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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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ausgewählt. Mein Globus dagegen ist sehr viel bequemer, zumal ich die Ereignisse genau wissen muss. Zum Beispiel: Hier dieser Fleck, der vom Ozean umspült wird. Sehen Sie? Jetzt färbt er sich feurig rot. Dort bricht gerade ein Krieg aus. Und wenn Sie mit den Augen näher kommen, erkennen Sie auch die Details.
    Margarita beugte sich über die Kugel. Das Segment wuchs und wurde mannigfach bunt – eine reliefartige Karte. Das Band eines Flusses zeigte sich, daneben auch irgendeine Siedlung. Das Häuschen, anfangs noch erbsengroß, erreichte die Ausmaße einer Streichholzschachtel. Urplötzlich und lautlos flog sein Dach in die Luft, begleitet von einem schwarzen Schwaden. Die Wände stürzten ein. Und von der zweistöckigen Streichholzschachtel blieb nur ein rauchendes Häuflein zurück. Margarita rückte noch näher heran. Auf der Erde lag eine winzige Frauengestalt, an ihrer Seite, mit ausgebreiteten Armen, ein kleines Kind.
    – Und das war es auch schon –, lächelte Woland. – Er hatte keine Zeit zu sündigen. Abadonnas Arbeit ist tadellos.
    – Ich wäre nicht gern auf der Seite desjenigen, gegen den dieser Abadonna kämpft –, gestand Margarita. – Wen unterstützt er?
    – Je länger ich mit Ihnen rede –, erwiderte Woland freundlich, – desto mehr fällt mir auf, wie klug Sie sind. Seien Sie unbesorgt: Er ist auf seltne Weise überparteiisch und hat gleiches Mitleid mit beiden Seiten. Infolgedessen haben die Gegner auch dieselben Chancen auf Erfolg. Abadonna! –, verlangte Wolandmit verhaltener Stimme. Da trat hinter der Wand ein Mann hervor. Hager. Mit einer dunklen Brille. Diese Brille muss auf Margarita einen so ungeheuren Eindruck gemacht haben, dass sie leise aufschrie und ihr Gesicht an Wolands Bein drückte. – Schon gut, schon gut! –, rief dieser aus. – Die Menschen von heute! Immer so empfindlich! – Und er gab Margarita einen so starken Klaps auf den Rücken, dass ihr ganzer Körper erdröhnte. – Sie sehen doch, dass er seine Brille anhat! Außerdem gab es noch nie einen Fall, dass Abadonna jemandem vorzeitig erschienen wäre. Und schließlich bin ich ja auch noch da. Und Sie sind mein Gast! Ich wollte nur, dass Sie ihn einmal sehen.
    Abadonna stand regungslos.
    – Kann er denn für eine Sekunde die Brille abnehmen? –, fragte Margarita. Sie drückte sich an Woland und erbebte bereits, aber diesmal vor Neugier.
    – Ausgeschlossen –, gab Woland sehr ernst zur Antwort und winkte, worauf Abadonna verschwand. – Was hast du auf dem Herzen, Azazello?
    – Messire –, erwiderte Azazello, – darf ich etwas sagen? Es sind zwei unberechtigte Personen anwesend: Ein hübsches Ding, das da flennt und bettelt, es möge bei der Herrin bleiben. Und, dann, als Zweiter, mit Verlaub gesagt, ihr Mastschwein.
    – Die hübschen Dinger sind manchmal sehr eigen –, bemerkte Woland.
    – Das ist Natascha, das ist Natascha! –, freute sich Margarita.
    – Die gehört zu ihrer Herrin, und das Schwein in die Küche.
    – Wie? Sie wollen es doch nicht schlachten? –, rief Margarita erschrocken. – Ich bitte Sie, Messire! Es ist Nikolaj Iwanowitsch, mein Nachbar von unten. Das Ganze ist ein Missverständnis. Sie hat ihm einen Tupfer mit der Crème verpasst …
    – Ja, Momentchen mal –, sagte Woland, – wer, zum Teufel, sollte ihn schlachten? Und warum? Der soll einfach in der Küche bei den Köchen bleiben, mehr nicht! Sie werden doch einsehen, dass ich ihn unmöglich in den Tanzsaal hineinlassen kann!

    – Allerdings … –, meinte Azazello und meldete: – Messire, die Mitternacht ist sehr nahe.
    – Ah, gut. – Woland wandte sich an Margarita: – Ich bitte Sie also … Und bin Ihnen jetzt schon zutiefst verbunden. Bewahren Sie Haltung und fürchten Sie nichts. Und trinken Sie nur Wasser, sonst ermüden Sie schnell und haben es schwer. Wohlan!
    Margarita erhob sich von der Matte, und in der Tür erschien Korowjew.

Kapitel 23
Der Große Satansball
    Die Mitternacht war sehr nahe. Es galt, sich zu sputen. Margarita schaute. Alles vernebelt. Nur Kerzen und irgendein Wasserbecken aus schimmernden Steinen. Als sie in dieses Becken stieg, übergossen sie Gella und Natascha, die ihr zur Hand ging, mit einer heißen, dicken und roten Flüssigkeit. Salziger Geschmack auf den Lippen. Ein Bad in Blut! Der blutige Mantel wurde bald von einem anderen abgelöst – durchsichtig, zäh und rosafarben. Schwindelerregend dieses Rosenöl! Dann wurde Margarita auf ein kristallenes Lager geworfen und mit

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