Meister Antifer's wunderbare Abenteuer
Frachtschiffer hätte einen Vorgeschmack von der Casbah von Algier geben können.
Ja, den vortrefflichen Mann verfolgte das Unglück und er tröstete sich nur noch mit dem Gedanken, in der Hauptstadt des »Zweiten Frankreich« seine Revanche zu nehmen.
Die Reisenden begaben sich in ein Hôtel am Platze, speisten zu Abend und legten sich gegen neun Uhr schlafen, um zum Frühzuge bereit zu sein. Und diese Nacht, scheint es, fielen, durch eine sechzigstündige Wagenfahrt abgemattet, alle, sogar der schreckliche Antifer, in tiefen Schlummer.
Sechstes Capitel.
Worin die Vorkommnisse aufgeführt sind, die die Bahnfahrt (??) von Bona nach Algier und die Schiffahrt von Algier nach Dakar bezeichneten.
Meister Antifer hatte auf eine von Bona nach Algier führende Eisenbahn gerechnet: er war freilich zwanzig Jahre zu zeitig gekommen. Am folgenden Morgen war er deshalb sehr verdutzt über die Antwort, die er vom Hôtelier auf seine bezügliche Frage erhielt.
»Was?… Es giebt keine Eisenbahn von Bona nach Algier? rief er auffahrend.
– Nein, mein Herr, doch in einigen Jahren wird sie in Betrieb sein, und wenn Sie zu warten belieben…«, sagte der drollige Gastwirth.
Ben Omar hätte nichts sehnlicher gewünscht. Denn nun hieß es jedenfalls wieder zur See gehen, um Verzögerungen zu vermeiden. Pierre-Servan-Malo dachte freilich ganz anders.
»Geht etwa ein Schiff bald ab? fragte er gebieterischen Tones.
– Ja… noch diesen Morgen.
– Nun also: eingeschifft!«
Um sechs Uhr des Morgens verließ schon Meister Antifer mit seiner kleinen, theils selbstgewählten, theils ihm aufgedrängten Gesellschaft den Hafen von Bona.
Bei dieser kurzen Fahrt von wenigen hundert Kilometern brauchen wir uns nicht aufzuhalten.
Gildas Tregomain hätte es zwar vorgezogen, sie im Bahnwagen zurückzulegen, um die Landschaft, die Umgebung der späteren Bahnlinie, in Augenschein zu nehmen, doch er hoffte sich ja in Algier schadlos zu halten. Meister Antifer irrte sich, wenn er da ein nach Westafrika gleich segelfertiges Schiff zu finden glaubte, und dann würde er Gelegenheit haben, seine Geduld zu üben. Während dem konnte man die herrlichsten Spaziergänge in der Umgebung, vielleicht sogar bis Blidah am Affenflusse, ausführen. Von der Hebung des Schatzes hatte der Frachtschiffer persönlich doch nichts, so wollte er wenigstens eine reiche Sammlung von Andenken aus der algerischen Hauptstadt mit heimbringen.
Um acht Uhr am Abend ging das recht schnell laufende Dampfschiff im Hafen von Algier schon vor Anker.
Trotz ihres Sternenglanzes war die Nacht, selbst in der Märzwoche, in diesen Breiten noch recht finster. Schwarz hob sich nach Norden hin die verschwimmende Masse der Stadt, abgerundet durch den Hügel ihrer Casbah… der so ersehnten Casbah!… vom Himmel ab. Was Tregomain beim Betreten der Stadt erkennen konnte, beschränkte sich darauf, daß man eine am Quai ausmündende Treppe hinaufsteigen mußte, daß sie dann einen schön beleuchteten Platz, wo er gern etwas verweilt hätte, zur Linken lassend, diesem Quai folgten und schließlich nach einer Gruppe hoher Gebäude, die zusammen das Hôtel de l’Europe bildeten, gelangten, wo Antifer und seine Gefährten freundliche Aufnahme fanden.
Nachdem sie sich in ihre Zimmer – die Juhels und Tregomain’s lagen nebeneinander – etwas zurecht gemacht, begaben sie sich zum Souper nach dem Speisesaal hinunter. Hier verweilten sie bis gegen neun Uhr, und da bis zum Abgange eines Dampfers Zeit genug übrig war, legten sie sich nieder, um am nächsten Morgen gestärkt und frisch eine Reihe Spaziergänge durch die Stadt zu beginnen.
Ehe Juhel aber sich zur Ruhe begab, wollte er noch an seine Verlobte schreiben Der Brief konnte dann schon am nächsten Morgen mit abgehen und nach kaum drei Tagen in den Händen der Adressatin sein. Freilich enthielt er für Enogate nichts besonders Interessantes, außer daß Juhel wüthend war über die Entwickelung der Dinge und daß er sie von ganzem Herzen liebte – das letztere in der That nichts neues für die hübsche Bretagnerin. Hier ist noch hervorzuheben, daß, wenn Saouk und Ben Omar, Gildas Tregomain und Juhel ihre Zimmer aufsuchten, Antifer und Zambuco, die beiden Schwäger – so darf man sie nach Unterzeichnung jenes Ehecontractes wohl nennen – das Hôtel nach dem Abendessen noch einmal verließen. Dem Frachtschiffer und dem jungen Kapitän mußte das auffallen, Ben Omar und Nazim mochten sich darüber sogar beunruhigen – sehr
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