Meister Antifer's wunderbare Abenteuer
des »Catalan« gekommen zu sein. In Dakar angelangt, hatte man freilich das Ziel noch nicht erreicht, eine Bemerkung, die Zambuco wiederholt laut werden ließ.
»Zugegeben, antwortete er, ich hatte aber niemals darauf gerechnet, einen Dampfer von Algier nach Dakar so schnell zu finden, und sind wir nur erst an letzterem Orte, so wird sich das weitere schon finden.«
Andres war natürlich nicht zu erfahren. Immerhin fürchteten die beiden Schwäger, daß jener letzte Theil der Reise ihnen noch rechte Verlegenheiten bereiten würde.
Während der Nacht folgte der »Catalan« der Küste in zwei bis drei Seemeilen Entfernung. Dabei zeigte sich das Leuchtfeuer von Temy, auch konnte man die dunkle Masse des Weißen Vorgebirges unklar erkennen. Im Laufe des nächsten Vormittags erschienen dann die Höhen von Oran, und eine Stunde später umschiffte der Dampfer das Vorgebirge, an dessen Rückseite sich die Rhede von Mers-el-Kebir ausdehnt.
Weiterhin lag nach Backbord die Küste von Marokko mit den entfernten Bergkämmen, die die wildreiche Landschaft des Riff beherrschen. Am Horizonte erschien Tetuan in hellem Sonnenschein, und wenige Meilen im Westen Ceuta auf einem Felsen zwischen zwei Buchten, wie ein Fort, das den einen Flügel des Thores zum Mittelmeere regiert, während der Schlüssel zum andern in den Händen Englands ist. Jenseit der Meerenge erglänzte endlich die endlose Fläche des Atlantischen Oceans.
Vom marokkanischen Ufer stiegen bewaldete Gipfel empor. Jenseit Tanger, das hinter einer Windung seines Golfes liegt, schimmerten Villas durch das Baumgrün und leuchteten Marabuts so hell, daß es einem die Augen blendete. Auf dem Meere standen viele Segler in Erwartung geeigneten Windes, um in die Meerenge von Gibraltar einlaufen zu können.
Der »Catalan« hatte solche Verzögerungen nicht zu fürchten. Weder Wind noch Strömung, die man an ihrem eigenthümlichen Anschlag an die Küste erkannte, konnten gegen die mächtige Schraube aufkommen, und abends gegen neun Uhr wühlte diese mit ihren drei Blättern das Wasser des Atlantischen Oceans auf.
Der Frachtschiffer und Juhel plauderten auf dem Oberdeck, ehe sie sich einige Stunden der Ruhe gönnten. Natürlich kam ihnen der gleiche Gedanke, als der »Catalan«, nach Südwest steuernd, die äußerste Spitze Afrikas umschiffte – ein Gedanke des Bedauerns.
»Ja, mein Junge, begann Gildas Tregomain, es wäre viel hübscher gewesen, von der Meerenge aus nach Steuerbord, statt nach Backbord zu fahren. Wir würden dann Frankreich wenigstens nicht die Schuhabsätze zukehren…
– Um wer weiß wohin zu fahren, fiel Juhel ein.
– Ja, Sapperment, Juhel, ich habe auch Angst davor, erwiderte der Frachtschiffer. Doch besser, man trägt sein Leiden mit Geduld. Man kommt ja von überallher einmal zurück…. Selbst vom leibhaftigen Teufel! In wenigen Tagen werden wir in Dakar und von da aus im Busen von Guinea schwimmen….
– Wer weiß, ob wir in Dakar sofort ein Fahrzeug finden. Regelmäßige Schiffsverbindungen giebt es von dort aus nicht. Wir könnten leicht wochenlang aufgehalten werden, und wenn mein Onkel sich etwa einbildet…
– Er bildet sich ohne Zweifel alles ein!
– daß es ihm so leicht werden würde, sein Eiland Nummer Zwei zu erreichen, so täuscht er sich sehr. Wissen Sie, woran ich denke, Herr Tregomain?
– Nein, mein Junge, doch wenn Du mir’s sagen willst…
– Ich denke, mein Großvater, Thomas Antifer, hätte diesen verteufelten Kamylk-Pascha ruhig auf der Klippe von Jaffa sitzen lassen sollen….
– Aber, Juhel, den armen Mann…
– Hätte er ihn dort gelassen, so hinterließ der Aegypter dem Retter nicht seine Millionen, und wäre das unterblieben, so brauchte mein Onkel diesen nicht nachzulaufen und Enogate wäre schon meine Frau!
– Das ist freilich wahr, meinte der Frachtschiffer. Wärst Du aber an der Stelle Deines Großvaters gewesen, Juhel, Du hättest dem armen Pascha auch das Leben gerettet. Da sieh, fuhr er fort und wies, um dem Gespräch eine andre Wendung zu geben, nach einem leuchtenden Punkt zur Linken, welches Leuchtfeuer ist denn das?
– Das ist das Licht vom Cap Spartel,« antwortete der junge Kapitän.
Es war in der That jener Leuchtthurm, der, auf der Westspitze des afrikanischen Festlandes aufragend und von den verschiedenen Seestaaten Europas unterhalten, seinen Schein am weitesten von der Küste über das Meer hinauswirft.
Von der Fahrt des »Catalan« ist nichts weiter zu berichten. Er wurde von der
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