Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
ungewöhnlich viele Pausen machten, enthielt Gin sich jeden Kommentars. So durchquerten sie in angenehmer Geschwindigkeit Mellinor und folgten den Handelsstraßen Richtung Nordosten, um Zarin zu erreichen, die Magierstadt im Herzen der Welt.
Weiter westlich, auf der anderen Seite von Mellinor, hatte Eli es etwas schwerer.
»Ich gebe auf«, sagte er und wandte sich von dem tiefen, schnell fließenden Fluss ab, den er nun seit fast einer Stunde davon überzeugen wollte, seine Wasser zurückzuhalten, damit sie ihn durchqueren konnten.
»Warum befiehlst du es ihm nicht einfach?«, fragte Josef, der auf der riesigen Tasche mit dem Gold saß. »Hat doch bei diesem großen Teichgeist ganz wunderbar funktioniert. Warum also nicht bei einem Fluss?«
»Das war ein Meergeist«, knurrte Eli. »Und das war etwas vollkommen anderes.« Er richtete seinen finsteren Blick auf Nico, die neben Josef auf dem Boden saß und mit einem zerbrochenen Ast Muster in den Sand zeichnete.
»Das ist alles nur dein Fehler, weißt du das?« Er zeigte anklagend mit dem Finger auf sie. »Hättest du nicht so achtlos deinen Mantel zerrissen, hätte der Fluss keine Ahnung, was du bist, und wir wären schon vor einer halben Stunde sicher auf der anderen Seite gewesen. Jetzt denkt er, wir wären Teil einer großen, dämonischen Verschwörung, und sucht nach Möglichkeiten, um uns zu ertränken.«
Als wollte er Elis Worte unterstreichen, wählte der Fluss genau diesen Moment, um einige Steine ans Ufer zu schleudern, die knapp vor Nicos nackten Knien landeten. Eli schüttelte den Kopf und spähte verloren flussaufwärts. »Uns bleibt nichts anderes übrig, wir werden eine Brücke finden und den Fluss wie normale Menschen überqueren müssen. Zum Glück gibt es in unserer Richtung eine, glaube ich.«
»Unsere Richtung?« Josef kratzte sich an der Brust, wo seine Verbände unter dem Hemd zu sehen waren. »Wohin gehen wir überhaupt?«
»Ist das nicht offensichtlich?«, fragte Eli. »In diesem Zustand können wir mit Nico rein gar nichts angehen. Wir werden ihr einen neuen Mantel besorgen.«
»Einen neuen Mantel?« Josef zog eine Augenbraue hoch. »Ist das alles?«
»Ja«, sagte Eli und stapfte an dem sandigen Flussufer entlang. »Also pass auf, dass du nichts von dem Gold verlierst. Wenn wir Glück haben, ist es gerade genug.«
»Wir haben genug Gold, um eine voll eingerichtete Villa und den dazu passenden Adelstitel zu kaufen!«, blaffte Josef und trat mit dem Stiefelabsatz gegen den Goldsack. »Was für eine Art Mantel wollen wir denn kaufen?«
Aber Eli war bereits zu weit weg, außerdem wühlte er gerade in den Karten in seiner Schultertasche herum und murmelte vor sich hin. Josef verdrehte die Augen und stand auf. Mit einem Grunzen lud er sich den Sack voller Gold auf den Rücken und balancierte ihn auf der Breitseite seines Schwertes, während er ihn festband. Dann wanderte er mit dem Herz des Krieges über einer und dem Sack voller Gold über der anderen Schulter hinter dem Dieb her. Nico warf ihren Zweig weg, stand auf und folgte ihnen. Sie setzte ihre kleinen nackten Füße in die Fußabdrücke des Schwertkämpfers. Immer wieder bewarf sie der Fluss mit Steinen, denen sie mühelos auswich, ohne dabei den Blick von Josefs Rücken abzuwenden. Sie blieb immer dicht hinter ihm, hielt mit einer Hand die zerrissenen Überreste ihres Mantels zusammen und streckte den anderen Arm nach vorne aus, um ihre langen Finger auf das Herz des Krieges zu drücken.
Danksagung
F ür meine Eltern, weil sie mich aufgezogen haben; für Lindsay, weil sie mich gefunden und mir wunderbare Ratschläge gegeben hat; für Matt, weil er immer mein Recke war; und für Devi und alle bei Orbit, weil sie etwas gewagt haben. Ich danke euch.
Und, zu guter Letzt, ein großes Dankeschön an Steven. Du bist der wahre Eli und wirst es immer sein.
Interview
Wussten Sie schon immer, dass Sie Schriftstellerin werden wollten?
Ja und nein. Ich wollte immer Geschichten erzählen, aber ich habe verschiedene Medien ausprobiert, bevor ich mich schließlich für die Schriftstellerei entschieden habe. Lange Zeit (fast während meiner gesamten Schulzeit) wollte ich Mangas zeichnen und schreiben. Unglücklicherweise war mein künstlerisches Talent meinen Ambitionen nie gewachsen. Letztendlich bin ich wirklich froh darüber, dass ich mich für Bücher entschieden habe. Ich habe das Gefühl, dass sich beim Schreiben eine viel größere Geschichte auf weniger Raum erzählen lässt, als es
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