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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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bitte Sie, Königin! –, röchelte er. – Würde es mir jemals einfallen, einer Dame Wodka anzubieten? Das ist lupenreiner Spiritus!
    Margarita lächelte und versuchte, das Glas ein wenig von sich zu schieben.
    – Nur zu, keine Bange –, sagte Woland, worauf Margarita augenblicklich das Glas ergriff. – Gella, setz dich –, befahl Woland und erklärte: – Die Vollmondnacht ist eine festliche Nacht. Da pflege ich nur im kleinen Kreis meiner engsten Vertrauten undDiener zu speisen. Also, wie ist Ihnen zumute? Und wie war dieser anstrengende Ball?
    – Einfach umwerfend! –, schnatterte Korowjew. – Alle sind entzückt, verliebt, zerknirscht! Wie viel Takt, wie viel Können, wie viel Nettigkeit und Charme!
    Schweigend erhob Woland sein Glas und stieß mit Margarita an. Sie trank ohne Widerrede, nach dem Motto: Spiritus, na ja, wird mein schneller Tod sein. Aber nichts dergleichen geschah. Eine lebensspendende Wärme verteilte sich überall im Bauch, im Nacken gab etwas wohltuend nach, alle Kräfte kehrten zurück, wie nach langem erquickendem Schlaf, und mit ihnen zusammen ein Heißhunger. Richtig, seit gestern Abend keinen Bissen im Mund gehabt. Also fiel sie gierig über den Kaviar her.
    Behemoth schnitt sich ein Stück Ananas ab, tat Salz und Pfeffer drauf und verschlang es. Anschließend genehmigte er sich noch ein Schnäpschen – und zwar diesmal mit so viel Verve, dass ihm alle spontan applaudierten.
    Nachdem auch Margarita ihr zweites Glas geleert hatte, brannten die Kerzen im Kandelaber ein wenig heller, und der Kamin gab mehr Glut von sich. Sie wurde überhaupt nicht betrunken und zerbiss mit den weißen Zähnen das Fleisch. Schön saftig. Indessen bestrich Behemoth eine Auster mit Senf.
    – Tu oben noch eine Weintraube drauf –, flüsterte Gella und stieß den Kater in die Seite.
    – Ich kann auf Belehrungen getrost verzichten –, versetzte Behemoth. – Ist ja nicht so, als soupierte ich heute zum ersten Mal!
    – Wirklich bezaubernd, am Feuer zu plauschen, so beieinander! –, knarzte Korowjew. – Ganz unter Freunden!
    – Nein, Fagot –, entgegnete ihm der Kater, – auch der Ball hat seinen Reiz und vor allem Format!
    – Er hat keinen Reiz und auch kein Format. Vom Gebrüll dieser albernen Bären und Tiger in der Bar hab’ ich beinahe Migräne bekommen –, sagte Woland.

    – Ay, ay, Messire –, stimmte Behemoth zu, – wenn Sie meinen, er habe kein Format, will ich auf der Stelle Ihre Meinung teilen.
    – Na, sieh einer an! –, staunte Woland.
    – Nur ein Scherz –, sagte der Kater demütig. – Und was diese Tiger anbelangt, so lasse ich sie auf der Stelle schmoren.
    – Tiger sind nicht zum Verzehr geeignet –, bemerkte Gella.
    – So? Glaubt ihr? Dann bitte ich, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen –, antwortete der Kater und erzählte, vor Vergnügen schnurrend, wie er einmal ganze neunzehn Tage durch die Wüste geirrt war. Und das Einzige, wovon er sich ernährt hatte, war das Fleisch eines von ihm eigenpfötig erlegten Tigers. Alle lauschten diesem unterhaltsamen Bericht mit Interesse, und als er zu Ende war, riefen alle im Chor:
    – Frei erfunden!
    – Und das Bemerkenswerte daran ist –, stellte Woland fest, – dass es nicht einfach nur frei erfunden ist, sondern vom ersten bis zum letzten Wort.
    – Ach so ist das! Frei erfunden, wie? –, schrie der Kater. Gleich wird er protestieren. Aber nein, er seufzte nur: – Soll die Zeit uns richten.
    – Und sagen Sie mal –, wandte sich Margot, vom Wodka belebt, an Azazello, – dieser gewesene Baron, wurde er etwa niedergeschossen?
    – Absolut –, erwiderte Azazello. – Wie auch so jemanden nicht erschießen? So jemand gehört erschossen und basta!
    – Ich habe mich schrecklich aufgeregt! –, rief Margarita. – Das alles kam so überraschend.
    – Daran ist rein gar nichts überraschend –, entgegnete Azazello, während Korowjew heulte und jammerte:
    – Da kann man sich auch nur aufregen! Ich hab’ Blut geschwitzt! Peng! Und hoppala! Der Baron fällt um!
    – Ich bin schon beinahe hysterisch geworden –, fügte der Kater hinzu und leckte den Kaviarlöffel sauber.

    – Also, was mir vollkommen schleierhaft ist –, sagte Margarita, der die goldenen Funken vom Kristallgeschirr in den Augen tanzten, – war die Musik und dieses Gerummel des Balls draußen überhaupt nicht zu hören?
    – Na freilich nicht, Königin –, erklärte Korowjew. – Nur wenn’s keiner hört, ist es richtig gemacht! Sie wissen ja: Vorsicht

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