Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Titel: Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Kloeble
Vom Netzwerk:
gefährlich ist.«
    »Inwiefern?«
    »Was?«
    »Warum ist Rot gefährlich?«
    »Weil, das ist ja klar, Rot ist die kleinste Farbe. Rot darf man nicht anfassen oder essen oder trinken.«
    »Fred, hast du Rot einmal angefasst?«
    »Ich fasse Rot gar nie an! Grün ist viel mehr ambrosisch. Ich habe grüne Augen.«
    »Jeder braucht doch manchmal ein bisschen Rot. Erdbeeren, zum Beispiel, wer mag keine Erdbeeren?«
    »Mama sagt, Erdbeeren machen meine Haut rot und klauen mir die Luft.«
    »Da hat sie recht. Aber du magst doch Albert. Und der ist ziemlich rot.«
    »Ja.«
    »Also   …?«
    »…«
    »Verstehst du, worauf ich hinauswill?«
    »Ich verstehe immer alles.«
    »Fred, es gibt Momente, da ist es vollkommen okay, Rot anzufassen. Jeder tut das.«
    »Mama sagt, jeder, der Rot anfasst, sagt, dass Rotanfassen okay ist.«
    Türknallen. Schritte.
    »Albert!«
    Violets Stimme aus dem Off: »Ich dachte, du gehst einkaufen.«
    »Die hatten schon zu   … Ist die an?!«
    »Violet macht ein Interview!«
    »Ich hatte dich doch gebeten.«
    »Wir haben nur ein bisschen geredet.«
    »Ich muss viel reden. Violet weiß nicht, dass Rot gefährlich ist!«
    »Fred, kannst du bitte auf dein Zimmer gehen?«
    »Aber wir sind noch nicht fertig!«
    »Doch, ich glaube schon.«
    »Ist okay, Fred. Wir sind fertig.«
    Fred blickt zum ersten Mal in die Kamera; als würde er etwas sehen, das ihm zuvor nicht aufgefallen ist. Dann geht er. Schatten huschen über die braun-grünen Wolken.
    »Ich glaube, das hier, das funktioniert nicht.«
    »Albert, du überreagierst.«
    »Wir sind einfach sehr unterschiedlich.«
    »Das kann unser Vorteil sein.«
    »Es fühlt sich nicht richtig an.«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich dachte, das ist ein Konzept, von dem du nicht wirklich überzeugt bist.«
    »Nimm dir wenigstens ein bisschen Zeit, bevor du eine Entscheidung triffst. Tu’s nicht für mich. Tu’s für uns.«
     
    4.   März 2002
    »Läuft die Kamera?«
    »Natürlich nicht.«
    »Der rote Punkt leuchtet.«
    »Sie ist aus. Glaubst du mir nicht?«
    Albert in Mütze und Mantel auf einer Parkbank. Ein aufgerissenes Kuvert in seiner Linken.
    »Violet, was ist das?«
    »Tickets.«
    »Das sehe ich selbst.«
    Violets gerötete Hand nähert sich Albert. Er zuckt. Krähenschreie.
    »Ich wollte mich entschuldigen.«
    »Mit First-Class-Tickets?«
    »Du rufst ja nicht zurück. Fred sagt, neulich warst du in Königsdorf. Du hättest dich melden können.«
    »Ich sollte mir doch Zeit nehmen.« Er steckt die Tickets wieder ins Kuvert. »Das ist keine gute Idee.«
    »Wieso nicht? Ein Freund von meinem Vater würde uns sein Haus in Neufundland zur Verfügung stellen, direkt an der Ostküste, weißt du, da soll es Unmengen von Blaubeeren geben, wir könnten den East Coast Trail entlangwandern und nach Walen Ausschau halten. Und wir wären ganz weit weg von hier.«
    »Und was ist mit der Kamera?«
    »Ich könnte sie hierlassen.«
    »Du könntest.«
    »Wirklich!«
    »Und Fred?«
    »Du kannst ihm einfach sagen, du bist in Helena.« Ihre Hände greifen nach seinen. »Also, was denkst du?«
     
    7.   März 2002
    Das einzige Fenster im Zimmer ist verdunkelt. Klopfen an der Tür. Ältere Männerstimme aus dem Off: »Geht es dir gut?«
    Violet: »Ja.«
    »Komm doch mal raus.«
    »Hau ab!«
    Schritte entfernen sich. Violets Hand mit abgekauten Fingernägeln greift nach der Kamera. Ihr bleiches Gesicht erscheint.
    »Ich esse überzuckerten Milchreis. Ich verpuppe mich in die Bettdecke. Ich gehe so lange nicht aufs Klo, bis mein Bauch wehtut. Meine Hand ist mit dem Handy verwachsen. Die Wahlwiederholtaste klebt. Ich drücke sie alle paar Minuten. Obwohl du nie rangehst, denke ich jedes Mal, jetzt gehst du ran und erklärst, du warst unterwegs, es tut dir leid, dass du die Reise abgesagt hast, aber jetzt ist dir klar geworden, wie falsch das war, und du willst es wiedergutmachen, und du bist schon auf dem Weg zu mir, mit zwei neuen Tickets.«
    Sie weint.

Zwei Finger
     
    Diese sieben Videoaufnahmen hatte Violet Albert nach ihrer Trennung geschickt. Und er hatte den Fehler begangen, sie sich anzusehen. Nur mit Mühe hatte er sich davon abhalten können, Violet anzurufen und sich zu entschuldigen. Das hätte die Trennungsphase nur unnötig ausgedehnt, dachte Alberteinmal mehr, als er endlich den Segelflugplatz erreichte. Er wartete nahe der einzigen Scheune weit und breit und beobachtete eine Propellermaschine beim Starten, die ein Segelflugzeug im Schlepptau hatte. Den Hügel, auf

Weitere Kostenlose Bücher