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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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so.«
    Janet holte die nagelneue Visitenkarte von Llimona 5 hervor und stand auf. »Leute, bitte helft mir. Hinter dem Mädchen sind nicht nur die Dealer her. Auch zwei Typen. Akzentfreies Spanisch, aber irgendwie sehen sie wie deutsche Wurstvertreter aus. Findet das Mädchen vor den beiden. Angeblich sind das ihre Brüder. Aber was immer sie von ihr wollen, es ist nichts Gutes. Das Mädchen heißt Anna Guzman. Ruft mich an. Danke.«
    Sie ging hinaus und hatte ein gutes Gefühl. Wenn Anna noch im barrio war, würden Eric und seine Freunde sie finden. Sie stieg die kleine Gasse hinauf zur Plaça Regomir und weiter zu Llimona 5. Janet fühlte fast so etwas wie Stolz, als sie den kleinen Patio betrat. Hier gehörte sie her, sie war eine von Llimona 5. So ein Gefühl der Dazugehörigkeit hatte sie lange nicht mehr empfunden.
    Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, wurde die Tür von innen aufgerissen, und Pia schrie sie an: »Da bist du ja. Du Scheißkuh! Du Katzenhasserin! Du brutale Mörderin.« Sie schrie noch weiter, um ihre Füße Fritz, der versuchte an ihr vorbei hinauszuschlüpfen.
    Janet schob ihn mit dem Schuh vorsichtig wieder hinein und schloss die Tür hinter sich. » Sorry, sorry, sorry. Ist er mir entwischt? Aber ich hasse Katzen doch gar nicht. Ich ... meine Jungen hatten früher dauernd Hunde und Katzen und Vögel und Eidechsen und sogar einmal eine Ziege! Und ich hab keinen davon umgebracht. Jedenfalls nicht absichtlich! Ehrlich. Ich muss mich nur erst wieder daran gewöhnen. Darf ich jetzt rein?«
    »Ja, klar«, Pia nahm Fritz auf den Arm, der sich sofort schnurrend anschmiegte und Janet aus gelben Augen anstarrte. »Vielleicht hab ich ja überreagiert, aber ich häng an dem Vieh. Was hast du über Paul Reimann rausgefunden?«
    »Ich habe ihn verloren«, Janet schob sich in die Wohnung, ohne Pia anzusehen. Und noch bevor diese antworten konnte, läutete es wieder.
    Janet drehte sich um und öffnete die Tür. Josep Bonet, ausgerechnet. Und hinter ihm groß, breit, in schwarzen Hosen, einer schwarzen Weste über einem Leinenhemd im gleichen Silbergrau wie seine wildgelockten Haare und sein Bart, Kemíl Martín. Er grinste, drängte sich nach vorn und umarmte sie heftig. » Cariña mia , ich habe ein paar Entwürfe für eure Website. Und dieser dämliche Polizist hier hat ein höllenschlechtes Gewissen. Und darum hab ich ihn mitgebracht. Zu euch. Zum Beichten. Llimona 5 als Kirchenersatz.« Noch einen Kuss, dann eilte er weiter in die Küche, wo er auf Luis und den Rotwein traf. Fritz sprang von Pias Arm und lief hinterher.
    Janet widerstand ihrem ersten Impuls, den beiden zu folgen. Sie merkte, dass Bonet und Pia allein sein wollten. Und blieb. »Also? Was ist los?« Die beiden sahen sich nur kurz an, dann sackte Bonet noch mehr in sich zusammen, wenn das überhaupt möglich war. Und schwieg.
    Janet wandte sich an Pia. »Was ist denn? Was ist passiert?«
    »Yolanda ist tot. Es sieht so aus, als hätte Barbara ihr mit einer abgeschliffenen Glasscherbe die Gurgel durchgeschnitten. Die beiden waren allein.«
    »Nein!« Janet fiel nichts anderes ein. Das war unmöglich. Barbara konnte das nicht getan haben. Jemand anders hatte Yolanda ermordet. Paul Reimann. Der Mann mit Geld, Einfluss und einem Motiv. Und ausgerechnet heute hatte sie ihn und seine Männer nicht observiert. »Nein«, setzte sie noch einmal nach.
    »Es gibt keinerlei Hinweise auf eine dritte Person. Wir haben Barbara Dyckhoff blutüberströmt neben Yolandas Leiche gefunden. Neben ihr eine zurechtgeschliffene Glasscherbe. Die Knastdirektorin Alvarez hat ihr eins mit dem Knüppel über die Rübe gezogen. Verständlich, sie hing an Yolanda. Hatte angeblich Angst vor einem Angriff. Natürlich war die Dyckhoff etwas matsch. Keine Aussage. Wir haben sonst alles untersucht, keine Spuren, keine Zeugen. Nur Indizien. Und die sprechen gegen Barbara. Tut mir Leid, ich hätte das nicht zulassen dürfen. Yolanda hatte keinerlei Ausbildung für so einen Job im Knast. Und ich hätte nicht Teresa Morales verlegen lassen sollen, sondern Barbara. Ich hätte das verhindern müssen! Verdammte mierda !«
    »Josep. Du hast getan, was du konntest!« Pia berührte ihn kurz an der Schulter. »Keiner von uns konnte damit rechnen, dass Barbara plötzlich durchdreht.«
    Pia wollte sich abwenden, Janet packte sie. »Sag mal, tickst du noch richtig? Pia, bitte! Barbara hat es nicht getan. Sie ist unschuldig. Das ist unsere Basis. Und wenn alle Indizien der Welt gegen

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