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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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im Werthe von hunderttausend Francs gaben ihm doch zu denken.
    »Da uns der Pascha, so sagte er für sich, diese beiden kostbaren Steine zum Geschenk gemacht hat, warum sollten sich die übrigen auf dem Eilande Nummer Drei nicht vorfinden?«
    Und wenn er sich in dieser Weise gegen Juhel, der dazu die Achseln zuckte, äußerte, so wiederholte er nur:
    »Wir werden ja sehen – werden ja sehen!«
    Das war auch die Meinung Pierre-Servan-Malos. Da der dritte Erbe, der Besitzer der Breite des dritten Eilandes, in Edinburg wohnte, wollte er eben nach Edinburg gehen und wohl darauf achten, daß ihm weder Zambuco noch Ben Omar zuvorkamen, da ja auch sie die Länge fünfzehn Grad elf Minuten kannten, die jenem Herrn Tyrcomel, Esquire, überbracht werden sollte.
    Man wollte sich also nicht trennen und die Hauptstadt Schottlands auf schnellstem Wege aufsuchen, wo genannter Tyrcomel den Besuch der ganzen Gesellschaft auf einmal bekommen sollte. Dieser Beschluß paßte Saouk freilich sehr wenig. Im Besitz des Geheimnisses, hätte er sich am liebsten allein an die im Document bezeichnete Persönlichkeit herangemacht, von dieser die Lage des neuen Eilands erfahren, sich dahin begeben und hätte er die Schätze Kamylk-Paschas selbst ausgegraben. Dazu hätte er aber auch allein abreisen müssen, ohne Verdacht zu erregen, und er fühlte doch, daß Juhel ihn beobachtete. Die Fahrt nach Marseille hätte übrigens doch gemeinschaftlich erfolgen müssen. Da Meister Antifer nun Edinburg auf schnellstem Wege und in kürzester Zeit zu erreichen suchen wollte, indem er die Schienenwege Frankreichs und Englands benützte, konnte Saouk schwerlich darauf rechnen, ihm zuvorzukommen. War die Sache mit dem Herrn Tyrcomel einmal ins Reine gebracht, so gelang der Streich, der in Mascat und Loango mißglückte, dafür vielleicht in Edinburg.
    Die Ueberfahrt ging rasch von Statten, da der spanische Dampfer keinen Hafen anlief. Natürlich wurde Ben Omar – ein Mann, der seinen Gewohnheiten nicht so leicht entsagte – wieder aufs schlimmste seekrank und in Marseille im Zustand eines bewußtlosen Gepäckstückes ans Land befördert.
    Juhel hatte einen langen Brief an Enogate geschrieben, worin er sie über alle Vorkommnisse in Loango unterrichtete. Er sagte ihr, zu welch’ neuem Zuge die Starrsinnigkeit ihres Oheims sie verführe, und wer wisse, ob die Schrullen des Paschas sie nicht überhaupt nur an der Nase herumführten. Dann fügte er hinzu, Meister Antifer sei seiner Meinung nach in einem Gemüthszustande, in dem er gleich dem ewigen Juden die ganze Welt durchirren könnte, und das werde nicht eher ein Ende finden, als bis er als Geisteskranker gefesselt werden müßte – das werde aber nicht ausbleiben, so sehr habe seine Erregtheit durch die letzte Enttäuschung zugenommen….
    Alles das war ja recht traurig. Ihre Hochzeit war damit auch aufs unbestimmte verschoben… und ihr Glück… ihre Liebe…
    Juhel fand gerade noch Zeit, diesen traurigen Brief der Post zu überliefern. Dann sprang man in den Schnellzug von Marseille nach Paris, von hier in den Blitzzug von Paris nach Calais, ins Schiff zur Ueberfahrt nach England, dann in den Eilzug von Dover nach London und hierauf in den Fliegenden Schottländer nach Edinburg – alle Sechs, als wären sie an eine Kette gebunden gewesen. So hatten sie sich am Abend des 25. Juni, gleich nachdem ihre Zimmer in Gibb’s Royal Hôtel belegt waren, zur Aufsuchung des Herrn Tyrcomel aufgemacht. Großes Erstaunen! Der Herr Tyrcomel war nichts anderes als ein Clergyman, so kam es, daß sie, nachdem sie sich in seiner Wohnung, 17 North-Bridgestreet, eingefunden, – die Adresse des allbekannten Mannes hatten sie leicht erhalten – sich nach der Tron Church begeben hatten, wo jener eben von der Höhe der Kanzel herabdonnerte.
    Sie beabsichtigten, ihn gleich nach der Predigt anzusprechen, ihn nach Hause zu begleiten und von ihrem Anliegen, von ihm die letzte Angabe zu erbitten, zu unterrichten. Was, ein Mann, dem man eine ansehnliche Zahl von Millionen darbringt, hatte sich ja nicht zu beklagen, wenn er auch einmal zu ungewöhnlicher Zeit gestört wurde.
    Immerhin hatte die Sache ihre eigenthümlichen Seiten.
    Welche Beziehungen mochten wohl zwischen Kamylk-Pascha und dem schottischen Clergyman bestanden haben? Der Vater des Meister Antifer hatte dem Aegypter das Leben gerettet… gut. Der Banquier Zambuco hatte ihm geholfen, seine Schätze zu retten… auch gut. Das erklärte ja seine Dankbarkeit gegen die

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