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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Elephanten, die dieses nach einer holländischen Menagerie befördern soll.
    – Du sprichst wohl nicht französisch, Barroso?
    – Nein, Excellenz….
    – So vergiß auch nicht, daß ich hier dafür gelte, das weder zu sprechen, noch zu verstehen. Ich werde deshalb auch Ben Omar beauftragen, den Malouin wegen der Reise auf Deinem Schiffe fragen zu lassen; er geht ohne Zweifel ohne Zögern darauf ein.«
    Daran war in der That nicht zu zweifeln, und so gewann es den Anschein, als ob die beiden Erben und die übrigen auf der Rückfahrt durch den Busen von Guinea für immer verschwinden sollten.
    Das Verbrechen hätte auch niemand verhindern, und niemand die Uebelthäter zur Rechenschaft ziehen können.
    Loango steht nicht unter portugiesischer Herrschaft, wie Angola und Benguela. Es ist eines der damals noch unabhängigen Königreiche des Congobeckens zwischen dem Gabon im Norden und dem Zaïre im Süden. Jener Zeit erkannten die eingebornen Könige vom Cap Lopez bis zum Zaïre die Oberherrschaft des Souveräns von Loango an und zahlten an ihn Tribut, meist in Gestalt von Sclaven – wie die von Cassange, Tomba Libolo und verschiedene Vasallen, die nur sehr kleine Gebiete regieren. An Rangstufen in dieser Negergesellschaft giebt es: zuerst die des Königs nebst Familie, dann die der Prinzen von Geblüt, d. h. die, die von einer Prinzessin geboren sind, welche ihnen allein ihren Rang übererben kann, ferner die Gatten der Prinzessinnen, die suzerän sind, weiter die der Priester und Fetische oder »Yangas«, deren erster, Chitome, göttliche Verehrung genießt, endlich die der Zwischenhändler, der Kaufleute u.s.w., d. h. die des eigentlichen Volkes.
    Sclaven giebt es genug, eigentlich zu viele. Jetzt werden sie in Folge des europäischen Vertrages über die Abschaffung dieses Handels zwar nicht mehr nach auswärts verkauft, die Fürsorge für Menschenwürde und Freiheit war es aber wohl nicht, die zu jener Maßregel gedrängt hat. Das war wenigstens nicht die Ansicht Gildas Tregomain’s, der sich als guter Menschenkenner erwies, als er sagte:
    »Wäre nicht der Rübenzucker erfunden worden und servierte man noch heute nur Rohrzucker zum Kaffee, so würde der Sclavenhandel wohl noch jetzt und für alle Zeit fortbestehen!«
    Erfreute sich der König von Loango aber auch völliger Unabhängigkeit, so folgt daraus nicht, daß die Landwege genügend überwacht und die Reisenden gegen jede Gefahr geschützt gewesen wären. Entschieden hätte man ein günstigeres Land oder ein geeigneteres Meer zur Ausführung eines Verbrechens gar nicht finden können.
    Solche Gedanken gingen auch Juhel durch den Kopf, wenigstens so weit es das Landgebiet anging. Sein halb geistesabwesender Onkel beunruhigte sich darum zwar gar nicht, Juhel sah aber der zweihundert Kilometer langen Wanderung längs der Küste bis Ma-Yumba mit großer Besorgniß entgegen und sprach sich gegen den Frachtschiffer auch darüber aus.
    »Ja, was willst Du, mein Junge, meinte dieser, der Wein ist abgezapft, nun muß er auch getrunken werden!
    – Von Mascat nach Sohar, bemerkte Juhel, war es hiergegen nur ein Spaziergang, und dazu befanden wir uns dort auch noch in guter Gesellschaft.
    – Nun, Juhel, könnten wir nicht in Loango eine Karawane aus Eingebornen bilden?
    – Diesen Mohrenköpfen trau’ ich ebensoviel wie den Hyänen, Panthern, Leoparden und Löwen ihres Landes.
    – O, hier giebt’s so viele Raubthiere?…
    – In Ueberfluß, ohne die Lentas, das sind sehr giftige Vipern, die Cobras zu zählen, die einem ihren Speichel ins Gesicht spritzen, und ohne die zehn Meter langen Boas…
    – Eine hübsche Gegend, mein Junge! Wahrlich, einen bessern Platz hätte der vortreffliche Pascha nicht auswählen können. Und die Eingebornen…
    – Sind ziemlich beschränkt, wie alle Congolesen, aber doch gescheut genug, um zu stehlen, zu rauben und die Narren zu ermorden, die sich in diese abscheuliche Gegend wagen.«
    Bei diesen Besorgnissen Juhels, die auch Tregomain theilte, empfanden sie es als eine wirkliche Erleichterung, als Saouk durch Vermittlung Ben Omar’s dem Meister Antifer und dem tunesischen Banquier jenen Portugiesen Barroso vorstellen ließ; das versprach, sie unendlichen Mühen und großen Gefahren zu entheben. Da Juhel doch kaum argwöhnen konnte, daß die beiden Schurken von früher her bekannt waren, erweckte das Angebot in ihm keinerlei Verdacht. Die Hauptsache blieb doch, daß die kleine Gesellschaft zu Wasser und – bei der herrschenden

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