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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ungeschicklichkeit ist es, die all’ dieses Unheil verschuldet hat!… Du hast die Sache falsch angefangen! Hast Dir von dem Kerle, einem simplen Matrosen, eine Nase drehen lassen…. Vergiß aber nicht, was ich Dir sage: Wehe über Dich, wenn die Millionen Kamylk-Paschas mir verloren gehen!
    – Ich schwöre Ihnen, Excellenz…
    – Ach was da… ich… ich schwöre Dir, wenn ich mein Ziel nicht erreiche, wirst Du mir’s und zwar theuer bezahlen!«
    Ben Omar wußte nur zu gut, daß Saouk der Mann dazu war, wenigstens in solchen Dingen Wort zu halten.
    »Sie glauben vielleicht, Excellenz, stammelte er in der Absicht, den Wütherich zu besänftigen, daß jener Seemann ein armer Teufel wäre, so einer jener erbärmlichen Fellahs, die sich eben so leicht übertölpeln wie in Angst setzen lassen….
    – Das gilt mir gleich!
    – Nein, das ist ein hitziger, schrecklicher Mann, der nichts hören will…«
    Er hätte hinzufügen können
: »
Ein Mann Ihres Schlages«, hütete sich aber vor einem solchen Zusatze.
    »Ich meine also, es ist besser zu verzichten…«
    Kaum wagte der Aermste seinen Gedanken völlig auszusprechen.
    »Verzichten! schrie Saouk auf, der mit der Hand auf den Tisch schlug, daß die Lampe tanzte und deren Glocke zersprang… verzichten auf hundert Millionen?…
    – Nein… nein… Excellenz, beeilte sich Ben Omar zu erklären, so war es nicht gemeint, nur darauf einzugehen, diesem Bretonen die Länge mitzutheilen, wozu das Testament mich ja verpflichtet…
    – Damit er den Vortheil davon hat, Schwachkopf, und sich aufmacht, die Millionen auszuscharren!«
    Der Zorn ist ja allemal ein schlechter Rathgeber. Auch Saouk, dem es weder an Intelligenz, noch an Schlauheit mangelte, sah das schließlich selbst ein.
    Er beruhigte sich, soweit das möglich war, und überlegte den Vorschlag, den Ben Omar eben gemacht hatte.
    Bei dem Charakter des Malouin lag es auf der Hand, daß von ihm durch List nichts zu erlangen war, hier mußte man noch geschickter vorzugehen versuchen.
    So wurde denn zwischen Seiner Excellenz und dessen ergebenen Diener, der ihm wohl oder übel zu Willen sein mußte, folgender Plan geschmiedet: Am nächsten Tage wollten sie sich noch einmal zu Meister Antifer begeben, ihm die geographische Länge des Eilandes, wie sie das Testament angab, mittheilen, dabei aber auch deren Breite zu erfahren suchen. Dann beabsichtigte Saouk, dem Franzosen zuvorzukommen, ehe dieser die Hand auf jene Schätze legen konnte. Erwies sich das als unausführbar, so würde er Mittel finden, den Meister Antifer bei seinen Nachforschungen zu begleiten und dann versuchen, sich der Millionen zu bemächtigen.
    Lag das betreffende Eiland, was ja anzunehmen war, in weiter Ferne, so vermehrte das die Aussicht auf Erfolg und die Sache versprach zu Gunsten Saouk’s auszugehen.
    Als sich die Beiden hierüber klar waren, fügte Saouk hinzu:
    »Ich verlasse mich auf Dich, Ben Omar, und empfehle Dir, die Sache geschickt einzufädeln… sonst…
    – Excellenz, Sie dürfen ruhig sein, doch Sie versprechen mir, daß ich meine Prämie unverkürzt erhalte….
    – Ja, weil sie Dir nach dem Wortlaute einmal zukommt… doch unter der Bedingung, daß Du den Meister Antifer während seiner Fahrt nicht einen Augenblick verläßt!
    – Ich werde stets bei ihm sein!
    – Und ich ebenfalls!… Ich begleite Dich!
    – Doch in welcher Eigenschaft?… Unter welchem Namen?
    – O, als erster Gehilfe des Notar Ben Omar und unter dem Namen Nazim.
    – Sie… Sie wollten wirklich?…«
    Und dieses »Sie« wurde mit einer so verzweifelten Stimme hervorgestoßen, daß man daraus erkannte, daß der unglückliche Ben Omar für die nächste Zukunft das Schlimmste erwartete.
Achtes Capitel.
Worin der Leser einem Quartett ohne Musik beiwohnt, an dem auch Gildas Tregomain theilnimmt.
    Vor der Thür seines Hauses angelangt, öffnete Meister Antifer dieselbe und begab sich nach dem Eßzimmer. Hier setzte er sich an den Kamin und wärmte seine Füße, ohne ein Wort zu sprechen.
    Enogate und Juhel plauderten in der Nähe des Fensters; er bemerkte sie gar nicht. Nanon war in der Küche noch mit dem Essen beschäftigt; heute fragte er nicht, wie es seine Gewohnheit sonst war, zehnmal, »ob sie denn bald fertig wäre?«
    Pierre-Servan-Malo war offenbar mit seinen Gedanken beschäftigt. Seinen Angehörigen durfte er ja nicht wohl mittheilen, was aus seinem Zusammentreffen mit Ben Omar, dem Notar Kamylk-Paschas, geworden war.
    Auch während des Abendessens

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