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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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zu dem Mann, um ihm zu helfen. Selbst schlammverschmiert war die Uniform eines königlichen Boten erkennbar. Er schwankte ein wenig, als wären seine Knie noch weich, und Miranda musste sich erst zwischen ihn und Gin stellen, bevor er seine Nachricht überbringen konnte.
    »D-Der Sicherheitsmeister hat mich gesch-schickt, um Euch zu f-finden, meine Dame«, stotterte er. »Es ist gerade ein Brief vom König angekommen.«
    Mirandas Miene hellte sich auf. »Ein Brief vom König? Wie lang ist das her?«
    »Meister Oban hat mich geschickt, sobald er angekommen ist«, sagte der Bote. Er hielt vorsorglich Abstand zu der Spiritistin und ihrem Monster. »Vielleicht zehn Minuten? Zwanzig?«
    Mehr brauchte Miranda nicht. Sie legte einen Arm über Gins Nase, und er hob sie auf seinen wartenden Rücken.
    »Meine Dame!«, schrie Marion. »Wo wollt Ihr hin?«
    »Zur Burg natürlich!«, rief Miranda. »Eli hat seinen Zug gemacht, und diesmal lasse ich ihn nicht so einfach davonkommen.«
    Marion wollte noch etwas sagen, aber der Geisterhund sprang bereits hinter sie, und Miranda zog das Mädchen auf seinen Rücken. Gin wirbelte mit wild flackerndem Fell herum, dann lief er in großen Sprüngen den Hügel zur Burg hinauf.
    Sobald der Geisterhund verschwunden war, ergossen sich aus den benachbarten Häusern unzählige Leute. Männer, Frauen und dreckige Kinder füllten plötzlich die schlammige Straße, und der königliche Bote fand sich umringt von starrenden, dreckigen Menschen. Ein Blick auf die Messer in den Gürteln einiger Männer reichte, um den Boten davon zu überzeugen, dass es auch für ihn an der Zeit war, zur Burg zurückzukehren. Er folgte dem Geisterhund den Hügel hinauf, und das in Höchstgeschwindigkeit.

Kapitel 7
    S icherheitsmeister Oban wartete schon mit einer Pergamentrolle in der Hand am Burgtor.
    »Herrin Miranda!«, schrie er und rannte auf sie zu, während Gin noch bremste.
    »Ist das der Brief?« Miranda sprang ab.
    »Ja.« Er drückte ihr die Rolle in die Hand. »Lest es, schnell.«
    Sie schüttelte den Bogen aus und las halblaut: »König ist in Sicherheit … Schickt Reiter zum Rat … Mellinor soll Monpress’ Kopfgeld um weitere fünfunddreißigtausend erhöhen«, ihre Augenbrauen schossen nach oben, » und fünftausend in bar  – diese Forderungen sind lächerlich!« Sie schüttelte den Kopf und las weiter: » Hisst weiße Flagge am zweiten Turm, wenn das neue Fahndungsplakat vom Rat angekommen ist, und wartet auf weitere Anweisungen. Dieser gierige kleine Dieb, was hat er vor?« Sie drückte Oban das Schreiben wieder in die Hand. »Ihr habt gesagt, der König hätte das geschrieben?«
    »Ja«, antwortete Oban. »Unter Zwang, fürchten wir.«
    Miranda schenkte ihm einen ausdruckslosen Blick. »Er hat eine sehr schöne Handschrift für jemanden, der gezwungen wurde.«
    »Oh, das ist nicht das Original.« Der Sicherheitsmeister fuhr sich nervös mit einer Hand über die Glatze. »Es ist die Kopie eines Schreibers.«
    »Also, das geht nicht.« Miranda stemmte die Hände in die Hüften. »Wo ist das Original? Ich brauche es, sofort.« Zeit war kostbar. Wenn sie den Brief schnell genug bekam, würden sich die schwachen Geister in der Tinte vielleicht noch an das Tintenfass erinnern, in dem sie gelebt hatten. Das konnte ihr zumindest eine grobe Richtung verraten, vielleicht sogar eine ungefähre Entfernung. Aber nur, wenn sie sie erwischte, bevor sie ganz einschliefen und vergaßen, dass sie je etwas anderes gewesen waren als Wörter auf einer Seite.
    Der Sicherheitsmeister wurde bleich. »Ich fürchte, das ist nicht möglich, Herrin. Die Situation hat sich, ähm«, er rang die Hände, »verändert.«
    »Wie verändert?« Miranda verengte die Augen zu Schlitzen.
    »Geht in den Thronsaal, und Ihr werdet es sehen.« Er seufzte. »Sie wissen nicht, dass ich Euch den Brief gezeigt habe, Herrin, aber ich konnte Euch dort nicht völlig arglos hineingehen lassen. Viel Glück.« Er verbeugte sich leicht, dann wirbelte er herum und verschwand in den Ställen.
    »Er stinkt nach Angst«, sagte Gin, dessen orangefarbene Augen Obans Abgang verfolgten.
    »Weißt du, worum es da ging?«, fragte Miranda Marion, die immer noch damit beschäftigt war, von dem Geisterhund abzusteigen. Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    Miranda starrte auf die weiße Burg, die viel abweisender wirkte als gewöhnlich. »Halt die Ohren offen, Promenadenmischung«, murmelte sie. »Sei bereit, wenn ich dich rufe.«
    »Das bin ich immer«,

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