Meister der Assassinen
daher solltet ihr es wissen.«
»Wir sind durch die Luft gekommen.«
»Ach so.« Sebasto hob eine Braue, fragte aber nicht weiter nach. Er trank einen Schluck von seinem Bier. »Hier versammeln sich alle Glücksritter zum Ansturm auf die Festung. Alle wollen sie hinauf und Assassinen werden. Aber die wenigsten schaffen es.«
»Weil es so gefährlich ist?«
»Nein, der Weg an sich ist anstrengend, aber nicht gefährlich. Es geht darum, was jeder unterwegs wahrnimmt. Der ganze Bereich hier ist voller Magie, die sich auf jeden Einzelnen einstellt. Viele versuchen ihr Glück. Nur wenigen gelingt es, alle Prüfungen zu bestehen und bis nach oben zu gelangen.«
»In Ordnung«, sagte Milt. »Aber wie ist es, wenn man gar kein Assassine werden will, sondern ein Anliegen hat?«
»Es spielt keine Rolle.«
»Nun, es geht darum, dass etwas mit dem Meister geklärt werden muss.«
»Ich sagte es bereits. Wer dort hinaufwill und kein Assassine ist oder wenigstens Novize, muss den Pfad der Prüfungen durchlaufen.«
»Es gibt ja einige Wege«, sagte Finn. »Ziegenpfade, Steintreppen ...«
»Vergiss sie«, winkte Sebasto ab. » Die sind gefährlich. Nur Befugte können diese Pfade betreten. Sie sind gespickt mit magischen Fallen und bringen dir sehr schnell den Tod. Auch abzukürzen solltest du nicht versuchen. Alle, die zum ersten Mal hinaufgehen, müssen denselben Pfad beschreiten. Egal in welcher Angelegenheit.«
»Gute Abschreckung für Haustürvertreter«, stellte Finn fest.
Milt wandte sich Laura zu. »Das gefällt mir nicht. Wir sollten einen anderen Weg suchen.«
»Wir haben keine Wahl«, erwiderte sie. »Arun hat gesagt, dass die Festung für das Schiff unerreichbar ist. Das wird auch für den Anflug mit einem Adler gelten.«
Sebasto lachte auf. »Das haben schon andere probiert. Wenn du Glück hast, findest du ihre Knochen unten in den Felsen, von Vogel und Reiter.«
»Laura«, sagte Milt eindringlich. »Er hat den Dolch gestohlen! Wir sollten das nicht tun müssen, es ist unser Recht!«
»Nun, gestohlen ... ist vielleicht nicht das richtige Wort«, sagte sie ruhig. »Er hat ihn Dieben abgenommen und wohl verwahrt. Dass er mir gehört, kann er nicht wissen.«
»Genau genommen ...«, setzte Naburo an, doch Spyridon versetzte ihm einen Rempler.
»Das ist vertrackt«, sagte Finn nachdenklich.
»Ja. Sehr vertrackt«, brummte Milt.
Yevgenji hatte weitere Fragen an Sebasto. »Brauchen wir besondere Ausrüstung? Wie geht die Besteigung vor sich?«
»Keine Ausrüstung. Wenn ihr euch beeilt, könnt ihr heute noch vor Einbruch der Dunkelheit das zweite Lager erreichen, von dem aus es direkt zur Festung hochgeht. Ihr könnt sie von dort aus bereits sehen. Ihr übernachtet im Lager und brecht morgen in aller Frühe auf, denn ihr werdet den ganzen Tag benötigen. Es gab natürlich welche, die haben nur zwei Stunden gebraucht, aber die sind die Ausnahme. Der Durchschnitt benötigt einen Tag - falls ihr so weit kommt.«
»Wir brauchen also eine gute Kondition und einen starken Willen«, fasste Yevgenji zusammen.
Sebasto schüttelte den Kopf. »Auch Schwächlinge können hinaufgelangen, sie brauchen nur eben länger. Darauf kommt es nicht an. Und der starke Wille oder eine hervorragende Kampfkunst wie bei euch drei Kriegern ist nicht allein entscheidend. Der Meister hat ein bestimmtes Auswahlsystem. Du kannst alle Voraussetzungen erfüllen, und trotzdem scheiterst du.«
»Bist du selbst schon hinaufgegangen?«, wollte Finn wissen.
»Oh ja, als ich jung war. Ich habe es ungefähr ein Dutzend Mal versucht. Habe auch versucht zu tricksen. Nun gebe ich meine Erfahrungen weiter. Der Berg lässt mich nicht mehr los, also mache ich das Beste draus. Manchmal gehe ich ins zweite Lager und betrachte die Festung von fern.«
Das Bier war ausgetrunken, auch Laura hatte sich zügig daran beteiligt. Es tat gut, stärkte, war würzig und benebelte leicht den Kopf, sodass die Stimmung nicht zu niedergedrückt wurde.
Sie verließen das Lokal, um sich draußen weiter zu beraten.
»Naburo und wir beide sollten gehen«, sagte Yevgenji. »Ihr kehrt aufs Schiff zurück und wartet.«
Laura schüttelte den Kopf. »Ich gehe.«
»Aber ...«, setzte Milt an. Dann schwieg er, weil er wusste, dass sie sich nicht umstimmen lassen würde.
»Der Dolch gehört mir«, erklärte Laura nachdrücklich. »Und ich hab’s vermasselt. Das biege ich jetzt gerade. Sollte ich versagen, kann ich es nicht ändern. Aber ich werde nicht von vornherein die
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