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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Ein schwieriges Völkchen! –, er schob beide Hände in die Taschen und streckte die Beine aus. – Warum hat man, zum Beispiel, mich geschickt? Wieso nicht Behemoth, der ist doch schnuckelig …
    Margarita lächelte schief und verbittert:
    – Verschonen Sie mich mit Ihren Mystifikationen und Verwirrspielen … Ich bin unglücklich, Sie aber nutzen das aus. Und jetzt lasse ich mich auch noch auf irgendeine zwielichtige Sache ein. Doch glauben Sie, ich tue es einzig für ihn, mit dem Sie mich gelockt haben! Mir schwirrt schon der Kopf vor all diesen Abstrusitäten …
    – Nur keine Szenen! Nur keine Szenen! –, bat Azazello Grimassen schneidend. – Man sollte sich auch mal in meine Lage versetzen! Einem Administrator die Fresse polieren, den Onkel aus der Wohnung schmeißen, jemanden abknallen und ähnlicher Krempel – das ist mein Ding. Aber mit verliebten Damen der Konversation pflegen – na, besten Dank! Ich versuch’ Sie schon eine geschlagene halbe Stunde rumzukriegen. Sie werden also kommen?
    – Ich werde kommen –, sagte Margarita Nikolajewna schlicht.
    – Dann bitte dies hier in Empfang zu nehmen. – Azazello holte aus seiner Tasche ein rundes Golddöschen und übergab es Margarita mit den Worten: – Nun tun Sie’s schnell weg! Die Leute gucken schon! Das wird Ihnen helfen, Margarita Nikolajewna. Sie sind seit einem halben Jahr vor Seelenschmerz um einiges gealtert. – Margarita lief rot an, aber sagte nichts, während Azazello weiter redete: – Heute Abend, Punkt halb zehn, werden Sie sich fein hübsch entkleiden und Gesicht und Körper mit dieser Salbe hier einreiben. Dann können Sie tun, wonach Ihnen der Sinn steht, nur: Bleiben Sie in der Nähe des Telefons. Um zehn Uhr ruf’ ich Sie an und geb’ Ihnen weitere Anweisungen. Sie brauchen nicht einen Finger zu rühren, für Ihren Transport ist bereits gesorgt, es wird Ihnen kein Haar gekrümmt. Kapiert?
    Margarita schwieg eine Weile und antwortete:
    – Kapiert. Das Gefäß hier ist pures Gold. Ich erkenne es am Gewicht. Schon klar, man will mich bestechen. Und in irgendeine üble Geschichte verwickeln, was ich noch bitter bereuen werde.
    – Ja hört das denn nie auf? –, fauchte Azazello sie regelrecht an. – Mensch, nicht schon wieder! …

    – Nein, warten Sie!
    – Also gut! Her mit der Crème!
    Doch Margarita hielt das Döschen noch fester und hörte nicht auf:
    – Nein, warten Sie! … Ich weiß, worauf ich mich einlasse. Und ich tue es einzig für ihn. Denn ich habe in der ganzen Welt nichts, worauf ich noch hoffen könnte. Aber ich will, dass Sie eines wissen: Sollte mir doch ein Leid geschehen, dann war das ganz, ganz schäbig von Ihnen! Ja, schäbig! Dann leide ich um der Liebe willen! –, und sie schlug sich gegen die Brust und blickte hinauf, zur Sonne.
    – Los, geben Sie’s her! –, schrie Azazello voll Wut. – Los, geben Sie’s her! Zum Teufel mit allem! Sollen die doch Behemoth schicken!
    – Oh nein! –, rief Margarita aus, die Passanten erschreckend. – Bin zu allem bereit! Bin bereit zu dieser Schmierenkomödie mit der Salbe! Bin bereit, von mir aus zur Hölle zu fahren! Ich geb’ es nicht her!
    – Heiliger Strohsack! –, brüllte Azazello urplötzlich, glotzte herüber zum Gitterzaun und zeigte auf irgendetwas mit dem Finger.
    Sie drehte sich um, seinen Winken folgend, fand dort aber nichts Außergewöhnliches. Sie wandte sich wieder Azazello zu. Was soll dieser alberne »Heilige Strohsack«? Doch niemand konnte es ihr erklären: Margarita Nikolajewnas rätselhafter Gesprächspartner war verschwunden.
    Sie griff in ihr Täschchen, in das sie eben die kleine Dose hineingesteckt hatte: Alles noch da. Nur nicht weiter denken. Und schnell fort aus dem Alexandergarten.

Kapitel 20
Azazellos Crème
    Hinter den Ahornzweigen hing der Vollmond am hellen Abendhimmel. Linden und Akazien bekritzelten den Garten mit komplizierten Fleckenmustern. Das dreifache Erkerfenster – offen, aber verdeckt von einem Vorhang – verstrahlte rasend elektrisches Feuer. In Margarita Nikolajewnas Schlafzimmer waren sämtliche Lichter an und beleuchteten den totalen Wirrwarr, der darin herrschte.
    Über der Bettdecke lagen Blusen, Strümpfe und andere Wäschestücke – oder zerknittert unten am Boden – neben einer zerdrückten Zigarettenschachtel. Auf dem Nachttisch stand ein Paar Pumps zusammen mit einer halb leeren Kaffeetasse und einem rauchenden Aschenbecher. Die Stuhllehne zierte ein schwarzes Abendkleid. Im Zimmer duftete es

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