Meines Bruders Moerderin
zitterte, und einen Moment lang blieben sie so stehen, erstarrt in Angst. Dann waren die anderen da. Die Scheinwerfer und die Blitzlichter und die Mikros. Schrille Stimmen.
Die Lichter verschwammen ihr vor den Augen. Plötzlich waren Hüne und Rastafrau bei ihr und fingen sie auf. »Platz da, machen Sie bitte Platz!« Sie legten sie auf eine Trage, und Barbara war Rastafrau dankbar dass sie ein Laken über sie breitete. »Bitte, lassen Sie uns durch!«
»Moment noch«, über ihr bauten sich zwei Männer auf. Der junge mit Seidenanzug und Gelfrisur war einer von denen, die sie festgenommen hatten, der andere war etwas älter und sah aus wie ein Priester. Ein Rundschädel mit Lockenkranz, Drahtbrille, schwarzem Hemd, und schwarzen Jeans.
»Mein Name ist Mateo Calvet. Ich bin Untersuchungsrichter. Bisher wollten wir Sie nur als Zeugin befragen, aber durch diesen bewaffneten Fluchtversuch haben Sie sich ja selbst deutlich genug exponiert. Ich würde jetzt gern ...«
»Das dürfen Sie aber nicht«, die dicke Dame schoss nach vorn und schob sich schützend zwischen die Trage und die beiden Männer. »Mein Name ist Dagmar Warwitz, ich bin die Anwältin von Barbara Dyckhoff. Die Frau ist schwer krank. Sie braucht absolute Ruhe.«
»Und zwar sofort«, bestätigte Rasta, sie und Hüne hoben die Trage auf und schaukelten sie schief davon.
Die dicke Dame, Gelfrisur und der Priester blieben neben ihr. Und hinter ihnen tauchten noch der dünne Krumme auf und die Knubbelige, die sich angeblich um Fritz kümmern wollte. Sie drängte Gelfrisur ab, beugte sich dicht über die Trage und sagte leise: »Es geht ihm gut. Er liebt gambas und Ziegenkäse. Ich nenne ihn Garfield, aber wie heißt er wirklich?«
»Fritz the cat«, krächzte sie. Dann waren sie im Fahrstuhl, und die Türen sperrten die anderen aus.
Surren. Die Schmerzen spielten keine Rolle mehr. Sie hatte es versucht. Sie hatte es nicht geschafft. Okay, es war vorbei. Fritz ging es gut. Gambas und Ziegenkäse! Meine Güte, in was für ein Paradies war er geraten. Sie lächelte. Milchiges Licht, wohlige Wärme, sie schwebte. Spürte nicht, dass der Lift anhielt und hörte die hysterischen Stimmen nicht mehr.
»Verdammt, sie bleibt weg! Ruf Doktor Mendoza! Schnell!! Mierda !!!«
21
Aber das beweist doch absolut nichts!« Pia stand zwischen Toni, Bonet und dem Untersuchungsrichter Calvet.
Toni wich leicht zurück und murmelte: »Du stinkst nach Knoblauch!«
»Und du nach toter Friseuse«, flüsterte sie zurück und sagte dann laut: »Barbara Dyckhoff ist verwirrt, sie ist schwer verletzt, sie ist voll gestopft mit Medikamenten! Sie weiß ja gar nicht, was sie tut!«
Toni und Calvet sahen sich kurz an.
»Sie hat es getan«, sagte Toni.
»Und sie hat es soeben durch ihren Fluchtversuch eingestanden«, setzte Calvet nach. Sie gingen zum Ausgang.
Bonet zögerte kurz. »Pia, ich schätze dich sehr, das weißt du. Bitte, verrenn dich jetzt nicht. Das hier ist wirklich eindeutig.«
»Josep. An diesem Fall ist nichts eindeutig. Wieso weigert ihr euch alle, nachzudenken. Du bist ein brillanter Ermittler. Und hier gibst du dich mit dem Offensichtlichen zufrieden. Du fragst nicht mal nach!«
»Du bist ein Sturkopf wie dein Vater.«
»Den du ja angeblich mochtest.«
»Pia, manchmal muss man Kompromisse eingehen. Du kannst nicht immer mit dem Kopf durch die Wand. Und ich kann dir auch nicht immer helfen.« Die letzten Worte brummelte er schon auf dem Weg zur Tür.
Pia blieb allein zurück. Bis auf ein paar unentwegte Reporter war die Halle leer. Die dünne Engländerin war noch da. Janet Howard. Zusammen mit dieser Dagmar Wieauchimmer, die angeblich die Anwältin war und die immerhin Calvet weggebissen hatte. Pia ging auf die beiden zu. »Sieht nicht gut aus.«
»Pia Cortes«, stellte Janet vor, »die Leiterin der Ermittlungen, und Dagmar Warwitz, die Anwältin.«
»Ich leite hier gar nichts.« Pia gab Dagmar die Hand. »Im Gegenteil, im Moment mache ich mich gerade sehr unbeliebt und lande vermutlich morgen im Archiv.« Dagmars Hand war weich und feucht.
»Ich bin auch nicht die Anwältin. Eine von vielen. Ich mache hier nur die niederen Vorarbeiten für den großen Don Jaime Bartolo Fusté.«
»Das Mädchen hat verdammt schlecht ausgesehen!« Janet steuerte auf die Dragonerschwester am Empfangstresen zu. Sie schaute kurz auf das Namensschild. »Dolores, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Mein Name ist Janet Howard, und ich bin nicht die Tante von Barbara
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