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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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röthlichen Schweinen ähneln und deren Fleisch von den Eingebornen, wie es scheint, nicht verachtet wird.
    Gildas Tregomain bemerkte auch gegen Meister Antifer, neben dem er auf dem Verdeck stand:
    »Gelt, alter Freund, solche Hyppopotamussüße mit Erbsbrei… könnte Dich das nicht locken?«
    Pierre-Servan-Malo begnügte sich mit einem Achselzucken und warf dem Frachtschiffer einen jener Blicke zu, die gar nichts sagen.
    »Er versteht mich schon nicht mehr!« murmelte Gildas Tregomain, dessen Taschentuch ihm als Fächer diente.
    Am Rande der Küste bemerkte man auch Affengesellschaften, die heulend und zähnefletschend von Baum zu Baum sprangen, wenn sich die »Portalegre« ihnen einmal mehr näherte.
    Um die genannten Vögel und Thiere hätten sich unsre Reisenden bei einer Fußwanderung von Loango nach Ma-Yumba gewiß keine Sorge gemacht. Eine ernsthafte Gefahr aber bilden die Panther und Löwen, die da und dort durch das Dickicht trotteten – wunderbar geschmeidige Thiere, denen zu begegnen nicht rathsam ist. Gegen Abend drang das heisere Gebrüll, das verdächtige Bellen bei sonstiger auffallender Stille wie das Grollen fernen Sturmes bis zum Schiffe herüber. Die Elephanten im Raume wurden dadurch unruhig und trampelten herum, daß der ganze Rippenbau der »Portalegre« erzitterte. Entschieden bildeten sie eine etwas beunruhigende Fracht für die Passagiere.
    Vier Tage gingen in dieser Weise hin. Nichts unterbrach die Einförmigkeit der Ueberfahrt. Das Meer lag bei dem Prachtwetter so glatt da, daß selbst Ben Omar kein Unwohlsein verspürte. Kein Rollen, kein Stampfen und obwohl in der Tiefe schwer belastet, folgte die »Portalegre« kaum den langen Hebungen und Senkungen des Wassers, die als leichte Brandung über das Ufer ausliefen.
    Der Frachtschiffer hätte nimmer geglaubt, daß eine Fahrt auf dem Meere so friedlichstill verlaufen könnte.
    »Das kommt einem ja vor, als wäre man auf der »Charmante Amélie« zwischen den Ufern der Rance, sagte er zu seinem jungen Freunde.
    – Jawohl, erwiderte Juhel, doch mit dem Unterschiede, daß auf der »Amélie« kein Kapitän wie dieser Barroso und kein Passagier wie dieser Nazim war, dessen Intimität mit dem Portugiesen mir mehr und mehr verdächtig erscheint.
    – Ach, was sollten sie denn besondres ausklügeln, mein Junge? antwortete Gildas Tregomain. Das wäre etwas spät, denn nun müssen wir doch bald am Ziele sein.«
    Als am 27. Mai mit Sonnenaufgang das Cap Banda umschifft war, befand sich das Fahrzeug in der That nur noch zwanzig Meilen von Ma-Yumba. Das erfuhr Juhel durch Vermittelung Ben Omar’s, der es selbst von Saouk hörte, welcher Barroso darum gefragt hatte.
    Am Abend sollte man also in dem kleinen Hafen des Loangostaates eintreffen. Schon wich die Küste hinter der Matootispitze zurück und bildete eine breite Bai, in deren Hintergrunde die Ortschaft selbst sich versteckt. Wenn das Eiland Nummer Zwei existierte, wenn es die nach der letzten Angabe berechnete Stelle einnahm, so mußte man es in dieser Bai aufsuchen.
    Meister Antifer und Zambuco starrten schon unausgesetzt durch ihr Fernrohr, dessen Ocular sie immer und immer wieder abputzten.
    Leider hatte sich der Wind fast ganz gelegt. Das Fahrzeug kam höchstens noch zwei Knoten in der Stunde vorwärts.
    Gegen ein Uhr war die Matootispitze umschifft. Ein Freudenschrei an Bord! Die zukünftigen Schwäger hatten gleichzeitig eine Reihe Inselchen in der Bai entdeckt. Gewiß gehörte das von ihnen gesuchte zu diesen Eilanden. Doch welches war es? Das sollte morgen durch eine Sonnenbeobachtung festgestellt werden.
    Fünf bis sechs Meilen östlich erschien Ma-Yumba auf seiner Sandspitze zwischen dem Meere und dem Sumpfe von Banya, mit seinen Factoreien und blendend weißen Häusern zwischen den Bäumen. Am Strande glitten einige Fischerbarken gleich großen weißen Vögeln umher. Doch welche Ruhe herrschte in dieser Bai! Ein Boot hätte nicht regungsloser auf einem See – was sagen wir? – auf einem Teiche oder einer Fläche Oel liegen können. Der Widerschein der fast senkecht herabschießenden Sonnenstrahlen zitterte in der warmen Luft. Gildas Tregomain »rieselte« wie ein Springbrunnen in einem königlichen Park, wenn alle Künste spielen.
    Die »Portalegre« kam, Dank einigen schwachen Windstößen aus Westen, näher heran. Die Eilande der Bai traten deutlicher hervor. Sechs oder sieben, schwammen sie gleich Blumenkörben auf dem Wasser.
    Um sechs Uhr abends befand sich das Fahrzeug ihnen

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