Meister der Assassinen
Leckermäulchen, oder? Man sagte uns, es wäre der angesagteste Treffpunkt für Elfen.«
»Ganz recht. Habt ihr alle gültige Papiere dabei? Sonst darf ich euch nichts ausschenken.«
»Selbstverständlich!« Bathú suchte in seiner Jacke und förderte einen verknitterten Zettel zutage. »Ich übernehme für alle.«
Der Wirt warf einen flüchtigen Blick auf das Papier. Es war ein Zauber, wie ihn jeder Elf von Kindesbeinen an beherrschte. Genau wie beim Elfengold funktionierte der Trick so, dass der andere genau das sah, was er erwartete zu sehen. Er zuckte die Achseln und stellte nacheinander die gefüllten Bierkrüge auf den Tisch. Dunkles Bier schäumte darin.
»Was bin ich dir schuldig?«, fragte Bathú.
»Was hast du denn anzubieten?«
Erneutes Kramen, dann zeigte der glatzköpfige Elf etwas, das aussah wie ein kleiner Smaragd.
Der Wirt nickte, und Bathú warf den Kristall auf den Tresen. Die Elfen setzten sich an einen Tisch und stießen an; abgesehen von Naburo schmeckte das Bier keinem - viel zu süß, zu malzig. Einigermaßen genießbar war es nur, weil es sehr stark war.
Sie machten es wie die übrigen Gäste, widmeten sich schweigend ihrem Bier und sahen sich verstohlen um. Sie mussten eigentlich sehr exotisch wirken, da sich in der Stadt nur Gog/Magog aufgehalten hatten, soweit sie es überschauen konnten. Die Suche könnte sich als sehr leicht gestalten, weil Elfen unweigerlich auffielen - oder auch als aussichtslos, weil die beiden Gesuchten gar nicht hier waren. Das Land war groß, sie konnten sich natürlich überall aufhalten, versteckt auf einem Hof, in einer Siedlung ...
Cwym schüttelte am Ende seines Gedankengangs den Kopf. »Sie können nirgends sonst sein als hier«, sagte er leise. »Zum einen stecken sie in Schwierigkeiten, wie uns gemeldet wurde; damit bleibt nur die Stadt. Zum Zweiten, wenn sie frei wären - wären sie auch in der Stadt. Sie entfernen sich nie weit von einem Ausschank wie diesem. Fürs Landleben sind sie nicht zu gebrauchen.«
Schweigend brüteten sie weiter und folgten dem ungeschriebenen Gesetz, dass man an einem solchen Ort die Einheimischen auf sich zukommen lassen musste. Laut herumzutönen und viele Fragen zu stellen war keine gute Strategie, nirgends. Die Neugier der anderen musste geweckt werden, nur so funktionierte es. Ansonsten wurde man schnell wieder hinausbefördert und erfuhr, wo die Grenzen für Fremde lagen.
Nach unendlich langer Zeit, so kam es ihnen vor, trat der Wirt endlich an ihren Tisch. »Wen sucht ihr denn?«
Cwym übernahm das Reden. »Zwei Elfen. Der Mann hat einen sehr auffälligen roten Haarschopf, sieht ansonsten eher unscheinbar aus. Die Frau ist eine Gestaltwandlerin. Manchmal sieht sie wie wir aus, in Wirklichkeit aber hat sie eine aufrecht gehende biberartige Gestalt und weiße Federflügel.«
Der Wirt dachte nach. »Bei mir waren sie nicht«, sagte er schließlich. »Ich nehme an, dass sie mit einem Karren hertransportiert worden sind und dann gleich untergebracht wurden. Wie die meisten.« Er musterte sie mit leicht schief gelegtem Kopf. »Wo genau kommt ihr eigentlich her? Eure Aufmachung ist ungewöhnlich. Ich hätte eher erwartet, dass ihr in eines der größeren Auktionshäuser geht.«
»Vom anderen Ende kommen wir«, antwortete Bathú leichthin. »Die Auktionshäuser nehmen wir uns noch vor, uns wurde lediglich dieses Haus hier als erste Anlaufstelle genannt.«
»Sehr schmeichelhaft.« Der Wirt zog kurz die linke Lefze hoch. »Ich fühle mich geehrt. Empfehlt mich weiter, wenn ihr fertig seid.« Er nickte ihnen zu und verschwand in der Küche.
Die Krüge waren fast leer. »Und was jetzt?«, wollte Yevgenji wissen. »Ich würde mich ja gern nach ein paar Frauen umsehen, aber irgendwie empfinde ich diese Gog/Magog als wenig einnehmend, obwohl sie nicht hässlich sind.«
»Sie sind freundlich, daran liegt es«, sagte Spyridon und grinste seinen Gefährten an. Der Hellhaarige würde ihm nie, absolut niemals verzeihen, dass er derjenige gewesen war, der den göttlichen Leib der Königin Bandorchu genießen durfte, mitten im Krieg um die Unsterblichkeit. Damit hatte er seinem Widerpart etwas voraus, was dieser niemals einholen oder übertreffen konnte.
»Und diese Umgebung ist wenig einladend«, murmelte Naburo. Die Ewigen Todfeinde sahen ihn verdutzt an.
»Naburo, hören wir da so etwas wie ... Sehnsucht?«, fragte Spyridon lauernd.
Der japanische Elfengeneral berührte das vertrocknete Cairdeas an seinem Handgelenk.
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