Meistbietend ersteigert
Naturkatastrophen und Unfällen. Als lang anhaltende heftige Regenfälle ganze Landstriche meterhoch in Wassermassen hatten versinken lassen und damit auch die Existenzen der betroffenen Menschen zerstörten, organisierte das Ehepaar Westerfeldt spontan diese Wohltätigkeitsveranstaltung. Für Jens und seine Geschwister war es Selbstverständlichkeit, dass sie in die Vorbereitungsarbeiten miteinbezogen wurden.
Wobei Jens die Einsamkeit des Hinterhofes vorzog und sich künstlerisch versuchte.
„Sieht gut aus!“, kommentierte seine Mutter die Arbeit abschätzend und beäugte das Plakat mit halb zusammengekniffenen Augen.
Jens rollte das zweite Banner aus, auf welchem mit ebenso großen, roten Buchstaben „Zugunsten der Opfer der Hochwasserkatastrophe“ stand. Beide würden am morgigen Tag das Eingangstor krönen, unter dem mehr als hundert angekündigte Gäste hindurchgehen sollten. Seine Mutter lächelte stolz, streichelte ihrem Sohn zärtlich über den Kopf und zerwuschelte ihm frech die Haare.
Jens verschluckte das Grummeln. Er mochte es nicht, wenn man ihm in die Haare fuhr, auch wenn er sich wenig Mühe um sein Äußeres gab. Es war ihm einfach unangenehm. Er fühlte sich mit seinen zweiundzwanzig längst zu alt für solchen Kleinkinderkram. Seine Mutter schien sich das partout nicht merken zu können, obwohl er es ihr schon oft genug gesagt hatte. So drehte er nur den Kopf weg und rollte das Banner langsam wieder zusammen.
„Ich geh mal Susi suchen“, sagte sie, lächelte ihm noch einmal stolz zu und ging davon.
Mit einem Seufzen betrachtete Jens das Plakat. Tische schleppen konnte er definitiv besser als Buchstaben malen, auch wenn er es unter keinen Umständen dagegen eintauschen würde. Ihm kam das Banner wenig professionell vor. Sein Vorschlag, es irgendwo drucken zu lassen, hatte sein Vater aus Kostengründen abgelehnt. Er wollte so viel Geld wie möglich für die Charity-Veranstaltung sammeln und daher so wenig Kosten wie nötig verursachen.
Mit einem weiteren Seufzen rollte Jens das Plakat entgültig zusammen und begab sich in den Saal, wo sein Vater mit freiwilligen Helfern von der ansässigen Feuerwehr bereits zahlreiche Tische und Stühle parat gestellt hatten.
„Du kannst Carola helfen“, wies sein Vater ihn sogleich an. „Sie verzweifelt mit all der Deko, die sie sich vorgenommen hatte.“
Jens nahm einen tiefen Atemzug und suchte seine jüngere Schwester, um mit ihr für den Rest des Tages, den Festsaal zu schmücken.
Am späten Abend war aus der ehemaligen Maschinenhalle ein wahrer Prunksaal geworden. Die meisten Dekorationsartikel wie Blumen und die Stoffe für Tischdecken, Servietten und Vorhängen waren von Geschäften gespendet worden. Seine Mutter kannte beinahe jeden Ladenbesitzer im Ort persönlich und wusste ihnen immer wieder Gefälligkeiten zu entlocken. So wie sein Vater die Vereine und auch die Feuerwehr zu fast jeder Veranstaltung als Helfer engagieren konnte.
Erst gegen vier Uhr morgens fiel Jens ins Bett.
Als er am nächsten Tag zur Mittagszeit zur alten Näherei zurückkehrte, herrschte dort bereits helle Aufregung. Die letzten Vorkehrungen mussten getroffen, Blumenarrangements neu angerichtet werden. Die Mitarbeiter des Cateringservice, die zum Großteil aus Mitgliedern der ortsansässigen Vereine bestanden, wuselten wie Ameisen durch die Tischreihen, um alles perfekt zu machen. Immerhin wurden hohe Gäste erwartet, wie den Bürgermeister und einige weitere hiesige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Medien. Zwischendrin hörte man die Stimmen von Jens Eltern, die das geordnete Chaos wohl unter Kontrolle zu halten wussten.
„Oh, gut, dass du da bist!“, rief ihm sein Vater sogleich entgegen. „Die Brauerei hat angerufen. Fahr doch bitte hin und kläre die Lieferung für heute Abend ab. Nimm den Lieferwagen, dann kannst du gleich einen Teil mitbringen. Mir wird es fast zu knapp, wenn erst heute Abend alles geliefert werden soll.“
Jens nickte und marschierte davon. Jeder Auftrag, der ihn weit von dem ganzen Trubel wegbrachte, war es wert.
Wenig später fuhr er mit dem zehn Jahre alten Kasten-Lieferwagen auf dem Hof der Brauerei vor. Man kannte ihn bereits, hatte sogar schon auf ihn gewartet. Durch die Aktivitäten seiner Eltern, die mit ihren Spendensammlungen und Aktionen auch schon mal die Lokalmedien auf sich aufmerksam machten, waren auch Jens und seine Geschwister in der ganzen Stadt bekannt wie ein bunter Hund.
Meist wurde er freudig begrüßt,
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