Meister der Assassinen
Berlin. Da gibt’s zwar elegante Bereiche im Zentrum, München hat sich aber einen dörflichen Charakter bewahrt. Die Uhren da gehen jedenfalls anders. Verglichen mit den Bahamas ist es ... schräg.«
»Was machen wir jetzt?«, fragte Nidi in mahnendem Tonfall. »Wie wollen wir den Meister vom Berge überzeugen, den Dolch rauszurücken?«
»Wir gehen rein, holen den Dolch, gehen wieder raus«, schlug Naburo in einem Tonfall vor, als wäre das die nächstliegende Strategie.
»Toller Plan«, sagte Finn prompt. »Angriff aus der Luft? So schnell können wir gar nicht sein, da hat er den Dolch schon weggeschafft und irgendwo im Berg versteckt.«
»Falls er das Schiff in Zusammenhang mit dem Dolch bringt.«
»Okay, nehmen wir mal an, uns gelingt der Überraschungsangriff.« Finn deutete auf die Festung. »Da drin befindet sich der Club der Assassinen. Leute, die unerkannt eine Kupfermauer überwinden, in aller Seelenruhe durch eine Stadt voller Kannibalen spazieren, unbemerkt eine Mastzelle betreten, etwas herausholen und genauso wieder verschwinden. Wenn die auch nur irgendeine Ähnlichkeit mit den Assassinen bei uns haben, geht man da nicht einfach rein und wieder raus.«
»Du vergisst, dass wir Krieger sind.«
»Ähem ...«, mischte sich da Yevgenji ein. »Tut mir leid, Naburo, aber angreifen können Spyridon und ich nicht gemeinsam. Nur verteidigen, und zwar uns. Und alle, die sich innerhalb unseres Schutzkreises befinden. In der Hinsicht fallen wir also aus.«
»Wir wissen gar nicht, wie viele da unten überhaupt sind. Lass es zweihundert sein, aber mehr sind wahrscheinlich«, fuhr Finn fort. »Und du bist allein, Naburo. Milt und ich können uns im Nahkampf prügeln, und inzwischen wissen wir auch, wo bei einem Schwert vorne und wo hinten ist. Aber wir haben nicht mal gegen einen Auszubildenden im ersten Lehrmonat eine Chance.«
»Warum sollten wir auch immer gleich draufschlagen?«, warf Laura ein. »Wir könnten dort landen und höflich fragen. Möglicherweise können Worte überzeugen - wir haben gute Argumente.«
»Das ist sowieso alles hinfällig«, erklang Aruns Stimme. »Wir müssen beidrehen.« Er hob die Schultern. »Wer immer da unten sitzt, versteht es, sich zu schützen. Ich könnte nicht mal in friedlicher Absicht dort landen. Bis hierher und nicht weiter.«
Naburo legte die Stirn in Falten. »Das heißt also, wir müssen weiter unten landen und hinaufsteigen.«
»Iiiiihhh«, machte Milt. Im Bergsteigen war er nicht sonderlich trainiert. Die Aussicht, steil nach oben klettern zu müssen, erheiterte ihn nicht. Auch Laura war nicht begeistert.
»Sieht so aus.« Arun ließ das Schiff tiefer gehen. Der Ausguck entdeckte auf knapp zweitausend Metern Höhe ein Plateau, auf dem Zelte und kleine Hütten standen, die bis zum Hang reichten.
»Das sieht aus wie ein Camp«, sagte Finn. »Wahrscheinlich eine Anlaufstelle für den Weg nach oben.«
»Dann ist das genau unser Landepunkt«, meinte Arun. »Im übertragenen Sinne natürlich. Wir können da wunderbar am Rand Anker werfen und auf bequemer Höhe bleiben, sodass die Fallreepe bis zum Boden reichen. Sicher können wir Informationen erhalten, wie das hier läuft. Vielleicht hat der Meister Ansprechpartner hier unten, sozusagen ein Rekrutierungsbüro.«
Sie schwebten auf den angestrebten Ankerplatz zu, und plötzlich kam Bewegung ins Camp. Eine Menge Leute, Menschen und Elfen, rannten durcheinander, und Wortfetzen drangen zu ihnen nach oben.
»Der Seelenfänger! Weh uns!«
»Wie bitte?« Arun runzelte die Stirn. Er beugte sich weit über die Reling und schwenkte seinen Korsarenhut. »Ahoi, ihr da unten! Ihr habt nichts zu befürchten! Oder sieht meine wunderschöne, lichte Vogelkönigin etwa wie eine finstere Galeone aus, die Seelen stiehlt und Elfen versklavt?«
Einige blieben stehen und sahen nun genauer hin. Dann gaben sie Entwarnung, und die Lage beruhigte sich.
»Wir dachten, es gäbe nur ein fliegendes Schiff!«
Der Anker wurde ausgeworfen und verhakte sich sofort im Felsgestein. Zwei Matrosen sprangen vom Schiff, schlugen zwei mächtige Haken mit wuchtigen Hammerschlägen in den Felsboden, führten zwei dicke Taue hindurch, zogen das Schiff nahe heran und belegten die Enden. Gleichzeitig wurden die Segel eingeholt.
Nun lag die Cyria Rani völlig ruhig.
»Falsch gedacht«, erwiderte Arun strahlend und sprang über Bord, während zwei Fallreepe hinabgelassen wurden. »Nun gibt es zwei. Und dieses hier gehört den Guten.« Er wies auf
Weitere Kostenlose Bücher