Meistbietend ersteigert
Oberschenkel. Das Gewicht ihrer beider Körper ließ den Stuhl ächzen. „Ich werde dich auf eine Reise schicken, die du dir nicht einmal im Traum hättest ausmalen können. Dafür verlange ich aber auch etwas.“
„Was?“, wollte Jens wissen. Ein seltsames Kribbeln machte sich in seinem Steiß bemerkbar. Kalte und heiße Schauer wechselten sich in rascher Folge ab. Eduards Worte hatten eine Sehnsucht in ihm geweckt, die ihn mit Endorphinen, Testosteron und zahlreichen weiteren Hormonen überschüttete und seinen Organismus zu überfordern drohte, gleichzeitig aber auch mit der eiskalten Panik des Ungewissen. Eduards letzter Satz hatte geklungen, wie der eines unerbittlichen Herrschers, wie der eines Mannes, der es gewohnt war, dass seine Befehle bedingungslos ausgeführt wurden. Das hatte Jens bereits sein Leben lang mit seinem Vater.
Wollte er sich das mit Eduard ebenso antun?
„Was verlangst du?“, erkundigte sich Jens trotz allem neugierig. Er brannte bereits lichterloh. Eduard hatte in ihm eine Flamme entzündet, dich nicht mehr so einfach zu löschen war.
„Dass du dich mir hingibst, ganz und gar.“
„Warum?“, verlangte er zu wissen.
„Ich will dich … schon lange. Ich begehre dich …“
Seine Lippen näherten sich denen von Jens. Doch bevor sie sich erneut mit ihnen verbinden konnten, hielt er inne.
Denn Jens zögerte. „Was bedeutet für dich, dass ich mich dir ganz und gar hingeben soll?“, fragte er unsicher nach. Dieser Passus bereitete ihm große Sorgen. Er wollte sich nicht schon wieder jemandem unterordnen. Er hatte gerade eben begriffen, dass ihn sein Vater zum persönlichen Sklaven gemacht hatte.
Endlich trafen die Lippen aufeinander, als Eduard sich weiter vorbeugte. Doch Jens versteifte sich, erwiderte den Kuss nicht.
„Ich mache dir einen Vorschlag“, säuselte Eduard an den Mundwinkeln, die er zuvor noch sanft geküsst hatte. „Lass dich einfach fallen, genieße es. Nicht nachdenken, einfach tun. Und morgen früh sagst du mir dann, ob es dir gefallen hat und ob wir es vielleicht irgendwann wiederholen könnten.“
Seine Stimme war so verführerisch wie ein Sirenengesang. In Jens brodelte jedes einzelne Wort wieder, wie die Verführung pur. Insgeheim hatte er sich bereits dafür entschieden, den Vorschlag anzunehmen. Er hatte nichts zu verlieren. Niemand würde davon erfahren. Nicht einmal sein Vater. Er würde Neuland betreten, sich in aller Ruhe umsehen können und es wieder verlassen, wenn er feststellte, dass es nichts für ihn war.
„In Ordnung“, ging er schließlich darauf ein, noch ehe seine Gedanken und sein Verstand eine Übereinkunft finden konnten. Doch die Neugier, eine nicht zu kontrollierende Lust darauf, etwas Neues auszuprobieren und etwas absolut Verrücktes, Rebellisches zu tun, prügelten seine Vernunft unbarmherzig nieder. Was hatte er schon zu verlieren, außer dass er Eduard am Morgen vielleicht hassen würde und endlich einen Grund dafür fand, sich in seiner Nähe unwohl zu fühlen. Es könnte aber auch ganz anders ausgehen.
Kaum hatte er es ausgestoßen, musste er gegen übersprudelnde Freude und eiskalte Angst gleichzeitig ankämpfen. Immerhin hatte er keine Ahnung, was auf ihn zukommen würde, vertraute jedoch darauf, dass Eduard sein Versprechen hielt und ihm nicht wehtat und aufhörte oder ihn gehen ließ, wenn es ihm nicht gefiel.
Eduard gurrte zufrieden. Eine Hand fuhr in Jens Haar und bog den Kopf grob in den Nacken.
Jens schluckte den Protest verbissen hinunter, den der harte Griff heraufbeschworen hatte. Ihre Blicke trafen sich. Eduard verharrte, schien den Zeitpunkt geduldig abzuwarten, den Jens brauchte, um sich zu beruhigen und seine Gegenwehr aufzugeben. Schließlich, als sich dieser sichtlich entspannt hatte, wurde der Griff noch fester, während sich heiße Lippen auf den Mund pressten, sich gewaltsam Zugang verschaffte und die Zunge zwang, sich mit ihr zu duellieren.
Mehrere Minuten lang zwang Eduard Jens einen leidenschaftlichen Kuss auf. In Jens kämpfte immer wieder mal ein Begehren auf, den Kuss zu unterbrechen, kurz Luft zu holen und von Neuem zu beginnen. Doch er würgte ihn herunter, versuchte, sich zu entspannen und die Sache einfach laufen zu lassen.
Darin war er eigentlich geübt. Widerstandslos Gegebenheiten und übertragene Aufgaben zu erledigen, ohne darüber nachzudenken, einfach zu tun, ohne den Sinn zu hinterfragen und seine eigenen Belange hintenan zu stellen. Doch diesmal würde er es genießen. Diesmal
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