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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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auf der anderen Seite des Tisches. »Da Ihr die Zeit habt, Euch heranzuschleichen und junge Frauen zu erschrecken, könnt Ihr sicher ein paar Minuten für mich erübrigen.«
    Sie fühlte, wie er näher kam, hörte allerdings nichts. Als er in ihr Blickfeld trat, nahm sich Miranda Zeit für ihren ersten Blick auf den berüchtigten Gerard Coriano. Er war kleiner, als sie erwartet hatte, mit schwarzen Haaren, die er zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte. Seine Kleidung bestand aus einfachem braunen Stoff und Leder, und sein Gesicht war auf kantige, falkenartige Weise gutaussehend – bis auf die lange, dünne Narbe, die sich über die linke Gesichtshälfte zog. Sie nahm ihren Anfang an der Schläfe, teilte seine Augenbraue und lief über Wange und Lippen, um dann kurz über dem Kinn zu enden. Sein linkes Auge war verfärbt und trüb, wo die Narbe es kreuzte, aber es folgte ihren Bewegungen genauso wie das rechte, das in kaltem Graublau erstrahlte. Er trug ein Schwert an der Hüfte, aber Heft und Handschutz waren so mit dickem Filz umwickelt, dass man in Bezug auf ihre Form nur raten konnte. Gemessen an der Art, wie er sich setzte, gab Miranda sich keinerlei Illusionen darüber hin, ob die Umwickelung ihn beim Ziehen der Klinge behindern würde.
    Coriano lehnte sich gegen den Tisch und legte die behandschuhten Hände aneinander. Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Das war eine schöne Vorstellung da draußen. Gewöhnlich ist es mir lieber, wenn man eine Nachricht in der Bar hinterlässt, aber ich hätte nicht erwarten dürfen, dass eine Spiritistin subtil vorgeht.«
    »Ich hätte Euch diskreter kontaktiert, wenn ich die Zeit hätte, in schäbigen Tavernen herumzuhängen«, sagte Miranda. »Uns Spiritisten steht offensichtlich weniger Freizeit zur Verfügung als den Kopfgeldjägern, Herr Coriano.«
    Sein Lächeln wurde breiter, und er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Wie kann ich Euch helfen?«
    »Ihr folgt dem Dieb Eli Monpress seit Monaten.« Miranda beugte sich vor. »Die beiden letzten Hinweise kamen von Euch. Ich will wissen, wie Ihr das schafft.«
    Coriano warf einen vielsagenden Blick auf ihre Ringe. »Was, Ihr könnt ihn mit Eurer kleinen Menagerie nicht aufspüren? Ich dachte, das wäre die Spezialität von euch Spiritisten.«
    Miranda machte sich nicht die Mühe, ihre Verärgerung zu verstecken. »Bei jedem anderen abtrünnigen Magier, ja, aber Eli verbirgt seine Spuren sehr gut. Ihr allerdings scheint ihm immer direkt auf den Fersen zu sein.« Sie griff in ihre Tasche und zog einen schweren Sack heraus, der einladend klimperte, als sie ihn auf dem Tisch ablegte. »Das ist das Doppelte Eurer üblichen Bezahlung. Es gehört Euch, wenn Ihr mir erklärt, wie Ihr ihn immer wieder findet. Und es gibt mehr, wenn Ihr mich zu ihm führt.«
    Coriano sah auf das Geld, dann hob er den Blick wieder zu ihrem Gesicht. »Glaubt Ihr wirklich, ich würde meine Zeit hier verschwenden, wenn ich wüsste, wie ich Eli und seine Gefährten finden kann?«
    »Vielleicht. Wenn Ihr so clever seid, wie die Gerüchte behaupten.« Miranda bewegte ihre Hand ein wenig, damit ihre Ringe das schwache Licht einfingen. »Ihr mögt ja ein großer Schwertkämpfer sein, aber Ihr könnt es nicht allein mit Eli aufnehmen. Man braucht einen Magier, um gegen einen Magier zu kämpfen, oder warum sonst solltet Ihr Euer Preisgeld gefährden, indem Ihr den Spiritisten Tipps gebt?«
    »Woher wollt Ihr wissen, dass wir hinter demselben her sind?«, fragte Coriano und trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
    »Weil Eli der Preis ist, hinter dem alle her sind«, sagte sie betont freundlich. »Selbst wir. Wenn ich es schaffe, Eli zu fangen, gehört das Kopfgeld des Rates dem Geisterhof. Zwanzigtausend Goldstandards wären ein Segen für unser Budget. Allerdings«, Miranda lehnte sich vor und senkte die Stimme, »gibt es Dinge, die uns mehr wert sind als Geld. Wenn Ihr mir helft, können wir vielleicht eine Vereinbarung treffen. Ich wurde dazu ermächtigt, in dieser Sache sehr großzügig zu sein, Herr Coriano.«
    Coriano lehnte sich ebenfalls vor. »Banage muss verzweifelt sein, wenn er auf solche Abkommen angewiesen ist.«
    Miranda richtete sich abrupt auf. »Der Rektor Spiritualis tut, was am besten ist für die Harmonie des Geisterhofes«, sagte sie kalt. »Eli Monpress’ zunehmender Bekanntheitsgrad gefährdet den guten Ruf, den wir in den letzten Jahrhunderten so sorgfältig aufgebaut haben.«
    »Wertvoller als Geld, in der

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