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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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drängten und diesen andächtig lauschten, so verlautete doch nichts darüber, daß jener viele Proselyten gemacht hätte, und wenige oder wohl keiner hatte sich bisher entschlossen, durch Verzicht auf alle Güter dieser Erde seine Lehren in die Praxis zu übersetzen. Reverend Tyrcomel verdoppelte noch seine Anstrengungen und häufte über den Köpfen der Zuhörer mit Elektricität geladene Wolken, aus denen die Blitze seiner Eloquenz niederzuckten.
    Die Predigt ging im besten Flusse weiter: Tropen, Metaphern, Antonymien, Epiphoneme – alle durch eine blendende Einbildungskraft gesalzen – tummelten sich darauf mit unvergleichlicher Kühnheit. Doch wenn auch die Köpfe sich senkten, schienen die Taschen gar nicht geneigt, ihren Inhalt in die Gewässer des Forth zu ergießen.
    Die das Schiff der Tron Church füllende Menge verlor keine Silbe dieses Besessenen, und wenn sie sich nicht beeilte, seinen Lehren Folge zu geben, so lag das gewiß nicht daran, daß sie ihn nicht verstanden hätte. Hiervon sind jedoch fünf Zuhörer auszuschließen, die, der englischen Sprache nicht mächtig, nicht gewußt hätten, was der Clergyman sagte, wäre nicht ein sechster im Stande gewesen, ihnen in gutem Französisch die schrecklichen Wahrheiten zu übersetzen, die in Form einer evangelischen Sturmfluth von der Höhe der Kanzel herabrauschten.
    Es ist wohl kaum nöthig zu sagen, daß diese sechs Individuen der Meister Antifer und der Banquier Zambuco, der Notar Ben Omar und Saouk, der Frachtschiffer Gildas Tregomain und der junge Kapitän Juhel waren.
    Auf dem Eiland der Ma-Yumbabai hatten wir sie am 28. Mai verlassen, in Edinburg finden wir sie am 25. Juni wieder.
    Was in der Zwischenzeit geschehen, war kurz folgendes:
    Nach Auffindung des zweiten Documentes blieb nichts andres übrig, als die Affeninsel schleunigst zu räumen und sich der Schaluppe zu bedienen, die, durch die Signale der congolesischen Mannschaft unterrichtet, dem Lager gegenüber ans Land gegangen sein mußte. Meister Antifer und seine Begleiter kehrten also längs des Ufers zurück, aber immer verfolgt von der Schimpansengesellschaft, die ihre feindliche Gesinnung durch Geheul, drohende Haltung und durch Steinwürfe zu erkennen gab.
    Das Lager wurde trotzdem ohne Unfall erreicht. Zwei Worte Saouk’s an Barroso unterrichteten diesen, daß der Plan gescheitert sei. Man konnte doch einen Schatz nicht Leuten entreißen, die ihn nicht mitbrachten.
    Die im Hintergrunde eines kleinen Landeinschnitts vertäute Schaluppe konnte alle Schiffbrüchigen von der »Portalegre« aufnehmen, wenn’s dabei auch etwas eng herging. Das hatte aber für eine Fahrt von sechs Meilen nicht viel zu bedeuten. Zwei Stunden später lag die Schaluppe an der Landzunge, worauf der Flecken Ma-Yumba sich ausdehnt. Ohne Unterschied der Nationalität fanden alle in einer französischen Factorei freundliche Aufnahme, und hier bemühte man sich, ihnen Transportmittel nach Loango zu verschaffen. Da sie sich einer nach der Hauptstadt ziehenden Gesellschaft von Europäern anschließen konnten, hatten sie unterwegs weder von Raubthieren noch von Eingebornen etwas zu fürchten. Doch welch verzehrendes Klima, welch unerträgliche Hitze! Bei der Ankunft erklärte der Frachtschiffer, trotz aller Gegenversicherungen Juhels, daß er zum Skelett heruntergekommen sei. Der brave Mann übertrieb natürlich ein wenig.
    Durch ein glückliches Zusammentreffen von Umständen – was der Frachtschiffer gar nicht mehr gewöhnt war – brauchte sich die kleine Gesellschaft in Loango nicht lange aufzuhalten. Ein spanischer Dampfer auf der Fahrt von San Paolo de Laonda nach Marseille lief hier schon nach zwei Tagen ein, um einen leichten Maschinendefect auszubessern. Mit dem aus dem Schiffbruche glücklich geretteten Gelde wurden auf diesem Plätze belegt. Kurz, am 15. Juni verließen Meister Antifer und seine Gefährten Westafrika, wo sie neben zwei Diamanten ein neues Document gefunden und eine neue Täuschung erfahren hatten. Den Kapitän Barroso wollte Saouk später schadlos halten, wenn er die Hand erst auf die Millionen des Paschas gelegt hätte, und der Portugiese mußte sich wohl oder übel mit diesem Versprechen begnügen.
    Juhel versuchte gar nicht, seinen Onkel von seinen Ideen abzubringen, obgleich er allen Grund hatte zu glauben, daß die ganze Sache auf eine ungeheure Mystification hinauslaufen werde. Die Ansicht des Frachtschiffers schlug indeß etwas um; die beiden in dem Kästchen gefundenen Diamanten

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