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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Testament Kamylk-Paschas, von dem Meister Antifer nun Kenntniß nahm. Nachdem er es mit so lauter Stimme vorgelesen hatte. daß auch Gildas Tregomain kein Wort davon entgehen konnte, zog er ein Notizbüchelchen aus der Tasche und schrieb die Zahlen hinein, die die geographische Länge des Eilands angaben – die vier Ziffern, für deren jede er einen Finger seiner Hand hingegeben hätte. Dann rief er. als stände er auf einem Schiffsdecke und wollte die Sonnenhöhe abnehmen:
    »Achtung, Frachtschiffer!
    – Achtung! wiederholte Gildas Tregomain, der aus den Tiefen seiner Weste ebenfalls ein kleines Buch hervorholte.
    – Jetzt!…«
    Mit äußerster Genauigkeit wurde die kostbare Länge – 54°57’ östlich von Paris – festgestellt und aufgezeichnet.
    Dann wanderte das Testament wieder in die Hände des Notars, der es in sein Portefeuille versenkte, welches nun unter dem Arme des falschen Bureaugehilfen Nazim Platz fand. Letzterer saß übrigens noch immer so gleichgiltig da, wie etwa ein alter Hebräer aus Abrahams Zeit in der Sitzung einer heutigen Gesellschaft der Wissenschaften dasitzen würde.
    Jetzt war die Sache nun auf dem Punkte, wo sie Ben Omar und Saouk besonders zu interessieren anfing. Mit der Kenntniß der Parallele und des Meridians der kleinen Insel, brauchte Meister Antifer diese beiden Linien auf der Karte nur zu kreuzen, um deren Lage im Durchschnittspunkte derselben zu finden, und das schien er auch sofort vornehmen zu wollen. Er stand nämlich auf, und aus dem flüchtigen Gruße, den er Saouk und Ben Omar neben einer bezeichnenden Handbewegung nach der Treppe zu sendete, konnten diese leicht abnehmen, daß er sie ersuchte, sich nun gefälligst zu entfernen.
    Aufmerksam und schmunzelnd beobachtete der Frachtschiffer sein Benehmen. Doch weder der Notar noch Nazim schien gewillt, vom Tische wegzugehen. Daß der Mann sie vor die Thür setzte, lag ja klar vor Augen. Entweder hatten sie ihn aber nicht verstanden oder wollten ihn nicht verstehen, dagegen bemerkte der verdutzte Ben Omar sehr gut, daß Saouk ihn mit einem Blicke – sehr befehlerisch! – aufforderte, noch eine letzte Frage zu stellen.
    Er mußte sich also wohl oder übel drein fügen.
    »Jetzt, wo ich den Auftrag, den das Testament Kamylk-Paschas mir zuwies, erfüllt habe…
    – Brauchen wir nur noch in aller Freundschaft von einander Abschied zu nehmen, fiel ihm Meister Antifer ins Wort. Der nächste Zug geht zehn Uhr siebenunddreißig von hier ab….
    – Seit gestern zehn Uhr dreiundzwanzig, berichtigte ihn Gildas Tregomain.
    – Wahrhaftig, schon zehn Uhr dreiundzwanzig, und ich möchte weder Sie, Herr Ben Omar, noch Ihren Schreiber Nazim der Gefahr aussetzen, diesen Schnellzug zu versäumen.«
    Saouk’s Fuß fing an, im Zweivierteltacte auf dem Erdboden zu hämmern, und da er gleichzeitig nach der Uhr sah, konnte man glauben, daß ihm daran gelegen sei, bald abzufahren.
    »Wenn Sie etwa noch Gepäck aufzugeben haben, fuhr Meister Antifer höflichst fort, so ist es jetzt Zeit….
    – Um so mehr, setzte der Frachtschiffer hinzu, weil auf unserm Bahnhof zuweilen starker Andrang ist.«
    Jetzt raffte sich Ben Omar doch noch einmal auf und begann, sich halb erhebend und mit niedergeschlagenen Augen:
    »Um Vergebung, mir scheint, wir sind mit unserm Gespräch wohl noch nicht zu Ende….
    – Im Gegentheil, vollständig fertig, Herr Ben Omar; ich habe an Sie keine weitere Frage zu stellen.
    – Dagegen hab’ ich noch eine an Sie, Herr Antifer….
    – Das wundert mich, Herr Ben Omar, doch wenn Sie meinen.. bitte…
    – Ich habe Ihnen die im Testamente Kamylk-Paschas enthaltene Längenangabe mitgetheilt….
    – Ganz richtig, und ich und mein Freund Tregomain, wir haben sie in unsre Notizbücher eingetragen.
    – Jetzt müssen Sie mir auch die Breite angeben, die in Ihrem Briefe steht….
    – In dem Briefe an meinen seligen Vater?
    – Ja, in diesem.
     

    Der nächste Zug geht zehn Uhr… (S. 94.)
     
    – Halt, halt, Herr Ben Omar! antwortete Meister Antifer, dessen Stirn sich runzelte. Hatten Sie das Mandat, mir die fragliche Länge zu überbringen?
    – Ja, und dieses Mandat hab’ ich erfüllt….
    – Mit viel Eifer und gutem Willen, das muß ich gestehen! Was mich aber angeht, so hab’ ich nirgends, weder in dem Testamente, noch in meinem Briefe, eine Spur davon gesehen, daß ich irgend jemand die Breitenangabe mittheilen müßte, die einst meinem Vater zugegangen war.
    – Indeß…
    – Indeß, wenn Ihnen etwas derartiges

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