Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Tregomain übersetzte gewiß den Gedanken aller übrigen, als er ausrief:
    »Wenn da drin hundert Millionen stecken, soll mich der leibhaftige…
    – Schweig still!« fuhr Meister Antifer auf.
    Noch einmal durchsuchte er die Aushöhlung, brachte aber nur einige Felsenbruchstücke daraus hervor. Vergebliches Mühen! Hier fand sich nichts weiter vor als jener eiserne Kasten, auf dessen Deckel das erhaben ausgearbeitete Doppel-
K
des Aegypters sichtbar war.
    Hatten Meister Antifer und seine Begleiter so vielen Mühen und Gefahren wirklich für nichts und wieder nichts Trotz geboten?… Wären sie so weit hierher gekommen, um das Opfer einer grausamen Mystification zu werden?
    Juhel hätte wirklich lächeln mögen, wenn ihn sein Onkel nicht mit den gläsernen Augen des Irrsinnigen und mit verzerrtem Munde, aus dem unarticulierte Töne hervorquollen, zu seinem Entsetzen angestarrt hätte.
    Gildas Tregomain erklärte später, er habe damals jeden Augenblick erwartet, ihn starr und steif umsinken zu sehen.
    Plötzlich richtete sich Meister Antifer auf, ergriff die Spitzhacke, schwang sie wild herum und mit heftigem Schlage zertrümmerte er den Kasten. Diesem entfiel ein Schriftstück.
     

    Das Haupt entblößt und die Hand hinausgestreckt, zeigt er auf einen Felsen. (S. 199.)
     
    Es war ein von der Zeit vergilbtes Pergament, auf dem einige, noch recht gut lesbare Zeilen in französischer Sprache standen.
    Meister Antifer ergriff das Document. Ohne daran zu denken, daß Ben Omar und Saouk ihn hören könnten und er diesen vielleicht ein Geheimniß verriethe, das er besser für sich behalten sollte, begann er mit zitternder Stimme folgende Zeilen zu lesen:
    »Dieses Document enthält die Längenangabe eines zweiten Eilandes, die Thomas Antifer oder dessen directer Erbe zur Kenntniß des Banquiers Zambuco zu bringen haben. Der Genannte wohnt in…«
    Meister Antifer hielt inne. Mit einem Faustschlage stopfte er den unklugen Mund, der beinahe zuviel gesagt hätte.
    Saouk verstand sich genügend zu beherrschen, um seine grausame Enttäuschung zu verbergen. Noch wenige Worte, und er hätte die Länge der Insel erfahren, zu der genannter Zambuco offenbar die Breite kannte, und außerdem gehört, in welchem Lande jener wohnte…. Der nicht minder enttäuschte Notar stand mit offnem Munde und heraushängender Zunge da, wie ein Hund, der stark durstet und dem man eben den Napf weggezogen hat.
    Bald darauf aber, nachdem jener Satz durch den erwähnten Faustschlag abgebrochen worden war, erhob sich Ben Omar und fragte, auf Grund seines Rechtes, die Intentionen Kamylk-Paschas kennen zu lernen:
    »Nun… jener Banquier Zambuco… der wohnt…?
    – In seinem Hause!« fertigte ihn Meister Antifer ab.
    Damit faltete er das Schriftstück zusammen, steckte es in die Tasche und ließ Ben Omar verzweifelt die Hände zum Himmel emporstrecken.
    Der Schatz befand sich also nicht auf dem Eiland des Golfes von Oman! Die Reise hatte nur den Zweck gehabt, den Meister Antifer aufzufordern, sich mit einer neuen Persönlichkeit, dem Banquier Zambuco, in Verbindung zu setzen. Vielleicht war dieser Mann ein zweiter Legatar, den Kamylk-Pascha für früher geleistete Dienste belohnen wollte. Vielleicht sollte er mit dem Malouin den diesem vermachten Schatz theilen. Das war nicht so unglaublich. Daraus ergab sich dann aber mit logischer Nothwendigkeit, daß der Tasche Meister Antifer’s statt der geträumten hundert Millionen nur deren fünfzig zufließen würden.
    Juhel ließ den Kopf hängen bei dem Gedanken, daß das noch immer viel zu viel wäre, um die Ansichten seines Onkels bezüglich seiner Verheiratung mit Enogate zu verändern.
    Was Gildas Tregomain angeht, so schien dessen heimliches Lächeln sagen zu wollen, daß fünfzig Millionen immer noch ein artiger Pfennig Geld seien, wenn sie einem glatt in den Schoß fallen.
    Juhel hatte aber eigentlich ganz richtig errathen, was jetzt Meister Antifer durch den Kopf ging und daß dieser, wenn er darüber klar geworden war, nur sagen würde:
    »So braucht Enogate an Stelle eines Prinzen blos einen Herzog zu heiraten und Juhel kommt mit einer Herzogin an Stelle einer Fürstin als Ehegespons davon!«
    Ende des ersten Theiles.

 

Zweiter Theil.
Erstes Capitel.
Ein Brief Juhels an Enogate, worin die Abenteuer, deren Held Meister Antifer war, mitgetheilt sind.
    Wie traurig war das Haus in der Rue des Hautes-Salles in Saint-Malo und wie verödet sah es aus, seitdem Meister Antifer es verlassen hatte!
    In

Weitere Kostenlose Bücher