Pia erkannte ihn sofort. »Luis, der ist vom Fensterbrett in deinem Büro.«
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Luis, dieser hässliche Schrumpelkaktus ist der Augenstern deiner Sekretärin. Joana wird ausrasten!«
    »Es wird ihm bei dir besser gehen, das bringe ich ihr schon bei.« Er drückte ihr eine Klarsichthülle mit Papieren in die Hand. »Pia, meine Schöne, hier ist die Erklärung, weshalb ich so spät komme!«
    »Das Ergebnis?« Sie umarmte ihn. »Du bist mit der Autopsie fertig?«
    »So gut wie. Hast du was zu trinken da?«
    Pia wies ihm einen Hocker an der Küchenbar zu und schenkte ihm und sich perlenden Cava in die schon bereitstehenden Sektkelche. Er leerte seinen auf einen Schluck und hielt ihn ihr zum Nachfüllen hin. Schaute erwartungsvoll zum gedeckten Tisch hinüber. »Hoffentlich ist noch nichts verbrutzelt.«
    »Nein. Ich fang jetzt erst an. Und du berichtest mir.« Pia schälte die gebackenen Auberginen und richtete sie mit Knoblauch, Tomaten, gedünsteten Zwiebeln und Sardellen auf einer Platte an und würzte mit Olivenöl, wenig Balsamico, etwas Salz und Pfeffer aus der Mühle. Sie schnitt Baguette auf, und sie aßen die Vorspeise gleich an der Bartheke.
    »Wunderbar«, seufzte Luis und drückte den weich gebackenen Knoblauch auf das Brot. »Das Problem ist, wir haben zwei Leichen. Und wir wissen eigentlich nicht, wer wer ist. Beide haben etwa das gleiche Alter Mitte fünfzig bis sechzig. Ähnlich kräftige Statur. Nur war's bei dem einen Fett, beim anderen daneben auch antrainierte Muskeln. Nennen wir sie mal nach ihren Fundorten, den einen Ferrari , den anderen Tür . Dann wäre Ferrari so etwa drei bis fünf Stunden vor Tür gestorben. Kaum Mageninhalt, der Rückschlüsse zuließe, keine Rauchpartikel in der Lunge, kein Kohlenmonoxid im Blut. Ferrari war vermutlich Linkshänder, die linke Hand war kräftiger. Er hatte aber die Uhr am linken Handgelenk. Eine Rolex. Eingeschmolzen, aber doch noch erkennbar. An der gleichen Hand Reste eines Siegelringes. Der ist mit der Uhr und den anderen Sachen im Labor. Ich hatte nicht viel verwertbares Material zur Untersuchung, aber einer der Finger war fast erhalten. Wir konnten sogar einen Abdruck bekommen. Und den Fingernagel. Eingebrannte Schmutz-, aber auch Hautreste. Über die Todesursache bin ich mir noch nicht ganz im Klaren, die Untersuchungen sind noch lange nicht abgeschlossen. Er war jedenfalls schon tot, als man ihn in den Ferrari setzte. Keine äußeren Wunden mehr feststellbar. Möglicherweise Gift. Oder aber ein Stich mit einem sehr langen, dünnen, spitzen Gegenstand direkt ins Herz. Schlechter Gesundheitszustand, Raucherlunge, marode Leber. Keine Zähne, kein Gebiss. Was machst du mit den Zwiebeln, die sind ja göttlich! Nelken, stimmt's?«
    »Und der andere?«
    » Tür ? Na ja, eindeutig eine andere Klasse. Saubere Nägel, gepflegte Zähne. Drei Implantate, Schweizer Handschrift. Sehr guter Gesamtzustand, kein Raucher, allerdings auch leicht angegriffene Leber. Rechtshänder. Trug die Uhr an der linken Hand. Platin Patek-Philippe. Wenn ich mich nicht gewaltig irre, eine von den limitierten. An derselben Hand ist am Knochen des Ringfingers eine Kerbe, so als hätte da viele Jahre lang ein Ring gesessen. Es war aber keiner dran. Die Brieftasche steckte in der rechten Gesäßtasche. Viel ist nicht übrig. Die sind im Labor dabei, die Reste zusammenzusetzen. Todesursache vermutlich Ersticken. Die Pistole wurde dreimal abgefeuert. Wer ist das denn?« In der Tür zum Wohnzimmer saß erwartungsvoll schnurrend der riesige rote Tigerkater.
    »Er sieht aus wie Garfield, findest du nicht? Er gehört dieser Barbara Dyckhoff, ich habe ihn mitgenommen.« Das Wasser kochte, Pia tat die Spaghetti hinein, schnitt kleine Chilischötchen in eine Pfanne mit Olivenöl, wartete, bis sich Blasen bildeten und gab erst den klein gewürfelten Knoblauch und dann die gambas dazu. Im letzten Moment löschte sie mit coñac ab. Die Spaghetti waren genau im richtigen Moment fertig. Sie gab Luis eine Flasche roten Marqués de Càceres und einen Korkenzieher. Dann brachte sie das

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