Meistbietend ersteigert
würde er alles, was er dabei mitnehmen konnte, in sich aufnehmen wie einen ausgetrockneten Schwamm. Er war sich sicher, dass ihm Eduard einen harten Crash-Kurs in Sachen Männersex aufdrängen würde und er sich dem nicht entwinden konnte.
Irgendwie freute er sich sogar darauf, obwohl ihm die Angst davor in den Knochen wütete wie eine Wühlmaus und ihm ein schlechtes Gewissen einzureden versuchte, dass er sündigte und in der Hölle landete. Vielleicht landete er auch tatsächlich dort, doch das war ihm egal, wenn Eduard ihn begleitete.
Es war widersprüchlich und er wusste noch immer nicht, wie er sich entscheiden sollte. Immerhin musste er das auch irgendwie seiner Familie erklären. Aber vorerst würde er die Nacht überstehen müssen und die war wahrscheinlich das Schwierigste an dem ganzen Prozess.
7.
Eduard löste den Kuss und lächelte ihn zufrieden an. Er nahm die Hand aus dem Haar und gestattete Jens, den Kopf wieder nach vorn zu beugen, was dieser auch sofort tat und das Gesicht verzog, weil es in seinem Nacken durch die Überbeanspruchung stechend zog.
„Zieh die Hose aus, geh nach oben in mein Schlafzimmer und warte dort“, verfügte Eduard.
Jens zögerte nur einen Moment, kaum merklich, dennoch packte Eduard ihn hart am Kinn und zischte warnend. Als er das Kinn einen Augenblick später wieder losließ, riss sich Jens die Hose über die Hüften und marschierte nackt durch das Haus in den ersten Stock. Es war höchst eigentümlich, völlig unbekleidet durch ein fremdes Haus zu laufen. Doch er war sich bewusst, dass dies die erste Bewährungsprobe von vielen darstellte, die er wenn möglich alle zu meistern gedachte.
Er hatte keine Ahnung, wo sich das Schlafzimmer befand. Er blickte einfach in einige Zimmer, und als er eine der Türen öffnete, glaubte er, das richtige gefunden zu haben. Das Bettzeug war zerwühlt, als hätte jemand eine ziemlich unruhige Nacht dort verbracht.
Jens zog die Decke vom Bett und warf sie über einen Stuhl, der in einer Ecke stand. Dann krabbelte er auf die Matratze, setzte sich im Schneidersitz in die Mitte und wartete.
Nervosität machte sich in ihm breit, je länger es dauerte, bis Eduard nachkam. Er hatte keine Ahnung, was dieser noch zu tun hatte, bevor er sich ihm widmen wollte, und war sich sicher, dass dieser Befehl zum Spiel gehörte.
Eduard verlangte Gehorsam. Das hatte er inzwischen begriffen. Doch anders als sein Vater, der bisher über sein Leben bestimmt hatte, würde Eduard darauf achten, dass auch er nicht zu kurz kam. Er würde es ihn genauso genießen lassen, wie er selbst es genoss. Dessen war sich Jens sicher. Woher er diese Gewissheit nahm, konnte er selbst nicht sagen. Er vertraute einfach darauf.
Auch wunderte er sich über die Selbstsicherheit, mit der er sich in Eduards Hände begab. Er war nervös und der Arsch ging ihm gehörig auf Grundeis, keine Frage. Sein Blutdruck musste sämtliche Messgeräte überfordern und die dünne Schweißschicht, die die Angst vor dem Unbekannten auf seiner Hautschicht hinterließ, schrie danach, von einer heißen Dusche fortgespült zu werden. Dennoch biss Jens die Zähne zusammen und fügte sich.
Er wollte es wissen, wollte es endlich wissen, ob die Gefühle, die er bisher Eduard gegenüber gehegt hatte, von Abscheu und Widerwillen geprägt waren, oder ob er tatsächlich homosexuell war und sich schon die ganze Zeit zu ihm hingezogen gefühlt hatte.
Was Eduard vorhin mit ihm gemacht hatte, hatte ihm mehr als gefallen. Allein schon deswegen war er davon überzeugt, dass er all die Jahre nur verleugnet, sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, in sich selbst nach dem Grund zu forschen, schon damals in den Froeling-Spross verliebt war und sich nur allein deswegen in seiner Nähe unwohl gefühlt hatte. Ihm wurde ganz wohlig bei dem Gedanken, dass dieser Mann gleich ins Schlafzimmer kommen und mit ihm schlafen würde. Dass er ihm zeigte, wie es war, einen Mann zu lieben, durch seine Berührungen in Ekstase zu geraten und vor Lust zu vergehen. Er freute sich regelrecht auf diese Erfahrung. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich wohl in seiner Haut, glaubte, den richtigen Weg zu gehen. Noch nie hatte sich etwas so richtig angefühlt, wie der Gedanke, sich nun einem Mann hinzugeben, sich Eduard hinzugeben.
Schritte kamen näher. Nackte Füße verursachten dumpfes Klopfen auf dem Teppichboden im Korridor.
Jens' Herz klopfte wie wild, als sich die Schritte der Tür zu dem Zimmer näherten,
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