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Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Titel: Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Kloeble
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ja du, willst du dich zu mir setzen und meinen Dutt lösen?
    Albert gähnte und drückte sich in seine Ecke in der letzten Reihe, sodass er nicht mehr im Rückspiegel des Busfahrers erschien. Aus bloßer Gewohnheit. An diesem siebten Oktober 2001 lag seine letzte Flucht aus Sankt Helena Monate zurück. Es gab keinen Grund mehr wegzurennen: Er war volljährig, niemand konnte ihn zwingen, in Sankt Helena zu bleiben. Aber wie das nun einmal so war mit Dingen, die man lange Zeit getan hatte, ob freiwillig oder nicht, es war schwierig, mit einer Gewohnheit zu brechen. Sich im Rückspiegel zu zeigen oder sich im Schach mit Schwester Alfonsa nicht zu duellieren, auf Schwester Simones Gulasch zu verzichten oder auf Freds Bericht, befestigt am Lattenrost seines verhalten quietschenden Stockbetts, wäre ein Verstoß gegen die Regeln der letzten fünfzehn Jahre von Alberts Leben gewesen. Das Waisenhaus war sein Zuhause, wo sollte er sonst leben? Bei Fred?
    Der Bus hielt und Albert sah nach draußen, um sich, sollte jemand zusteigen, sein Spiel nicht zu verderben. Vor einem Reinigungsgeschäft hatte sich eine Schlange gebildet. Drei der Hausfrauen trugen prall gefüllte IKE A-Taschen , niemand unterhielt sich, man sah auf die Uhr, man verdrehte die Augen: Man war nicht erfreut. Der Bus fuhr weiter, und erst jetzt bemerkte Albert den schmalen weiblichen Hinterkopf in der Reihe vor sich. Dunkelblondes Haar schirmte ihren Nacken ab und versteckte ihre Ohren. Es war ungewöhnlich, dass sich jemand direkt vor ihn setzte. Seiner Erfahrung nach nahmen die Leute am liebsten dort Platz, wo sie von anderen Fahrgästen am weitesten entfernt waren. Jemand sollte darüber eine Doktorarbeit verfassen, dachte er. Die junge Frautrug ein graues Hemd, ausgewaschen, schlicht geschnittener Kragen. Mit ihrer Hand machte sie etwas in ihrem Gesicht. Fingernägelkauen, Lippenstiftauftragen, Nasekratzen? Nein. Sie hatte ein Handy. Albert konnte nicht erkennen, was sie auf dem winzigen Bildschirm betrachtete. Sie schrieb keine SMS, das war sicher, ihr Daumen rührte sich nicht. 2001 hatte noch nicht jeder im bayerischen Voralpenland ein Handy. Ihr Hemd ließ darauf schließen, dass sie sich kaum einen Vertrag leisten konnte. War wohl eher das Geschenk ihres nicht sonderlich einfallsreichen Freundes zum einjährigen Beziehungsjubiläum. Als Städterin hätte sie sich schon längst einen Neuen gesucht, da die Auswahl an Alternativen auf dem Land allerdings bescheidener war, nahm sie vorlieb mit einem Typen, der mangelnde Fantasie mit Liebenswürdigkeit kompensierte. Die Frage war nur, wie lange noch? Sobald sie das Abitur in der Tasche und sich an irgendeiner bayerischen Uni eingeschrieben hätte, würden diverse Kommilitonen aufmerksam werden auf ihre kecke Art, sich das naturblonde Haar hinters Ohr zu streifen. Und diese verlockenden Kommilitonen könnten in direkte Konkurrenz treten zu ihrem Schreinerfreund, der vom Leben nicht mehr erwartete als eine solide Baufinanzierung und gesunden Nachwuchs.
    Der Bus hielt noch nicht, aber die junge Frau stand auf, und die Art, wie sie sich an einem der Haltegriffe festhielt, jagte Albert einen Schrecken ein, denn das bedeutete, sie würde ihren Körper nach links drehen, also weg vom Ausgang, und sich ihm zuwenden. Ihr Blick traf ihn, als hätte Schwester Alfonsa ihn bei einem Fluchtversuch erwischt. Ihr Gesicht war schockierend schön. Sie kam auf ihn zu, setzte sich neben ihn und versperrte ihm den Fluchtweg. Wie sie es bewerkstelligte, dabei keine Miene zu verziehen, war Albert ein Rätsel.Sekunden verstrichen, ohne dass sie ein Wort von sich gab. Albert verstand das alles nicht, und somit mochte er es nicht.
    »Ich muss auch nach Königsdorf«, sagte sie.
    Albert würdigte diese Information in, seiner Meinung nach, angemessener Weise: Er nickte. Keinesfalls wollte er zeigen, dass sie ihn überrumpelt hatte, gelassen wollte er wirken, als würde sich jeden Tag eine junge Frau, die er nie zuvor gesehen hatte, neben ihn setzen und ihm etwas Beunruhigendes mitteilen. Albert war der Beobachter, der Hinterkopfleser, er verlor niemals den Überblick.
    »Das ist eigentlich der Moment, in dem du mich fragst, woher ich weiß, dass du nach Königsdorf musst«, sagte sie.
    Albert wandte sich ihr zu (und erschien nun im Rückspiegel): »Oder der Moment, in dem ich dich bitte, woanders Platz zu nehmen.«
    »Das wäre unfreundlich.«
    »Das bringt Ehrlichkeit manchmal mit sich.«
    »Und wenn ich nicht gehen würde?«
    »Das

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