Meister der Assassinen
sich.
»Es ist tatsächlich ein schönes Schiff«, sagte ein Mann. »Wieso habe ich bisher nichts von ihm gehört?«
Das klang nicht schlecht. Anscheinend war die Ankunft der Schebecke nicht gleich allerorten bekannt geworden. Vielleicht wusste Alberich noch gar nichts von ihr.
»Oh, wir sind noch nicht lange hier«, erklärte der Korsar. »Sag, guter Mann, gibt es hier Gelegenheit zur Erfrischung? Und wo kann man sich über den Ablauf erkundigen?«
»Am besten gleich da vorn«, antwortete der Mann und wies auf eine der wenigen Steinhütten. Eigentlich war es ein ziemlich langes Haus. »Wollt ihr euch etwa alle bewerben?«
»Nein, nur ein Teil. Vielen Dank! Einen guten Tag wünsche ich.« Arun ging zu Laura, Milt und Finn, die gerade von Bord kletterten. Naburo und die Ewigen Todfeinde waren wie der Korsar über die Reling gesprungen. Aber sie waren schließlich Elfen und viel härter im Nehmen.
»Ich ...«
»Kommt nicht infrage«, unterbrach Naburo. »Du und Nidi, ihr bleibt beide an Bord und überwacht alles. Nur wir gehen.«
»Ach ... und wieso die drei da?« Arun fuchtelte mit dem Zeigefinger in Richtung Lauras und der anderen.
»Weil wir die Fragen stellen, und unsere Kriegerfreunde sind die Eskorte«, antwortete sie.
Der Korsar sagte tief beleidigt kein Wort mehr, sondern kletterte zurück an Bord. Oben wartete schon Nidi, nicht minder beleidigt.
»Hier hätte er doch mal mitgehen können«, meinte Finn versöhnlich, während sie auf das Haus zugingen.
»Wir können niemandem trauen, und so vertäut ist das Schiff verletzlich. Wir gehen kein Risiko ein, nicht so nahe bei Alberich.« Naburo blieb unerbittlich. »Außerdem sucht er ohnehin nur nach einer Kneipe, um sich zu besaufen. Denn mal ehrlich - hier ist es trostlos.«
Das stimmte allerdings. Das Gebiet rund ums Camp war abgeholzt, und Futter konnten gerade noch die Ziegen im Umkreis finden.
Von unten führte ein breiter Weg herauf, der von vielen Füßen ausgetreten war.
Vereinzelt waren Reisende unterwegs; der Großteil dieses Tages war wohl schon angekommen und dabei, auf einem freien Platz sein Zelt aufzuschlagen. Manche hatten nicht einmal das, sondern mussten sich notdürftig unter freiem Himmel einrichten. Hier oben ging eine frische Brise, aber die Menschen hatten vorgesorgt und ihr kleines Gepäck dabei.
Als Spyridon die Tür der Hütte öffnete, kam ihnen mit Wucht ein Schwall abgestandener, erhitzter Luft entgegen, der sie beinahe umwarf. Essensreste, nasse Socken, Schweiß, Rauch, Alkohol. Der Raum war brechend voll. Vor und hinter dem langen Tresen herrschte hektisches Treiben, denn die Gäste waren hungrig und durstig nach dem Aufstieg.
Der Wirt war unschwer zu erkennen, ein großer, feister Mann, der beständig Anweisungen gab und aus verschiedenen Fässern zapfte.
Yevgenji ging schnurstracks zu ihm. »Hast du frisches Bier?«
»Hier oben ist alles frisch«, brummte der Wirt.
»Im Fass?«
»Woraus denn sonst? Im Euter einer Kuh?«
»Nun, ich möchte ein Fass Bier kaufen, das du zu meinem Schiff bringen lässt.«
Der Wirt unterbrach seine Arbeit und starrte ihn an, als hätte er gerade lila Punkte bekommen. »Ein Schiff.«
»Ganz recht. Ein fliegendes Schiff. Es ist gleich dahinten vertäut. Nicht zu übersehen. Wäre das wohl möglich? Der Kapitän dürstet.«
»Du bist vom Seelenfänger?«
»Sehe ich so aus? Und seit wann trinkt ein untoter Kapitän Bier?« Yevgenji warf ein kleines Goldstück auf den Tresen. »Das sollte genügen. Bitte liefere es ihm gleich.«
»Wird erledigt«, brummte der Wirt, biss in das Goldstück und steckte es dann ein.
»Mit wem unterhalten wir uns, wenn wir Informationen über die Festung benötigen?«
»Mit Sebasto. Er ist gerade frei, also geht gleich zu ihm.« Der Wirt wies auf eine Nische im hinteren Bereich, wo ein grauhaariger Mann saß.
»Danke.« Yevgenji ließ nun zwei Bronzestücke auf den Tresen fallen. »Bier für sieben.« Er winkte seinen Freunden zu, und sie folgten ihm zu Sebastos Tisch.
Der Grauhaarige sah kurz auf, als eine ganze Gruppe an seinen Tisch herantrat. Er wirkte völlig unscheinbar.
»Hast du Informationen über die Festung?«
»Ja. Aber ihr müsst bezahlen.«
Yevgenji nickte. Während die anderen sich setzten und das Bier kam, kramte er ein paar Kupfermünzen hervor, die er Sebasto hinschob. Der gab sich damit zufrieden.
»Was wollt ihr wissen?«
»Was genau ist das hier?«, übernahm Yevgenji die Befragung.
»Ihr seid doch hier heraufgekommen,
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