Meister der Assassinen
nur, dass sie nicht ins Freie durften, wo es ringsum so viel schönes Land gab.
»So einen merkwürdigen Ort habe ich noch nie gesehen«, stellte er fest. »Die Isolation bewirkt doch einiges.«
Spyridon vertrat schließlich einem Hundsköpfigen den Weg. »Guten Tag, Freund.«
Der Mann blieb stehen. »Guten Tag auch dir, Elf.«
»Wir sind von weit gereist. Wo befinden wir uns hier denn?«
»In der Stadt der Gog/Magog. Das sind wir.« Der Hundsköpfige zeigte auf sich. »Seid ihr gekommen, um euch anzubieten?«
»Hmmm ... nein. Eigentlich sind wir auf der Suche nach jemandem.«
»Hier bei uns? Nun, ihr könnt ja mal im Leckermäulchen nachfragen, das ist im Allgemeinen die Anlaufstelle für Elfen.«
»Ist das ein Ausschank?«
»In der Tat. Ihr geht einfach dort die Straße hinunter, dann zweimal rechts und ...«
»Entschuldigung«, mischte Cwym sich ein. »Wäre es wohl möglich, dass uns jemand dorthin führt? Ich fürchte, für uns sieht hier alles gleich aus, und äußere Kennzeichnungen gibt es nicht.«
»Es ist doch alles deutlich markiert.« Der Gog/Magog deutete auf seine lederartige Hundenase.
Spyridon grinste. »Nicht für Elfen, Freund.«
»Ja, stimmt. Ihr seid beklagenswerte Kreaturen, so unvollkommen ...« Der Hundsköpfige überlegte, dann drehte er sich kurz entschlossen um. »Mein Auftrag hat Zeit, und es ist nicht weit. Ich führe euch.«
Sie folgten ihm, und schon nach wenigen Kreuzungen wurde ihnen klar, dass sie den Ort nach seiner Beschreibung niemals gefunden hätten. Die Blicke, die sie untereinander tauschten, machten deutlich, dass sie nicht einmal sicher waren, ob sie jemals wieder aus der Stadt herausfanden.
Yevgenji ging an der Seite des Hundsköpfigen. »Worin unterscheiden sich denn die Gog und die Magog?«
»Das wissen wir inzwischen selbst nicht mehr, deshalb trennen wir die Bezeichnung nicht mehr. Jeder von uns ist Gog/Magog. Das ist auch besser so, weil es einheitlich ist. Wir sind alle gleich. Kein Standesdünkel, so wie bei euch Elfen.«
Ihr Führer hielt vor einem Gebäude an, das sich in nichts von den anderen ringsum unterschied. Es besaß nur drei Stockwerke, war aber in der Grundfläche gut ausgebaut. »Hier ist es. Geht nur hinein, es gibt gutes Bier und Elfenessen.« Er stieß zum Abschied kurz mit seiner Schnauze gegen Yevgenjis Stirn; bald darauf war er im Gewirr verschwunden.
»Also dann.« Spyridon wies einladend und mit spöttischer Miene Cwym und Bathú an, vorzutreten. Die beiden kamen nach kurzem Zögern der Aufforderung nach und traten in den Halbdämmer ein. Eine Tür gab es hier wie bei jedem anderen Haus nicht.
Die Einrichtung innen zeigte, dass sie am richtigen Ort waren. Für Kneipen gab es in allen Welten nur einen Standard, mehr oder minder pompös aufgewertet. Hier war alles beim Einfachsten geblieben - selbst zusammengezimmerte, windschiefe Stühle und Tische, eine Theke mit Fässern dahinter und ein durch eine Tür abgetrennter Nebenraum, aus dem verlockender Essensgeruch drang.
Nur fünf von zehn wackligen Tischen waren besetzt. Die Neuankömmlinge wurden, wie an solchen Orten üblich, eindringlich gemustert, dann wandte sich jeder wieder seiner Beschäftigung zu.
Naburo trat hastig zwischen seine Gefährten und bedeutete ihnen, ihm zuzuhören. Sie hielten die Köpfe zusammen, und er sagte: »Wir sollten hier nichts essen.«
»Aber das Vieh da draußen ...«, setzte Bathú zu einem Protest an, verstummte jedoch unter Naburos Blick.
»Ich glaube nicht, dass das in diesem Etablissement angeboten wird. Ich kenne die Küche der dämonischen oni, und das riecht hier ganz ähnlich.«
Cwym räusperte sich. »Ich bin sowieso nicht hungrig.«
»Aber ein Bier werden wir uns genehmigen!«, rief Yevgenji und trat an die Theke, schlug mit der flachen Hand darauf. »He, Wirt! Gibt es hier ausreichend vergorenen Getreidesaft für fünf durstige, weit gereiste Elfen?«
Kurz darauf schlug die Tür zur Küche auf, und ein eher klein geratener, feister Hundsköpfiger mit angegrautem Fellhaar trat heraus. Er ging hinter den Ausschank, griff nach einem Lappen und wischte die Theke. »Was darf’s denn sein, Elf?«
»Bier, wenn’s beliebt.«
»Und deine Freunde?«
»Auch.«
Naburo hob leicht den Finger und trat näher. »Gibt es hier auch Pflaumens...wein?« Er verbesserte sich schnell, als Yevgenji ihm einen vernichtenden Blick zuwarf.
»Keinen Wein.«
»Also dann ... Bier.«
Der Wirt nickte und machte sich ans Zapfen.
»Das ist doch hier das
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