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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wahrscheinlich hätte der Malouin aber gar nicht geantwortet, wenn man ihn hierüber gefragt hätte.
    Daß die beiden Erben von dem Verlangen verführt worden wären, die malerischen Stadtviertel Algiers (im Finstern!) zu betrachten oder aus bloßer Neugier die Ben-Azumstraße und andre oder die noch menschenbelebten Quais zu besuchen, das war unwahrscheinlich und wurde von ihren Gefährten auch gar nicht vermuthet.
    »Nun… was mögen sie dann vorhaben?…« sagte Gildas Tregomain.
    Auf der Fahrt hierher hatten der junge Kapitän und die andern bereits bemerkt, daß Meister Antifer wiederholt aus seinem Stillschweigen erwacht war und mit dem Banquier heimliche Worte gewechselt hatte. Zambuco schien dabei das zu billigen, was der andre ihm zuflüsterte. Worüber hatten sie sich also geeinigt? – Dieses späte Ausgehen ließ doch wohl auf einen vorbedachten Plan schließen…. doch auf welchen?… Konnte man sich bei zwei so merkwürdigen Gesinnungsgenossen nicht auf das Unerwartetste gefaßt machen?
    Nach einem mit Juhel gewechselten Händedrucke hatte sich der Frachtschiffer indeß nach seinem Zimmer begeben. Hier öffnete er vor dem Auskleiden noch das Fenster, um ein wenig die gute algerische Luft zu athmen. Bei dem milden Sternenscheine konnte er eine weite Fläche überblicken und sah da die Rhede bis zum Cap Matifu und auf dieser die Signallichter der Schiffe, die zum Theil vor Anker lagen, zum Theil noch mit der Abendbrise dem Hafen zusteuerten. Längs des Strandes schimmerten die Fischerboote mit ihren Fackeln. Näher im Hafen wirbelten dichte Rauchwolken aus den gleichzeitig Funken ausspeienden Schornsteinen der Dampfer hervor, die sich zur Abfahrt rüsteten.
    Jenseit des Cap Matifu dehnte sich das weite Meer aus, bis zur Grenze des Horizonts von einem Kranze prächtiger Sternbilder besetzt, die wie ein Kunstfeuerwerk aufglänzten.
    Nach der Nacht zu urtheilen, mußte der nächste Tag sehr schön werden und die Sonne sich – die letzten Sterne auslöschend – strahlend erheben.
    »Welch eine Lust, dachte Gildas Tregomain, diese vornehme Stadt Algier zu besuchen, hier nach der verwünschten Reise von Mascat aus und ehe man auf’s neue nach einem Eiland Nummer Zwei »abgeschossen« wurde, einige Tage hübsch auszuruhen. Ich habe von dem Restaurant Moïse, an der Pescadespitze, reden hören. Warum sollten wir morgen nicht eine schmackhafte Mahlzeit bei diesem Moïse einnehmen?…«
    Da donnerte es, eben schlug es zehn Uhr, kräftig an die Zimmerthür.
    »Bist Du es, Juhel? fragte Gildas Tregomain.
    – Nein… ich bin’s, Antifer.
    – Ich mache sofort auf, alter Freund.
    – Unnöthig…. Ziehe Dich an und packe Deinen Reisesack!
    – Meinen Reisesack?
    – Wir fahren binnen vierzig Minuten weiter.
    – In vierzig Minuten?…
    – Und säume nicht, die Postdampfer haben nicht die Gewohnheit, zu warten. Ich werde Juhel benachrichtigen.«
    Der verblüffte Frachtschiffer fragte sich, ob er denn nicht träume…. Nein, er hörte auch an Juhels Thür pochen, und die Stimme des Onkels, der dem Neffen befahl, sich schleunigst zu erheben. Darauf seufzten die Stufen der Treppe unter den Schritten des Mannes.
    Juhel, der noch beim Briefschreiben war, setzte noch eine Zeile hinzu und meldete Enogate, daß sie alle Algier noch heute Abend verlassen würden. Deshalb waren Zambuco und Antifer also ausgegangen, sie wollten sich erkundigen, ob nicht ein Dampfer nach der Westküste Afrikas abging. Ganz unerwarteter Weise fanden sie ein Schiff, das bereits die Vorbereitungen zur Abfahrt traf. Sofort hatten sie Plätze an Bord belegt und Antifer beeilte sich nur noch, Juhel und Gildas Tregomain, der Banquier aber Ben Omar und Nazim Meldung zu machen.
    Während der Frachtschiffer seine Sachen wieder einpackte, fühlte er sich aufs grausamste enttäuscht. Doch hier half kein Verhandeln. Der Herr hatte gesprochen – die andern mußten gehorchen.
    Da trat Juhel schon in das Zimmer Gildas Tregomain’s ein und sagte:
    »Das hatten Sie doch nicht erwartet?…
    – Nein, mein Junge, obwohl man sich von Deinem Onkel jeder Tollheit versehen darf. Und ich, ich hatte schon auf eine Promenade von achtundvierzig Stunden durch ganz Algier gerechnet…. Und der Hafen.. der Versuchs-Garten… die Casbah!
    – Ja, Herr Tregomain, es ist wahrlich das reine Pech, daß mein Onkel hier ein gleich segelfertiges Schiff treffen mußte.
    – Gewiß… und schließlich setz’ ich doch einmal auch meinen Kopf auf! rief der Frachtschiffer, der

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