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Meistbietend ersteigert

Meistbietend ersteigert

Titel: Meistbietend ersteigert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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nur wenige zeigten sich genervt von den unermüdlichen Spendenaufforderungen der Westerfeldts. Jens hatte gelernt, damit zu leben, dass er manchmal wie ein Star behandelt und manches Mal aber auch verlacht und verhöhnt wurde. Als Kind war es besonders schlimm gewesen, zumal er eher zu den ruhigeren Jungen gehört hatte, die Auseinandersetzungen und Prügeleien aus dem Weg gegangen waren. Viel lieber steckte er seine Nase in ein gutes Buch anstatt in Videospiele oder Schnapsflaschen, so wie es bei anderen Jugendlichen seines Alters üblich gewesen war. Jetzt machte ihm das weniger aus. Er ignorierte die Häme von Leuten, die sich über die Familie lustig machten, und konzentrierte sich darauf, seinen eigenen Weg zu gehen.
    Der Braumeister kam ihm sogleich entgegen. Jens stellte den Kastenwagen ab und begrüßte ihn. Ein Mann hatte den rundlichen Mittfünfziger mit dem lustigen Lachen begleitet. Jens kannte ihn, es war der Besitzer der Brauerei, oder besser gesagt, der Juniorchef, Eduard Froeling, dessen Gesicht in den Lokalmedien mindestens genauso oft auftauchte, wie das von Hans und Lore Westerfeldt. Jens kannte ihn aber auch aus der Schulzeit, obwohl der Mann, der ihn nun aus einem dunkelgrauen Maßanzug heraus freundlich anlächelte, fünf Jahre älter war.
    Eduard Froeling hatte ihn schon als Jugendlicher fasziniert. Warum, konnte Jens selbst nicht sagen. Wenn dessen Name fiel, wurde ihm ganz anders. Er begann zu zittern, in seinem Magen fühlte es sich an, als würde dort ein Handy vibrieren und ihm wurde heiß und kalt zugleich. In seiner Nähe hatte er sich stets unwohl gefühlt, wusste nicht, was er sagen sollte und biss sich lieber auf die Zunge, als sich vor ihm zu blamieren. Auch jetzt war ihm, als spielte sein Körper verrückt. Kaum hatte er Eduard an der Seite des Braumeisters erkannt, blieb er wie angewurzelt stehen. Sein Herz überschlug sich. Sein Mund wurde trocken. Die Zunge klebte ihm dick und schwerfällig am Gaumen.
    Dabei hatte ihm Eduard noch nie etwas getan. Sie hatten durch ihren Altersunterschied und ihren komplett anderen Lebenswandel auch kaum miteinander zu tun gehabt, geschweige denn mehr als ein flüchtiges Hallo auf dem Schulflur oder ein paar belanglose Sätze gewechselt.
    Dennoch kam sogleich die alte Unsicherheit wieder hoch, als er den Juniorchef näherkommen sah. Jens überlegte, einfach in den Wagen zu steigen und davonzufahren, als ihm klar wurde, wie lächerlich und dumm dieses Verhalten bei den beiden Männern ankommen musste.
    „Herr Westerfeldt?“, begrüßte ihn Eduard und hielt ihm die Hand hin. Zwei Reihen weißer Zähne blitzten auf, als er sein freundliches Lächeln verstärkte. „Jens Westerfeldt?“
    Jens nickte nur, schlug zögerlich ein und kämpfte gegen den Drang an, seine Hände in den Hosentaschen zu vergraben, nur um ihn nicht berühren zu müssen. Es traf ihn auch wie eine elektrostatische Entladung, als sich ihre Hände umfassten und drückten. Eduards Handschlag war warm und angenehm fest. Jens hätte es auch gewundert, wenn so ein Sonnyboy wie der Brauerei-Spross den Händedruck eines Weicheis gehabt hätte.
    „Schön, dass wir uns auch einmal persönlich begegnen“, plauderte Eduard sogleich weiter. „Ich hörte, Sie haben das ganze letzte Jahr auf Entwicklungshilfe in Afrika verbracht?“
    Abermals nickte Jens, nicht in der Lage, auch nur einen Ton von sich zu geben. Er fragte sich, warum er in der Nähe dieses Mannes nur so merkwürdig reagierte, so als hätte dieser Kryptonid an sich oder Ähnliches, das seine Gedanken und die Funktion seines Körpers komplett durcheinanderbrachten. Früher hätte er persönlichen Kontakt strikt vermieden, doch jetzt war es nicht möglich. Er musste sich dem stellen. Zudem fragte er sich, woher der Mann dies über ihn wissen konnte und warum es ihn überhaupt interessierte, was der Sohn eines Spendensammlers machte. Wusste er noch mehr über ihn, eventuell auch, dass er seit einem Semester Sozialwissenschaften studierte? Oder dass er Lehrer oder irgendwas in der Richtung werden wollte? Oder dass er eigentlich noch keinen wirklichen Plan hatte, was er aus seinem Leben machen sollte?
    Eduard lächelte weiterhin geduldig, als Jens nicht antwortete, sondern nur in dessen Gesicht starrte.
    Nach ein paar Sekunden gab es Eduard auf, schien entweder zu der Entscheidung gekommen zu sein, dass Jens nicht mit ihm sprechen wollte, oder stumm sei. Noch immer hielt er die Hand und drückte sie leicht. Sein Daumen drückte

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