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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Fliege, wenn du doch keine Hose anhast?
    – Wer als Kater etwas auf sich hält, trägt keine Hose, Messire –, versetzte jener sehr würdevoll. – Oder soll ich, Ihrer Meinung nach, auch noch Stiefel tragen? Den gestiefelten Kater, den gibt es nur in Märchen, Messire. Aber sind Sie auf einem Ball schon einmal jemandem begegnet, der keine Fliege trug? Ich habe nicht die geringste Absicht, zum Gespött der Leute zu werden und einen Rauswurf zu riskieren! Nun, jeder schmückt sich so gut er kann. Beziehen Sie das Gesagte auch auf das Opernglas, Messire!
    – Doch der Schnurrbart? …
    – Sehe ich es richtig –, entgegnete kühl der Kater, – dass sich Azazello und Korowjew heute Morgen beim Rasieren mit weißem Puder bestreut haben? Aus welchem Grund sollte nun weißer Puder angebrachter als goldener sein? Ich habe den Schnurrbart gepudert, mehr nicht! Gut: Hätte ich mich rasiert, dann könnte ich die Aufregung noch verstehen! Ein rasierter Kater ist in der Tat eine Scheußlichkeit – völlig d’accord! Aber abgesehen davon –, die Stimme des Katers zuckte gekränkt, – scheine ich mehr und mehr ins Zentrum der allgemeinen Kritik zu rücken. Was mich mit einem ernsthaften Dilemma konfrontiert: Mit der Frage nämlich, ob meine Teilnahme an dem Ball überhaupt erwünscht sei. Was sagen Sie darauf, Messire?

    Und der Kater plusterte sich auf – vor lauter Schmollen – gleich platzt er!
    – Ein Schlawiner! Ein Schlawiner! –, sagte Woland und schüttelte den Kopf. – Jedes Mal, wenn es für ihn hoffnungslos steht, beginnt er mit diesen verbalen Verrenkungen. Wie der letzte Bauernfänger! Setz dich sofort wieder hin und beende dieses elende Geschwafel!
    – Ich werde mich hinsetzen –, sagte der Kater, indem er sich hinsetzte, – doch dem letzten Punkt muss ich entschieden widersprechen. Meine Reden stellen in keinster Weise Geschwafel dar (wie Sie die Güte hatten, im Beisein einer Dame zu bemerken), sondern eine Kette handfester Syllogismen, welche die Kenner der Materie (als da sind: Sextus Empiricus, Martianus Capella und, wer weiß, vielleicht sogar Aristoteles!) mit Sicherheit gewürdigt hätten.
    – Schach dem König –, sagte Woland.
    – Nur zu, nur zu! –, erwiderte der Kater und betrachtete das Spielbrett durch sein Opernglas.
    – Also –, wandte sich Woland an Margarita, – darf ich vorstellen, Donna? Mein Gefolge! Dieser Komiker da ist der Kater Behemoth. Azazello und Korowjew kennen Sie bereits. Und hier, wenn’s beliebt, meine Dienerin Gella. Sie ist tüchtig, denkt schnell und verweigert außerdem keine einzige Bitte.
    Die schöne Gella lächelte und richtete auf Margarita ihre grünlichen Augen. Dabei setzte sie ihre Prozedur fort: schöpfte mit der Hand immer weitere Salbe und trug sie auf Wolands Knie auf.
    – Nun, das sind alle –, sagte Woland und verzog das Gesicht, als Gella sein Knie besonders stark drückte. – Wie Sie sehen, ist die Truppe nicht sonderlich groß, recht bunt und außerdem sehr zutraulich. – Er verstummte und begann seinen Globus zu drehen. Dieser war derart kunstvoll gearbeitet, dass sich die Ozeane darauf bewegten und die Polkappe von eisigem Schnee schien.

    Auf dem Brett indes herrschte Konfusion. Ein vollkommen aufgelöster König im weißen Mantel trippelte auf einem Feld und streckte entgeistert die Arme aus. Drei Landsknechte mit Hellebarden (weiße Bauern) wechselten verwirrte Blicke mit dem Offizier (Läufer), der seinen Degen hin und her schwenkte und vorwärts wies. Dort befanden sich – auf zwei benachbarten Feldern – zwei schwarze Reiter von Woland, sitzend auf heißblütigen Rappen, die mit den Hufen auf den Kästchen scharrten.
    Erstaunlich, aber die Schachfiguren waren tatsächlich lebendig!
    Der Kater nahm das Opernglas von den Augen und gab seinem König in aller Heimlichkeit einen Stoß in den Rücken, worauf jener aus Verzweiflung die Hände vors Gesicht schlug.
    – Schaut übel aus, mein lieber Behemoth –, sagte Korowjew leise und giftig.
    – Die Lage ist ernst, aber noch lange nicht hoffnungslos –, erwiderte Behemoth, – mehr noch: Ich bin zutiefst von meinem Sieg überzeugt. Die Situation verlangt nach einer gründlichen Analyse.
    Die besagte Analyse führte er auf eine äußerst merkwürdige Art durch: Er begann, Grimassen zu schneiden und seinem König zuzuzwinkern.
    – Hilft nix –, bemerkte Korowjew.
    – Da! –, rief Behemoth aus. – Die Papageien! Sie sind entwischt! Ich wusste es doch!
    Und wirklich erhob sich

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