Meister Antifer's wunderbare Abenteuer
einigen Greuelthaten, die denn doch nicht ungeahndet bleiben konnten, war Barroso verschwunden. Zunächst nach Portugal, wo er seine verbrecherischen Gelüste zügeln mußte, heimgekehrt, hatte er Lissabon verlassen, um in einer Factorei von Loango Beschäftigung zu suchen. Jener Zeit beschränkte sich der, durch die Unterdrückung der Sclavenausfuhr fast vernichtete Handel der Colonie auf die Verfrachtung von Elfenbein, Palmenöl, Arachiden und Acajouholz.
Jetzt befehligte der Portugiese, der schon früher zur See gefahren war, ein verhältnißmäßig großes Küstenfahrzeug, die »Portalegre«, die für Rechnung der Händler im Lande hier-und dorthin segelte.
Barroso, ein Mann mit solchem Vorleben, einem Gewissen, das keine Scrupel kannte, einer Kühnheit, die er sich bei seinem früheren »Berufe« erwarb, war ganz der Mann, den Saouk brauchte, um seinen teuflischen Plan durchzuführen. Am Fuße des Baobab stehend, dessen Stamm zwanzig Männer kaum umspannen konnten – doch was war das gegen die berühmte Banane von Mascat? – konnten sie, ohne die Befürchtung, gehört zu werden, von einer, die Sicherheit des Meister Antifer und seiner Begleiter arg bedrohenden Sache sprechen. Nachdem sich die beiden ihren Lebenslauf kurz mitgetheilt, ging Seine Excellenz ohne Umschweife auf sein Ziel los. Hütete sich Saouk dabei auch klüglich, Barroso den hohen Werth des Schatzes zu verrathen, so reizte er doch dessen Habgier durch den Köder, daß hier ein hübsches Geld zu verdienen sei.
»Indeß, setzte er hinzu, da brauch’ ich als Unterstützung einen entschlossenen, muthigen Mann….
Es handelt sich darum, vier Männer verschwinden zu lassen.« (S. 281.)
– Sie kennen mich, Excellenz, antwortete der Portugiese, und wissen, daß ich vor keiner Aufgabe zurückschrecke.
– Wenn Du Dich nicht verändert hast, Barroso….
– Nein, bestimmt nicht!
– So wisse denn, daß es sich darum handelt, vier Männer verschwinden zu lassen vielleicht auch einen fünften, wenn es mir rathsam erscheint, mich eines gewissen Ben Omar zu entledigen, für dessen Schreiber, namens Nazim, ich hier gelte.
– Einen mehr oder weniger, darauf kommt’s nicht an! versicherte Barroso.
– Dem braucht man auch nur das Lebenslicht auszublasen, so kräht kein Hahn mehr nach ihm.
– Wie wollen Sie die Sache anstellen?
– So höre meinen Plan, antwortete Saouk, nachdem er sich überzeugt hatte, daß ihn niemand belauschen konnte. Die Leute, um die es sich handelt, drei Franzosen, der Malouin Antifer, sein Freund und sein Neffe, ferner ein tunesischer Banquier namens Zambuco, sind nach Loango gekommen, um von einem Schatze Besitz zu ergreifen, der auf einem Eiland des Busens von Guinea verborgen ist….
– Wo?… Wo denn? forschte Barroso lebhaft.
– Im Gewässer der Bai von Ma-Yumba, erwiderte der Aegypter. Sie beabsichtigen, bis zu diesem Orte zu Lande längs der Küste hinzuziehen, und ich dachte, man könnte sie überfallen, wenn sie mit ihren Schätzen nach Loango zurückkehren, um hier das Packetboot von San Paolo zu erwarten, das sie nach Dakar zurückführen soll.
– Nichts leichter als das, Excellenz! rief Barroso. Ich verpflichte mich, ein Dutzend ehrbarer Abenteurer aufzutreiben, die immer nach einem guten Geschäfte lungern und sofort bereit sein werden, Ihnen – natürlich für einen bestimmten, anständigen Preis – zu Diensten zu sein.
– Daran hab’ ich nicht gezweifelt, Barroso, und in diesem öden Lande muß der Streich wohl gelingen.
– Gewiß, Excellenz, doch hab’ ich Ihnen etwas vortheilhafteres vorzuschlagen.
– So sprich.
– Ich befehlige hier ein Küstenschiff von hundertfünfzig Tonnen, die »Portalegre«, das gewöhnlich Waaren von einem Hafen zum andern befördert. Mein Schiff soll binnen zwei Tagen gerade nach Baracka du Gabon, etwas nördlich von Ma-Yumba, abgehen.
– Ei, rief Saouk, das ist ein Glücksumstand, den wir ausnützen müssen! Der Meister Antifer wird sich beeilen, an Bord Deines Schiffes zu gehen, um die Mühen und Gefahren einer Fußtour am Ufer hin zu vermeiden. Du setzest uns da in Ma-Yumba ab, schaffst Deine Fracht nach Gabon und holst uns bei der Rückfahrt ab. Dann, während wir wieder nach Loango segeln…
– Einverstanden, Excellenz!
– Wie viel Mann hast Du an Bord?
– Zwölf.
– Bist Du ihrer sicher?
– Wie meiner selbst.
– Was schaffst Du nach Gabon?
– Eine Ladung Arachiden und außerdem sechs, von einem Handlungshause in Baracka gekaufte
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