MeIster der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Daily Telegraph auf ihren Teller legte. Während er ihr Lassi eingoss und danach sein eigenes Glas füllte, überflog sie den Artikel. Ihre Augen wurden immer größer. Auf dem Foto neben dem Text sah Blaine nicht gerade vorteilhaft aus. In fettigen Strähnen hingen seine langen Haare an seinem Kopf herab. Seine Mundwinkel waren nach unten gebogen, und sein Teint war blass. Er machte auf Kate den Eindruck eines gefallenen Engels – einst wunderschön, nun nur noch ein Schatten seiner selbst.
»Die Polizei hat ihn verhaftet. Ich konnte es kaum glauben, als ich es heute Morgen las.« Milow ließ sich auf seinen Stuhl fallen, tippte aufgeregt auf den Zeitungsausschnitt und erzählte, was dort geschrieben stand, als hätte Kate es nicht eben selbst gelesen. »Er riss seit Jahren Männer und Frauen auf, aber vor allen Dingen Gays, schoss Nacktfotos von ihnen und drehte mal mehr, mal weniger heimlich Sexvideos.«
»Und erpresste sie damit.« Entgeistert nickte sie.
»Wie bei mir.« Milow nahm einen kräftigen Schluck von dem Joghurtgetränk, als handelte es sich um Scotch. »Damit hat er sich Schönheits-OPs finanziert. Ist das zu glauben? Mit mir hat dieses Schwein sogar offen über sein Hobby, wie er es nannte, geredet. Vor einem Jahr hat er sich die Lippen aufspritzen lassen und sparte seit Monaten für Brustimplantate, weil sein Oberkörper trotz des Trainings im Fitness-Center flach wie ein Brett blieb. Er lud mich sogar zu einer Botoxparty ein, aber ich lehnte ab. Der spinnt doch total!«
»Die Polizei bezeichnet es sogar als Sucht, steht hier.« Erneut musste sie daran denken, dass Blaine es eigentlich auf sie abgesehen gehabt hatte. Hätte sie seinem Werben im Wilde Side nachgegeben, wäre sie womöglich in Milows Lage gekommen. Obwohl sie nichts dafür konnte, fühlte sie sich schuldig.
Seine Augen glitzerten schon wieder. Er nahm ihre Hand und hielt sie zwischen seinen fest. »Wären meine Fotos und Filme noch in seinem Apartment gewesen, hätte die Polizei sie gefunden. Ich wäre in die Ermittlung mit reingezogen worden, und die ganze Insel hätte durch die Presse von dem größten Blödsinn, den ich je verzapft habe, erfahren. Vielleicht hätte die Sun sogar Nacktbilder von mir gebracht. Die sind doch zu allem fähig. Das hätte ich nicht überlebt!«
»Red nicht solchen Unsinn!«
Er atmete tief durch. »Ich wäre lieber gestorben, als auf dem Revier eine Aussage zu machen, die abfälligen Blicke der Polizisten zu ertragen und mein Konterfei mit hämischen Untertiteln in den Gazetten zu sehen.«
Wie sie nur allzu gut wusste, war Milow sehr sensibel. Durch den Vorfall war seine Seele bestimmt wie eine offene Wunde, aber sie heilte bereits. Freundschaftlich küsste Kate seinen Handrücken.
»Zum Glück haben sich genug andere Betroffene, die mutiger sind als ich, gemeldet, sodass mein schlechtes Gewissen mich zwar belastet, aber nicht erdrückt. Blaine wird auf jeden Fall verurteilt werden, auch ohne meine Aussage.« Er lächelte müde. »Danke. Du hast mich vor der Demütigung meines Lebens bewahrt.«
»Dafür sind Freunde da.«
»Und ich danke deinem Bekannten.« Sanft ließ er sie los und schaufelte sich eine große Portion Hühnchen auf seinen Teller. Einige Spritzer der roten Soße landeten auf der Wachstischdecke. Er wischte sie sofort mit seiner Serviette ab.
»Glaubst du, er war es, der der Met einen Tipp gegeben hat?«
»Ronan?« Sie musste seinen Namen wohl zu butterweich ausgesprochen haben, denn Milow hob eine Augenbraue, worauf sie errötete. »Vielleicht, ja.« Er war doch einer von den Guten, oder? Aber würde er sich nicht eher von der Polizei fernhalten? Immerhin brach er in Gebäude ein, wenn auch nicht um zu stehlen. Oder doch? Noch immer wusste sie viel zu wenig über ihn. Es waren noch zu viele Fragen ungeklärt, als dass sie ihn von allen Zweifeln freisprechen konnte.
»Was läuft da zwischen euch?«, fragte Milow und zeigte auf das Chicken Masala, um ihr anzudeuten, sie solle endlich kräftig zulangen.
Kate öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Auch darauf wusste sie keine Antwort. SM war ihr gemeinsamer Nenner, bisher der einzige, aber sie spürte, dass es zwischen ihnen knisterte. Auch Ronan begehrte mehr als nur die Sub in ihr, das glaubte sie zumindest. Allerdings ließ er sie zappeln. Er öffnete sich ihr nur langsam, machte sich einen Spaß daraus, ihr Belangloses von sich zu erzählen, ohne allzu viel preiszugeben. Aber so kamen sie auf Dauer nicht weiter. Sie
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