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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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deinem T-Shirt sind auch noch Kratzer. Da besteht immer die Gefahr einer Sepsis.«
    »Janet. Wenn ich die in die Finger bekomme, dann bring ich sie um.«

39
    Die Cafés und Bars im barrio gótico, die um diese Zeit schon geöffnet waren, hatte sie mehr oder weniger abgeklappert. Überall hatte sie Annas Foto verteilt, kein Mensch kannte sie, keiner hatte sie gesehen. Janet glaubte nicht mehr an die Version der Guzmans, jemand bei der Polizei habe ihnen die Adresse von Llimona 5 gegeben. Selbst wenn, es gab unzählige Detekteien in Barcelona, viele unseriöse, aber auch viele, die von ehemaligen Polizisten betrieben wurden. Männern. Der einzige Grund, der in diesem Fall für Llimona 5 sprechen mochte, war die Lage ihrer Detektei. Die Guzmans hatten ihre Schwester selbst verfolgt und sie irgendwo hier verloren. Es bestand eine Chance, dass sie noch immer im barrio war.
    Halb fünf. Der Himmel über den Dächern hatte sich zugezogen, grau. Keine zweihundert Meter weiter war das offene Meer, aber in den engen Gassen stand die Hitze wie unter einem Deckel. Janet stand an der Ecke Ferrán und Rauric, direkt vor dem Schilling .
    Paul Reimann zu observieren hatte sie sowieso versäumt. Jetzt kam es auf eine halbe Stunde auch nicht mehr an. Janet ging in die Bar und sah sich um. Niemand, den sie kannte. Sie setzte sich ans Fenster und bestellte einen Gin Orange. Die Kellnerin lächelte sie an. Janet erkannte sie nicht wieder, schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt und lange weiße Schürze wie die anderen beiden Kellner auch. Sie war sehr hübsch. Aber sie schien Janet zu kennen. Janet lächelte zurück und gab ihr das Foto. Es war ihr letztes. »Haben Sie das Mädchen schon mal hier gesehen?«
    Die Kellnerin stellte den Drink ab und sah das Foto an. Lange und sorgfältig. »Nein. Tut mir Leid. Aber ich kann's ja mal rumzeigen.« Janet nickte, steckte sich eine Zigarette an, die erste seit zwei Stunden, und widmete sich nach einem tiefen Lungenzug ihrem eisbeschlagenen Gin Orange. Sie hatte die Hoffnung auf eine leichte Lösung aufgegeben.
    »Darf ich?«, der Mann, der sich, ohne die Antwort abzuwarten, an ihren Tisch setzte, hatte einen Stock mit Silberknauf und ein Bier in der Hand. Jeans, Jeanshemd, rote Hosenträger. Etwa ihr Alter. »Ich bin Miguel.« Janet schwieg und spielte die Unsichtbare. »Sie sind Janet, richtig? Die Mutter von Eric. Ich habe Sie hier schon gesehen.« Janet musterte ihn mit neuem Interesse, er lachte. »Der barrio ist ein Dorf.« Er hatte Annas Foto in der Hand. »Das Mädchen. Ich habe sie getroffen. Gestern Nacht, im Harlem . Das ist so eine Jazzkneipe hier.«
    »Ich kenne das Harlem . Möchten Sie noch etwas trinken?«
    »Gern, ein Bier. Nettes Mädchen übrigens. Sehr hübsch, obwohl sie das zu verbergen sucht.« Er brach ab, bestellte mit einem Wink zur Theke das neue Bier und schwieg dann.
    »Sie wissen nicht, wie Sie mich einordnen sollen?«
    »Ich kenne Ihren Sohn und seine Freunde. Nicht unbedingt die beste Empfehlung, ehrlich gesagt. Aber diesem Mädchen würde ich gern helfen. Sie ist in der Klemme. Sie ist auf der Flucht. Sie versteckt sich. Irgendjemand verfolgt sie.«
    »Zwei Kerle, helles Haar, teure Anzüge, einer bullig, der andere eher durchtrainiert?«
    Miguel schaute sie nachdenklich an, nickte langsam.
    Hinter ihm ging die Tür auf, Eric und Bertrán kamen herein. Bertrán sah sie zuerst. Strahlte und steuerte gleich auf sie zu. »Janet. Tausend Dank!« Er drückte sie an sich. »Sie haben uns wirklich geholfen. Bitte sagen Sie das auch Ihrer Freundin Dagmar. Danke!« Erics knappe Umarmung danach wirkte wie aufgesetzte Höflichkeit. Sie stellte Miguel vor, und Bertrán setzte sich. »Cava für alle!« Janet winkte ab. Eric musste sich einen Stuhl vom Nebentisch dazuholen. Miguel legte Annas Foto auf den Tisch.
    »Danke, ich bleib lieber beim Bier. Aber vielleicht könnt ihr uns mit dem Mädchen weiterhelfen. Ist die euch irgendwo aufgefallen?«
    Einen Moment lang blieb das Foto auf dem Tisch liegen, und keiner berührte es. Dann beugte sich Bertrán leicht darüber, hob kurz die Augenbrauen und wippte wieder zurück. Eric sah zu Janet, dann zu Miguel und zu Bertrán. »Ja. Ich hab sie gesehen. Sie hängt hier herum. Sie ist neu. Sie hat Geld. Sie war mal auf H. Das merkt man ihr an, wenn man einen Blick dafür hat. Die Pusher und Dealer sind hinter ihr her. Sie wittern die Beute, sie wollen sie zurück. Das ist nicht schwer, auch wenn sie nicht will. Einfach LSD in die Fanta oder

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