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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verzichten?
    – Wahrscheinlich… oder wir verschieben die Sache wenigstens bis zu günstigerer Jahreszeit.
    – Sie würden sich also in Sohar aufhalten?
    – In Sohar oder Mascat, das ist ja gleichgiltig.«
    Der junge Kapitän legte sich eine, bei dem Verdacht, den ihm Selik einflößte, sehr gerechtfertige Zurückhaltung auf, und dieser erhielt deshalb nicht den erwünschten Aufschluß. Der Frachtschiffer erschien jetzt fast gleichzeitig mit Saouk auf Deck. Der eine verzog recht ärgerlich den Mund, der andre verrieth durch seine Haltung, wie wüthend er darüber war, daß die Dunstmassen die »Berbera« schon auf zwei bis drei Kabellängen wie eine Wand umschlossen.
    »Nun, es macht sich nicht? begann Gildas Tregomain, der dem jungen Seemann die Hand drückte.
    – Ganz unmöglich! erklärte Juhel.
    – Und unser Freund?…
    – Der steht dort… im Vordertheile.
    – Wenn er sich nicht etwa über Bord stürzt!« murmelte der Frachtschiffer.
    Er befürchtete wirklich schon lange, daß der Malouin sich schließlich zu einem Schritt der Verzweiflung hinreißen lassen möchte.
    Der Morgen verlief ohne Veränderung. Der Sextant verblieb als nutzlos in seinem Kasten. Kein Sonnenstrahl blinkte durch den dicken Dunstvorhang. Zu Mittag konnte auch der Chronometer, den Gildas Tregomain gewissenhaft herbeibrachte, nicht zur Längenbestimmung durch den Stundenunterschied zwischen Paris und dem von der Perme im Golf von Oman eingenommenen Punkte verwendet werden. Der Nachmittag erwies sich nicht günstiger. Wenn man sich auch bemühte, die zurückgelegte Strecke bestens abzuschätzen, so wußte man doch nur sehr unvollkommen, wo die. Berbera« sich zur Zeit befand.
    Darüber schien der Schiffer der Perme auch mit Selik zu sprechen, dem er mittheilte, daß er, wenn sich das Wetter auch morgen nicht änderte, wieder nach Westen, dem Lande zu, steuern müsse. Wo man freilich auf eine Küste treffen würde, ob in der Höhe von Sohar, von Mascat, oder weiter nördlich am Eingange der Meerenge von Ormuz, oder auch südlicher nach dem Indischen Meere zu in der Höhe von Raz-el-Had… das konnte niemand voraussagen.
    Selik glaubte Juhel von den Absichten des Führers der »Berbera« unterrichten zu müssen.
    »Meinetwegen!« warf Juhel nachlässig hin.
    Das war seine ganze Antwort.
    Bis zur Nacht kein Zwischenfall. Selbst als sie hinter den Dunstmassen im Westen herabsank, vermochte die Sonne diese nicht zu durchbrechen. Jetzt dauerte aber nur noch ein ganz seiner Staubregen weiter und das versprach eine Aenderung im Zustande der Atmosphäre. Der Wind hatte sich so vollständig gelegt, daß man nur zuweilen einen Hauch davon bemerkte. Der Frachtschiffer, der dazwischen immer einmal die Hand emporstreckte, glaubte schon eine ganz leichte Brise aus Osten einsetzen zu fühlen.
    »O wär’ ich nur auf der »Charmante Amélie«, sagte er, da unten… zwischen den lieblichen Ufern der Rance, da würde ich mich schon ausfinden!«
    Die »Charmante Amélie« war freilich schon seit langem als Brennholz verkauft worden, und die Perme segelte auch nicht zwischen jenen lieblichen Ufern hin.
    Juhel machte dieselbe Bemerkung wie Gildas Tregomain. Es schien übrigens, daß die Sonne gerade beim Verschwinden unter dem Horizonte, noch einmal, wie ein Neugieriger durch’s Schlüsselloch, durch eine Oeffnung in den Wolken gelugt hätte. Pierre-Servan-Malo beobachtete diesen Strahl gewiß auch, denn sein Auge flammte auf und beantwortete jenen Strahl des Tagesgestirns mit einem Blitze ohnmächtiger Wuth.
    Am Abend speisten alle, doch mit Rücksicht auf Ersparung am vorhandenen Proviant, von dem nur noch für vierundzwanzig Stunden übrig war. Von morgen ab mußte man also daran denken, wieder nach dem Lande hin zu segeln, wenn sich nicht herausstellte, daß die »Berbera-sich überhaupt in dessen Nähe befand.
    Die Nacht war ruhig. Die Dünung legte sich auffallend schnell, wie das in beschränkten Golfen ja gewöhnlich der Fall ist. Der Wind ging wirklich dabei nach Osten um. Bei der Ungewißheit der Lage des Schiffes ließ dessen Führer, auf einen durch Selik übermittelten Rathschlag Juhels hin, jetzt gegenbrassen.
    Um drei Uhr am Morgen ließ der inzwischen klar gewordene Himmel noch die letzten Sterne herniederblinken. Alles ließ auf eine gute Beobachtung hoffen.
    Wirklich erhob sich später die Sonnenscheibe in vollem Glanze über die Linie des Horizontes. Vergrößert durch die Refraction und purpurn gefärbt durch die niedrigeren

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