Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
Tat.« Coriano feixte. »Man kann ja nicht zulassen, dass Monpress den Wolf spielt, wo der Rektor Spiritualis doch so sehr damit beschäftigt ist, die Welt davon zu überzeugen, dass er einer Schafherde vorsteht.«
»Ich bin kein frommes Lamm«, sagte Miranda ausdruckslos. »Werdet Ihr uns nun helfen, oder verschwende ich hier meinen Atem?«
»Oh, Ihr verschwendet gar nichts. Das war ein wirklich nettes Gespräch. Doch leider kann ich Euch meine Dienste dieses Mal nicht anbieten. Ich habe bereits eine Verpflichtung. Und außerdem«, er lächelte, »habe ich das Gefühl, dass unsere Arbeitsmethoden sich kaum vertragen würden.«
»Was für eine Verpflichtung ist es wert, Euer gutes Ansehen beim Geisterhof in Gefahr zu bringen?«, spottete Miranda. »Meister Banage hat sehr wohlwollend von Euren Diensten gesprochen. Er wäre tief enttäuscht, wenn Ihr mir jetzt nicht helft.«
»Wie schrecklich«, sagte Coriano und zog dabei die vernarbte Augenbraue hoch. »Falls es so ist, möchte ich Euch einen Rat geben, von einem Fachmann zum anderen.« Er beugte sich weit vor und senkte seine Stimme zu einem fast unhörbaren Flüstern. »Unterschätzt Monpress nicht. Er ist ein Magier, das stimmt, aber nicht so wie Ihr. Und er ist es schon seit langer Zeit. Dieses Kopfgeld von zwanzigtausend ist keine Übertreibung. Monpress hat den Königreichen genug gestohlen, um fünf Leben in Saus und Braus zu leben, aber bis jetzt hat er sein Geld immer nur dafür ausgegeben, noch größere Diebstähle zu inszenieren. Einige der weltbesten Kopfgeldjäger haben ihn monatelang gejagt und nichts gefangen außer Geschichten. Andere sind einfach verschwunden. Das hat einige erfahrene Kopfgeldjäger dazu gebracht, ihn als unerreichbar abzutun, aber das mussten sie nur, weil sie einen Grundzug von Monpress’ Charakter nicht verstanden haben: den Stolz auf seine Berufung. Eli Monpress ist ein echter Dieb. Er stiehlt, weil es ihm Spaß macht. Er macht nie auf sich aufmerksam, bevor er nicht gesehen werden will, und er läuft nie weg, bevor er nicht hat, weshalb er gekommen ist. Er mag sich benehmen wie ein charmanter Trottel, aber alles, was er tut, hat ein Ziel. Findet heraus, was er wirklich will, und dann positioniert Euch so, dass er an Euch vorbeimuss, um es zu bekommen. Lasst ihn zu Euch kommen. Das ist der einzige Weg, wie Ihr ihn je fangen werdet.«
Coriano schwenkte den Geldsack, von dem Miranda nicht einmal bemerkt hatte, dass er ihn genommen hatte. »Jetzt habe ich Euch gesagt, wie Ihr ihn fangen könnt, also nehme ich die ausgemachte Belohnung.«
Er stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf und verbeugte sich höflich, wobei er den wohlgefüllten Beutel in seine Tasche schob. »Verzeiht mir, meine Damen, aber ich muss zu meinem nächsten Termin eilen. Ich bin mir sicher, wir werden uns bald wiedersehen.«
Er ging, wie er gekommen war, und verschwand so leise wie eine Katze hinter der leeren Bar. Miranda zählte langsam bis zwanzig, bevor sie ihren Stuhl zurückschob und aus der heruntergekommenen Taverne stampfte.
»Völlige Zeitverschwendung«, murmelte sie und schob die dreckige Decke aus dem Weg. »Bei den spärlichen Informationen, die er mir gegeben hat, hätte ich genauso gut noch ein paarmal bei der Tür nachhaken können.«
Marion folgte ihr brav und musterte jede staubige Ecke, nur für den Fall, dass noch andere mysteriöse Schwertkämpfer darauf warteten, in Erscheinung zu treten. »Was hat er mit ›ein Magier nicht so wie Ihr‹ gemeint?«
»Woher soll ich das wissen?« Miranda stapfte frustriert die knirschenden Holzstufen hinunter. »Ich glaube nicht, dass er mehr von dem versteht, was aus seinem Mund kommt, als wir. Irgendwas muss ich übersehen haben. Was auch immer Coriano über Elis Fähigkeiten sagt: Monpress kann das, was er tut, nicht ohne die Hilfe von Geistern tun, und Geister kann er nicht einsetzen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Bis jetzt hat er Glück gehabt, aber sobald ich seinen Trick durchschaut habe, werde ich ihm den Hals …« Sie brach ab.
Die Straße vor der Taverne war genauso leer wie bei ihrer Ankunft. Gin saß dort, wo sie ihn zurückgelassen hatten. Sein riesiger Kopf ruhte auf seinen Pfoten, unter denen etwas zappelte.
»Du hast einen Besucher«, sagte er mit zuckendem Schwanz. »Er wollte nicht warten, bis euer Treffen vorbei war, aber ich konnte ihn vom Gegenteil überzeugen.«
»Gin«, sagte Miranda gepresst, »lass ihn los.«
Der Geisterhund hob seine Pfote, und Miranda eilte
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